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0116 - Der Traum-Dämon

0116 - Der Traum-Dämon

Titel: 0116 - Der Traum-Dämon
Autoren: Martin Eisele
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Eiskalt und entschlossen wirkte er – so eiskalt und entschlossen, daß sie es sogar körperlich spüren konnte. Gänsehaut rieselte über ihren Rücken.
    Er fuhr schneller!
    Mit durchdrehenden Pneus bog er von der breiten, gutausgebauten Straße ab, in einen Waldweg hinein. Der Austin rumpelte über Schlaglöcher, die Stoßdämpfer ächzten. Die Lichtfinger der Scheinwerfer tanzten hin und her, zerschnitten die neblige Dunkelheit.
    »Was – was tun Sie?« hauchte Laureen Fuller. »Bitte…«
    Er unterbrach sie unwirsch. »Geduld, meine Liebe, Geduld. Nur ein paar Minuten noch… Dann bist du tot! Tot! Tot!«
    ***
    Es raubte ihr buchstäblich den Atem! Ihre Kopfhaut zog sich schmerzhaft zusammen. Wie verrückt hämmerte ihr Herz gegen ihre Brust.
    Laureen Fuller war 24, superblond und so aufregend gewachsen, daß Männerherzen bei ihrem Anblick unwillkürlich einige Takte schneller schlugen. Dieses Phänomen war ihr hinreichend bekannt – und sie genoß es immer wieder. Sie konnte auf eine ganze Reihe Verehrer zurückblicken. Angenehme und weniger angenehme – also solche, die gleich zudringlich wurden. Aber mit Mord war ihr noch nie gedroht worden.
    Endlich hatte sie sich wieder einigermaßen in der Gewalt.
    »Umbringen…«, würgte sie krächzend hervor. »Sie wollen mich umbringen? Aber warum denn? Was habe ich Ihnen denn getan?«
    »Nichts. – Und wenn du brav bist, dann bleibst du auch am Leben, Baby. Ich wollte dich bloß schocken. Die Sachlage quasi von Anfang an klarstellen!« versetzte er und grinste schief. Er wandte ihr kurz sein Gesicht zu. Das Flackern in seinen Augen war noch intensiver geworden.
    »Merkst du denn nicht, daß ich unheimlich auf dich stehe? Ich lade dich zu einem kleinen Rendezvous ein. Zu einem nächtlichen Waldspaziergang. Na -?«
    »Ich… ich …« Laureen Fuller stieß den Atem aus und schüttelte den Kopf. Ihre Angst verwandelte sich in Wut. Wo nahm der Kerl nur die Frechheit her?
    »Du bist also einverstanden, Baby?«
    »Nein! Ich denke nicht daran!«
    »Ach – und was denkst du dann? Vielleicht, daß du mich damit beeindrucken kannst?«
    »Bitte, halten Sie an! Lassen Sie mich aussteigen!«
    Der Bleiche lachte. Abgehackt. Gemein. »Es ist gefährlich, nachts allein im Wald… Außerdem willst du das nicht wirklich. Ich durchschaue dich doch. Du bist auch nicht anders als andere Girls. Du tust so tugendhaft, und im Grunde willst du doch bloß, daß ich dich galant verführe! Warum sonst bist du wohl per Autostopp unterwegs gewesen?«
    Seine Hand legte sich auf ihr Knie.
    Laureen zuckte wie unter einem Stromstoß zusammen. »Lassen Sie das! Nehmen Sie gefälligst Ihre Hand weg!« fauchte sie hitzig.
    »Okay, okay«, brummte er. »Aber nachher holen wir das nach!«
    Sie erholte sich von ihrem Schrecken. Mit zudringlichen Kerlen hatte sie ihre Erfahrung. Da wußte sie genau, was zu tun war. Bloß nicht kleinlaut und brav und ängstlich sein!
    Er schien ihre Gedanken zu erraten. »Hör mal zu, Herzchen. Ich habe dir vorhin gesagt, daß dir nichts passiert, wenn du brav bist. Aber – wenn du das nicht bist, dann…«
    Er vollendete seinen Satz nicht. Der drohende Unterton, der plötzlich wieder in seiner Stimme schwang, sagte jedoch mehr als tausend Worte. Eine Hitzewoge schoß in Laureen hoch. Kalter Schweiß brach ihr aus sämtlichen Poren. Irrsinnig schnell wirbelten die Gedanken in ihrem Kopf. Keine Sekunde länger durfte sie bei diesem – diesem Wahnsinnigen im Wagen bleiben!
    Sie schielte zur Tür.
    »Versuch es nicht, Herzchen! Wenn du bei dem Tempo hinausspringst, dann brichst du dir garantiert sämtliche Knochen. Und das wäre sehr, sehr schade!«
    Er machte sich über sie lustig! Laureen zitterte. Wut und unterschwellig pulsierende Angst machten ihr schwer zu schaffen.
    Er schaltete das Abblendlicht aus. Es war dunkel wie in einem Sarg. Nur die Leuchtziffern der kleinen, ins Armaturenbrett integrierten Digitaluhr spendeten spärliches Licht. Das Gesicht des Mannes war eine graue Fläche. Seine Augen dunkle Punkte.
    Herabhängende Äste und Zweige wischten über das Wagendach.
    Wütend prasselten dicke, schwere Regentropfen gegen die Scheiben. Über dem Waldboden waberte Nebel. Der Regen vermochte ihm nichts anzuhaben.
    Laureen Fuller schluckte krampfhaft. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Sie wußte, daß der Bleiche recht hatte. Sie konnte nicht einfach aus dem Wagen springen. Nicht jetzt. Aber sie mußte etwas tun! Wenn das Ziel, das er sich ausgesucht hatte,
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