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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten
Autoren: Veit Heinichen
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weiter?«
    »Unterberger brachte das C4 am Flugzeug an und verschwand darauf mit seiner Truppe im Trainingslager in Eraclea Mare. Er wusste nicht, wer der Besitzer der Reims-Cessna war. Sonst hätte er vermutlich sofort mit Spechtenhauser verhandelt, den er von früher kannte. Dessen Tochter Magda ist aus allen Wolken gefallen, als sie von der Sache erfuhr. Ich bin mir sicher, sie wird ihm auch künftig Briefe ins Gefängnis schicken.«
    »Wo aber ist der zweite Teil der Raubgolds?«, fragte Živa.
    »Unterberger wird es wissen, und dann hat auch Malannino seinen Erfolg.«
    »Meine Leute gehen die Bilder von den Grenzübergängen seit Freitag durch.«
    »Es reicht, wenn sie den Montag überprüfen. Xenia hat die Ware noch Sonntagnacht gesehen. Tu mir aber bitte einen Gefallen, Živa: Solltet ihr es finden, dann lass mich es bitte als Ersten wissen. Und lass dir etwas in Sachen Igor Agim einfallen. Wann sehen wir uns wieder?«
    »Bei der Sachlage wird sich eine Dienstreise kaum vermeiden lassen.«
     
    Als Laurenti den Hangar betrat, vor dem zu seiner Überraschung auch Xenias Scooter stand, sah er an dem aus Biertischen zusammengestellten Konferenztisch die Kommissarin und Untersuchungsrichter Battista Malannino sich gegenübersitzen. Den Gesichtern nach zu schließen war die Stimmung alles andere als entspannt. Um sie herum hatten sich andere Beamte der Sonderkommission versammelt. Das Fernsehgerät auf einem Rolltischchen übertrug die Abendnachrichten der RAI, die an erster Stelle die spektakuläre Festnahme eines Rechtsanwalts aus Südtirol vermeldeten, dessen Namen zwar nicht genannt wurde, der aber der Drahtzieher des Raubüberfalls auf der A4 gewesen sei.
    Die Meldung hatte die Weltnachrichten auf die hinteren Ränge verwiesen: die Anklageerhebung des UN-Kriegsverbrechertribunals in Den Haag gegen Ratko Mladić wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit; die syrische Miltäroffensive in Dschisr asch-Schugur, bei der über hundert Demonstranten dem Sperrfeuer der Regierungstruppen zum Opfer gefallen waren, während Tausende Syrer sich auf der Flucht in die Türkei befanden, wo Ministerpräsident Erdogan bei den Wahlen knapp die Zweidrittelmehrheit verfehlte; das Ergebnis des italienischen Referendums, mit dem der Anfang vom Ende des Regierungschefs eingeläutet wurde, weil eine deutliche Mehrheit die vorgesehene Privatisierung der Wasserversorgung ablehnte wie auch die Wiedereinführung der Kernergie und ein Gesetz, das den Premier vor Nachstellungen der Justiz schützen sollte.
    »Dank der beispielhaften Zusammenarbeit unserer Ermittler im Nordosten des Landes mit der Staatsanwaltschaft konnte heute Nachmittag ein Mann festgenommen werden, der als Drahtzieher sowohl des Mordes an einem ehemaligen Senator und einflussreichen Unternehmer verdächtigt wird als auch des Goldraubs auf der A4 am vergangenen Freitag«, sagte Polizeipräsidentin Marisa Quagliarello, die den mittleren Platz des Tischs im Konferenzraum der Questura belegte und eingerahmt war von Staatsanwalt Lorusso zu ihrer Linken sowie Commissario Laurenti, der etwas abgerückt zu ihrer Rechten saß und dessen Blick zum Fenster hinausschweifte. Vier uniformierte Beamte standen vor der Trikolore, der Europaflagge und dem Banner der Stadt Triest und bildeten den fernsehwirksamen Hintergrund.
    »Die rasche Lösung war aufgrund des unermüdlichen Einsatzes aller möglich, die Tag und Nacht durchgearbeitet haben«, stimmte der Staatsanwalt ein, nachdem er sich wichtigtuerisch aufgerichtet und eine Lesebrille auf die Nase geschoben hatte, die Laurenti bisher noch nie an ihm gesehen hatte. »Der aus Südtirol stammende und hier ansässige Unternehmer Franz Xaver Spechtenhauser ist durch einen Sprengsatz C4 an seinem Flugzeug ums Leben gekommen. Er war auch der rechtmäßige Eigentümer des geraubten Goldes. Nur wenige Menschen wussten von dem Transport, der Täter konnte nur aus seinem engsten Umfeld stammen. In diesem Fall handelt es sich um seinen langjährigen Firmenanwalt, der verdächtigt wird, den Raub organisiert zu haben, indem er sich zahlreicher früherer Mandanten bediente. Die entsprechenden Akten werden wir schnellstmöglich der Sonderkommission übergeben, die dann vermutlich aufgelöst werden kann.«
    »Und wo ist das Gold, guter Mann?«, knurrte Malannino schlechtgelaunt und warf Laurenti einen wütenden Blick zu. Xenia Zannier unterdrückte jegliche Mimik.
    »Ich selbst habe die Ermittlungen der Mordkommision koordiniert.«
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