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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen
Autoren: John Ball
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PROLOG

    Als der Wagen so ruhig durch die Nacht rollte, fiel es dem Mann im. Fond immer schwerer, die Augen offenzuhalten. Die Fahrt hatte schon eine ganze Weile gedauert, außerdem hatte er einen ausnehmend langen und zermürbenden Tag hinter sich.
    Schließlich kapitulierte er und gestattete sich den Luxus der Sorglosigkeit. Sein Denken verwischte sich, sein Kopf sank auf die Rücklehne. In wenigen Minuten schlief er fest.
    Der Fahrer hatte ihn schon die ganze Zeit im Rückspiegel beobachtet. Bald wurde offenbar, daß der erschöpfte Mann nicht nur vor sich hindöste; sein Mund stand offen, sein Atem kam hörbar mit dem Heben und Senken der Brust.
    Zwanzig Minuten noch hielt der Fahrer das Tempo, dann bog er langsam und vorsichtig in eine Nebenstraße ein, damit die andersartigen Bewegungen des Wagens den Schläfer nicht hochschreckten.
    Auch auf der engeren Straße fuhr der Fahrer so gleichmäßig und ausgeglichen, daß er niemandem auffiel. Außerdem war der Verkehr äußerst dünn. Zweimal zweigten Straßen zu den hochgelegenen und einsamen Cañons ab, doch der Wagen rollte unbeirrt geradeaus.
    Dann erfaßte der Strahl der abgeblendeten Scheinwerfer ein Hinweisschild, und die Bremslichter leuchteten auf.
    Der Wagen bremste sanft neben der Fahrbahn und hielt so, daß der Fahrer die Straße nach beiden Richtungen hin voll überblicken und die Scheinwerfer näher kommender Fahrzeuge schon von weitem erkennen konnte. Der schlafende Mann, der jetzt völlig entspannt im Rücksitz zusammengesunken war, hatte keine Ahnung, daß das Licht ausgeschaltet und die Tür zum Fond geöffnet wurde.
    Einige Sekunden lang studierte der Fahrer, bar jeder Gefühlsregung, das Gesicht des Schläfers. Dann vergewisserte er sich rasch, daß kein Fahrzeug herankam; die Nacht war dunkel und still. Zeit und Ort stimmten, eine günstigere Gelegenheit würde sich kaum bieten.
    Der Fahrer holte tief Luft und schlug zu — heimtückisch und mit tierischer Gewalt.
    Der schlafende Mann sackte ein wenig mehr in sich zusammen. Langsam entwich sein Atem in die stille Nachtluft. Er spürte keinen Schmerz, es kam ihm nicht zu Bewußtsein, daß sein Schlaf gestört worden war.
    Als ihn der zweite bösartige Schlag traf, reagierte er gar nicht mehr. Seine Brust hatte aufgehört, sich zu bewegen.
    Der dritte Hieb zersplitterte zwei Knochen in seinem Körper, aber er war schon jenseits von Schmerzempfindlichkeit.
    Irgendwann in den nächsten Sekunden trat der Tod ein.
    Als der letzte und brutalste Schlag ihn traf, nahm sein Körper ihn zwar hin, aber sein Geist war längst woanders.

    Der Fahrer hatte gewußt, daß sein Opfer bereits tot war, aber lange und sorgfältig Schulung verwehrte ihm, ein Risiko auf sich zu nehmen. Sicherzugehen konnte nichts schaden. Es zu unterlassen, mochte in die Gaskammer führen.
    In dem dichten Gebüsch am Straßenrand klaffte eine Lücke, dort, wo ein Weg in die Dunkelheit abzweigte. Der Fahrer sicherte noch einmal straßauf und straßab, dann eilte er ein paar Schritte den Weg hinunter und sah sich auch hier nach einem möglichen Zeugen um.
    Er fand keinen. So weit er sehen konnte, lag nur beruhigende Finsternis vor ihm und ganz hinten der schwache Schimmer einer Wasserfläche.
    Eine noch warme Leiche, besonders die eines kräftigen Mannes, ist ein ungeheuer kompromittierendes und gefährliches Besitztum. Der Fahrer war sich dessen voll bewußt, aber er wußte andererseits genau, was er jetzt zu tun hatte.

    Den Toten empörte es nicht mehr, als fremde Hände ihm die Kleider vom Leib rissen und fremde Finger ihm in den Mund griffen, die beiden erstklassigen Zahnprothesen lösten und in seine Jackentasche steckten. Einen Augenblick lang spielte der Täter mit dem Gedanken, die Fingerkuppen des Toten zu schälen, um von vornherein eine Identifizierung durch Fingerabdrücke auszuschließen. Doch dann kam er zu dem Schluß, daß es unnötig war.
    Niemand sah, wie der Mörder die Kleider und Habseligkeiten des Toten säuberlich zu einem Bündel zusammenrollte und danach äußerst gründlich den Boden absuchte, um sich zu vergewissern, daß nichts heruntergefallen war. Zufrieden, daß er ganze Arbeit geleistet hatte, warf er das Bündel durch das offene Fenster auf den Beifahrersitz; er vermied es, die Tür zu öffnen, damit die Innenbeleuchtung nicht unnötig oft aufflammte.
    Dann machte er sich an die letzte, entscheidende Arbeit.
    Fünf Minuten später brummte der Motor des Wagens auf, und der Fahrer stieß vorsichtig
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