Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten
Autoren: Veit Heinichen
Vom Netzwerk:
tun«, protestierte Galimberti.
    »Wir können das natürlich auch anhand der notariellen Unterlagen überprüfen. Es würde sich lediglich etwas verzögern, Signora Carli.« Der Staatsanwalt stützte die Ellbogen auf die Tischplatte. »Und dann müssen wir Sie wieder dazu vernehmen.«
    »Etwa siebzehn Millionen Euro.«
    »Dann waren Sie also allein bei Ihrem Mann«, stellte Laurenti fest.
    Donna Ritas Pupillen tanzten, der Anwalt hob die Brauen, und Pina Cardareto kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen. Ihr kam Laurentis Vorgehen wie Kampfsport vor, mit direkter Konfrontation den Gegner ablenken und mit einem unerwarteten Schlag seine Deckung durchbrechen.
    »Ich helfe Ihrem Gedächtnis gerne nach«, sagte Laurenti versöhnlich und zog ein Blatt aus seinen Unterlagen. »Dies sind Ihre Fingerabdrücke. Sie befanden sich auf einigen Weinflaschen. 2007er Gewürztraminer, 2003er Lagrein. Dazu haben Sie eine gegrillte Fiorentina gegessen, aber nur zur Hälfte, mit Rosmarinkartoffeln und Salat. Es war ein schöner lauer Samstagabend, sie sind auf Spechtenhausers Terrasse gesessen …«
    »… und er war restlos betrunken«, gestand Donna Rita zaghaft. »Es stimmt, ich war bei ihm. Er hat den Ausgleichsvertrag endlich unterschrieben. Ich werde Ihnen eine beglaubigte Kopie zukommen lassen.«
    »War Professor Moser als Zeuge dabei?«
    Donna Rita schüttelte entschieden den Kopf. »Franz hat mir erzählt, dass Gundolf eine halbe Stunde zuvor aufgebrochen war. Sie hätten sich über die Zukunft der Sonar unterhalten.«
    »Haben Sie die Nacht bei Spechtenhauser verbracht?«
    »Nein, ich hatte ein Zimmer in einem Agriturismo in der Nähe, von wo ich um sieben Uhr am Sonntagmorgen aufgebrochen bin, um zuerst nach Verona zu fahren, wo ich noch etwas zu erledigen hatte, und anschließend nach Hause.«
    »Wie lange waren Sie an jenem Abend bei ihm?«, fragte Laurenti.
    »Franz hatte eiserne Regeln. Er ging zeit seines Lebens Punkt dreiundzwanzig Uhr zu Bett und stand jeden Morgen um fünf Uhr auf. Ich bin kurz nach zehn gegangen. Er war viel zu betrunken, als dass man sich noch normal mit ihm hätte unterhalten können. Außerdem hatte ich endlich seine Unterschrift. Und ich muss zugeben, gerade noch im richtigen Moment. Sonst müssten wir jetzt einen Erbschaftsprozess gegen die Zwillinge führen, der ewig dauern und der Firma schaden könnte.«
    »Gibt es Zeugen dafür, wo Sie die Nacht verbracht haben?«
    »Trauen Sie mir etwa zu, dass ich im Dunkeln auf einem Flughafen einbreche und eine Bombe an einer Maschine befestige?«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet, Signora.«
    »Fragen Sie dort nach, wo ich geschlafen habe.«
    »Weshalb eigentlich haben Sie nicht einfach bis Sonntag gewartet, um mit Spechtenhauser zu verhandeln? Er wollte doch ohnehin nach Meran kommen.«
    »Ich hatte hier zu tun. Ich musste einige Dokumente in der Holding unterzeichnen. Und bei ihm zu Hause konnten wir ungestört reden.«
    »Wer wusste eigentlich davon, dass Spechtenhauser am Sonntag nach Meran kommen wollte?«
    »Er hatte es vor einer Woche angekündigt. Das Weingut sollte die edelsten Riservabestände transportfähig verpacken«, antwortete Donna Rita, ohne zu zögern.
    »Wussten Sie auch davon, Avvocato?«, fragte Laurenti.
    »Ja, Spechtenhauser hat mich darum gebeten, bei den Terminen mit seinen Debitoren dabei zu sein. Der Stichtag zur Ablösung ihrer Schulden war nahe.«
    »Und wussten Sie beide auch, welche Maschine er wählen würde?«
    »Es gab wenig Alternativen. Den Wein konnte er nur mit der Zweimotorigen transportieren«, sagte Donna Rita.
    »Auch Sie, Galimberti?«
    »Wie er sich fortbewegte, war für mich ohne Bedeutung.«
    »Kennen Sie einen Robert Unterberger, Signora?«, fragte Pina Cardareto unvermittelt. Bisher hatte sie sich zurückgehalten.
    Ein leichtes Zucken zeichnete Galimbertis Miene. Auch der Staatsanwalt horchte auf.
    »Nur aus der Zeitung, warum?« Donna Ritas Stimme klang selbstbewusst und fest.
    »Kennen Sie Gertraud und Magdalena Spechtenhauser? Die Zwillinge aus zweiter Ehe Ihres Mannes?«, hakte Pina nach.
    »Selbstverständlich.«
    »Haben Sie die beiden an jenem Tag gesehen?«
    »Nein. Ich war zwar am Nachmittag im Büro der Familienholding, doch waren beide außer Haus. Nur Oti Runggaldier war da. Sie haben Sie kennengelernt, Commissario.«
    »Wussten Sie, dass Galimberti intimen Kontakt zu Gertraud pflegt?« Die Inspektorin war unerbittlich.
    Der Anwalt erblasste, Donna Rita fuhr herum. Laurenti
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher