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Im Banne des schwarzen Schwertes

Im Banne des schwarzen Schwertes

Titel: Im Banne des schwarzen Schwertes
Autoren: Michael Moorcock
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Erstes Buch
    Der Seelendieb
    Hierin erneuert Elric seine Bekanntschaft mit Königin Yishana von Jharkor und Theleb K'aarna aus Pan Tang und erhält endlich Satisfaktion.
1
    In einer Stadt, die Bakshaan hieß und so reich war, daß alle anderen Städte des Nordostens dagegen arm erschienen, saß eines Abends in einer von hohen Türmen gekrönten Tarvarne Elric, Lord der rauchenden Ruinen Melnibones, und lächelte wie ein Hai und scherzte gekonnt mit vier mächtigen Kaufmannsprinzen, die er in wenigen Tagen in Armut zu stürzen gedachte.
    Mondmatt, der Fremdländer, Elrics Gefährte, betrachtete den großgewachsenen Albino mit Bewunderung und Sorge. Daß Elric lachte und scherzte, kam selten vor - daß er jedoch gutgelaunt seine Zeit mit Männern des Kaufmannsstandes teilte, das hatte es bisher noch nicht gegeben. Mondmatt beglückwünschte sich, daß er Elrics Freund war, und überlegte, was sich aus diesem Zusammensein wohl noch ergeben mochte. Wie üblich hatte sich Elric gegenüber Mondmatt nur wenig über seine Pläne ausgelassen.
    »Wir brauchen deine speziellen Fähigkeiten als Schwertkämpfer und Zauberer, Lord Elric, und werden dich dafür natürlich sehr gut belohnen.« Pilarno, übermäßig herausgeputzt, nervös und hager, war der Wortführer der vier.
    »Und wie wollt ihr zahlen, meine Herren?« erkundigte sich Elric höflich und lächelte noch immer.
    Pilarnos Kollegen hoben die Augenbrauen, und sogar der Sprecher war leicht gekränkt. Er bewegte eine Hand durch die verqualmte Luft des Schänkenraums, in dem die sechs Männer die einzigen Gäste waren.
    »In Gold - in Edelsteinen«, antwortete Pilarno.
    »In Ketten«, sagte Elric. »Wir freien Wanderer brauchen solche Ketten nicht.«
    Mondmatt beugte sich aus den Schatten, und sein Gesicht verriet, daß er Elrics Äußerung sehr mißbilligte.
    Auch Pilarno und die anderen Kaufleute waren sichtlich überrascht. »Wie sollen wir dich dann bezahlen?«
    »Darüber entscheide ich später«, sagte Elric lächelnd. »Wozu vorzeitig über solche Dinge sprechen - was soll ich tun?«
    Pilarno hüstelte und wechselte Blicke mit seinen Begleitern, die ihm zunickten. Pilarno senkte die Stimme und sagte langsam:
    »Dir ist bekannt, daß der Handel in dieser Stadt einer starken Konkurrenz unterliegt, Lord Elric. Viele Kaufleute wetteifern miteinander um die Kundschaft des Volkes. Bakshaan ist eine reiche Stadt, und seiner Bevölkerung geht es im allgemeinen gut.«
    »Das ist bekannt«, stimmte Elric zu; insgeheim verglich er die wohlhabenden bakshaanischen Bürger mit Schafen und sich selbst mit dem Wolf, der den Pferch heimsuchen wollte. Wegen dieser Gedanken stand in seinen roten Augen ein humorvolles Blitzen, das Mondmatt als boshaft und ironisch erkannte.
    »In dieser Stadt gibt es nun einen Kaufmann, der über mehr Lagerhäuser und Läden gebietet als jeder andere«, fuhr Pilarno fort. »Wegen der Größe seiner Karawanen kann er es sich leisten, größere Warenmengen nach Bakshaan zu bringen, und kann deshalb günstigere Preise machen. Er ist praktisch ein Dieb - mit seinen unfairen Methoden wird er uns noch ruinieren.« Pilarno war ehrlich gekränkt und bekümmert.
    »Du meinst Nikorn aus Ilmar?« fragte Mondmatt hinter Elric.
    Pilarno nickte stumm.
    Elric runzelte die Stirn. »Dieser Mann führt seine eigenen Karawanen an - er stellt sich den Gefahren von Wüste, Wald und Bergen. Er hat sich seine Stellung verdient.«
    »Darum geht es doch wohl kaum!« rief der dicke Tormiel, über die Maßen gepudert und geschminkt und mit Ringen überladen. Seine Fleischmassen wabbelten.
    »Nein, natürlich nicht.« Der glattzüngige Kelos tätschelte seinem Kollegen beruhigend den Arm. »Aber wir alle bewundern Mut - hoffe ich.« Seine Freunde nickten. Der stumme Deinstaf, der letzte der vier, hüstelte ebenfalls und wiegte den haarigen Schädel. Er legte die kränklich wirkenden Finger auf den juwelenbesetzten Griff eines geschmückten, doch praktisch nutzlosen Dolches und straffte die Schultern. »Aber«, fuhr Kelos mit zustimmendem Blick auf Deinstaf fort, »Nikorn geht kein Risiko mehr ein, wenn er seine Waren billig anbietet - mit seinen niedrigen Preisen bringt er uns an den Bettelstab.«
    »Nikorn ist uns ein Dorn im Fleische«, erklärte Pilarno unnötigerweise.
    »Und ihr Herren wollt nun, daß ich und mein Begleiter diesen Dorn entfernen«, stellte Elric fest.
    »Kurz gesagt, ja.« Pilarno hatte zu schwitzen begonnen. Er schien vor dem lächelnden Albino auf der Hut
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