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Im eigenen Schatten

Im eigenen Schatten

Titel: Im eigenen Schatten
Autoren: Veit Heinichen
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aber so hoch sind sie nicht. Wofür hast du das Geld erhalten?«
    »Es geht um eine neue Investition, das hat hier nichts zu suchen. Ich erkläre es dir später, sobald wir allein sind.«
    »Uns interessiert das aber auch«, sagte der Staatsanwalt entschieden.
    »Es fällt unter das Anwaltsgeheimnis«, entschied Galimberti.
    »Nochmals, von welchem Konto stammt das Geld? In den Bankunterlagen Spechtenhausers war darüber nichts zu finden«, setzte Pina sofort nach.
    »Ein Auslandskonto vielleicht? Die Kollegen von der Guardia di Finanza werden einiges mit der Betriebsprüfung zu tun haben. Der Staatsanwalt hat sie bereits verständigt.« Laurenti heftete seinen Blick auf den Staatsanwalt, dem nichts anderes übrigblieb, als zustimmend zu nicken.
    »Kommen wir zu dem Goldtransport«, sagte Pina plötzlich viel zu laut und öffnete das Notizbuch des Toten. »Hier steht ein Datum. Es ist der Tag des Raubüberfalls auf der A4. Die ganze Zeile lautet: Avv. wg. U27/5. «
    »U steht für Unterberger, Galimberti«, sagte Lorusso, der endlich seine Kombinationsgabe entdeckt hatte, über die sonst nur der Held in seinen Kriminalromanen verfügte.
    »Ich berufe mich auf das Anwaltsgeheimnis.« Galimberti musste sich sichtlich beherrschen.
    Der Staatsanwalt machte eine Notiz und sagte: »Die Finanzpolizei wird sich auch mit Ihrer Kanzlei beschäftigen.« Dann wandte er sich an Marietta. »Welche Untersuchungsrichter haben heute Dienst?«
    »Ihr Mandant Robert Unterberger hat sich in der Nacht zum Sonntag, dem Tag des Absturzes, bei Prosecco aufgehalten«, ergänzte Laurenti. »Er hat in Ihrem Auftrag die Bombe an Spechtenhausers Flugzeug angebracht. C4, das über einen Höhenmesser gezündet wurde.«
    »Leere Behauptungen, Commissario. Sie taugen nicht einmal als Märchenerzähler. Und die Überwachung meines Telefonanschlusses verstößt ebenfalls gegen das Anwaltsgeheimnis«, zeterte Galimberti nun wütend. »Kein Gericht wird das als Beweis zulassen. Machen Sie sich auf ein Disziplinarverfahren gefasst, das Sie den Kopf kosten wird.« Seine Augen spuckten Feuer, jedes Wort akzentuierte er.
    »Sparen Sie Ihre Energie, Avvocato. Wir mussten nicht lange suchen, um auf diese Verbindungen zu stoßen. Das Internet ist manchmal hilfreich, manchmal verräterisch. Das hängt von der Perspektive ab. Sie werden sehen, was der Richter dazu sagt. Nur wenige wussten, wann Spechtenhauser nach Bozen fliegen wollte, und vor allem, mit welcher Maschine. Aber ich rätsle noch immer über Ihr wirkliches Motiv: Man bringt die Kuh, die man melken kann, schließlich nicht ohne triftigen Grund zum Schlachter. Donna Rita hat bei meiner ersten Befragung ausgesagt, dass sie am Freitag vor dem Absturz per Fax von Spechtenhauser über den Transport unterrichtet wurde. Dieser Unterberger sitzt wegen des Goldraubs. Er soll einer der beiden Chefs der Gang sein. Und er hat den Sprengstoff angebracht. Doch weshalb? Weil er Anweisungen hatte, Galimberti.«
    »Beweise, Laurenti«, sagte Galimberti mit gerümpfter Nase.
    »Die Funkzellen, in die sich sein Mobiltelefon eingeloggt hat, sprechen Bände. Und die Auswertungen der Telefonate klingen wie das Mozart-Requiem bei Spechtenhausers Beerdigung, Avvocato.«
    Dem Staatsanwalt schwirrten die Sinne, mit beiden Händen strich er das Haar zurück. Pina Cardareto saß angespannt an der Stirnseite des Tischs und notierte sich immer wieder Stichworte. Und Mariettas Finger flitzten über die Tastatur, während ihr Blick auf die anderen gerichtet war, als schaute sie »Goldfinger« mit Sean Connery und Gert Fröbe zum ersten Mal.
    Donna Rita hingegen hatte sich erhoben und ein paar Schritte vom Tisch entfernt, als suchte sie Schutz. Erst als sie hinter dem Commissario stand, der über die Schulter zu ihr aufschaute, begann sie zu reden.
    »Ernesto Galimberti hat das Fax von Franz gelesen. Es lag verkehrt herum auf meinem Schreibtisch. Niemand anderes hatte Zugang zu meinem Büro. Nicht einmal mein Sohn.« Sie schien um Jahre gealtert.
    »Du bist lächerlich eifersüchtig, Rita«, sagte der Anwalt mit einem Spülwassergrinsen, das ihm noch schlechter stand als die Fassungslosigkeit zuvor.
    »Und du hast mit dem Kroaten gemeinsame Sache gemacht«, fügte Donna Rita mit gepressten Lippen an. »Igor Agim ist der Einzige, den du kennst und der eine solche Menge Gold unterbringen kann.«
    Erst der Staatsanwalt unterbrach die Stille. »Rechtsanwalt Ernesto Galimberti, Sie sind vorläufig festgenommen. Und Sie ebenfalls,
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