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Das Nilpferd

Das Nilpferd

Titel: Das Nilpferd
Autoren: Stephen Fry
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VORWORT
     
     
    Sie glauben doch wohl nicht, daß ein Arsch wie ich eine Geschichte ordentlich erzählt, oder? Mehr kann ich aus dieser verfluchten Maschine nicht rausholen. Ich hab den verarbeiteten Text gezählt, das mach ich einmal pro Stunde, und wenn man der Technik Glauben schenken darf, sieht es aus, als hätten Sie 603941 Zeichen vor sich. Viel Glück. Sie haben es so gewollt, Sie haben mich dafür bezahlt, Sie müssen da jetzt durch. Wie heißt es so schön: Ich habe für meine Kunst gelitten, jetzt sind Sie dran.
    Ich will nicht behaupten, daß es eine durch und durch groteske Erfahrung war. Das Projekt – da Sie auf dem Begriff bestehen – hat mich davon abgehalten, mittags zu trinken, unerreichbaren Frauen hinterherzusabbern und mit den Unsäglichen nebenan zu streiten. Auf Ihren Vorschlag hin habe ich in diesen sieben Monaten ein mehr oder weniger geregeltes Leben geführt und habe gehört, der Gewinn lasse sich an Teint, Taille und dem Weiß meiner Augen ablesen.
    Der Tagesablauf war immer gleich und auf perverse Weise wohltuend. Jeden Morgen bin ich um die Zeit herum aufgestanden, wo die meisten anständigen Leute an den letzten Kurzen vorm Insbettgehen denken, habe geduscht, bin leichten Schrittes die Treppe hinuntergegangen, habe mich durch eine Schale Bran Buds gemampft und meine widerspenstigen Pantoffeln gen Arbeitszimmer gelenkt. Ich schalte den Computer ein – eine Prozedur, die mein Sohn Roman »die Matrizen laden« nennt –, glotze mit angeekelten Augen auf den Stuß, den ich am Abend zuvorverzapft habe, höre mir noch ein paar von den verdammten Interviewbändern mit Logan an, zünde mir eine Rothmans an und mach dann weiter mit dem Scheiß. Wenn der Tag gut läuft, verschwinde ich nach oben, um das mit einer kleinen Masturbation zu feiern – was Roman zweifellos »auf die Matratzen entladen« nennen würde –, und bis gegen sieben denk ich nicht mal an eine Flasche. Alles in allem ein stolzes und reines Leben.
    Das Problem, wenn man ein Haus auf dem Lande mietet, ist, daß alle Welt einen plötzlich besuchen will. Ununterbrochen muß ich Oliver, Patricia, Rebecca und andere abwehren, die meine Zeit für grenzenlos und meinen Keller für unerschöpflich halten. Dann und wann verklappt das Biest hier einen Sohn oder eine Tochter übers Wochenende, aber beide sind groß genug und häßlich genug, um auf sich selbst aufzupassen, und brauchen meine Hilfe nicht, wenn sie sich einen Joint drehen oder ihre Lockenwickler befestigen. Nächste Woche zieht Leonora in das Haus ein, das ich ihr überlassen und womit ich sie endgültig vom Hals habe. Sie ist viel zu alt, um wie eine Klette an mir zu hängen.
    Nein, ich würde sagen, unterm Strich war das Ding ein voller Erfolg. Als Prozeß, meine ich, als Prozeß. Ob das
Produkt
nun etwas taugt, müssen naturgemäß Sie entscheiden.
    Mir ist völlig klar, daß noch einiges retuschiert werden muß. Vermutlich werden Sie eine Entscheidung treffen, ob ein einheitlicher
Point of View
hergestellt werden soll oder nicht ... ein durchgängiger Erzähler in der dritten Person, ein allwissender Autor, Innenperspektive oder Außenperspektive – der ganze literaturwissenschaftliche Scheiß. Da die Hälfte aus Briefen besteht, können Sie immer noch hier was schniegeln, da was bügeln und das Ganze einen Briefroman nennen, oder?
    Mein Lieblingskandidat für den Titel ist
Die Lyrik anderer Leute
, aber ich werde die Befürchtung nicht los, daß Ihre schmierigen Vertriebsleute das für einen Tick zu louismäßig halten. Für mich ist es der beste Titel, der einzige Titel. Also egal, was für eine billige Alternative Sie sich zusammenfantasieren, für mich wird dieses Buch immer
Die Lyrik anderer Leute
heißen und nicht anders. Ihr Vorschlag
Was jetzt
? oder
Na und
? oder wie immer das ging, klingt mir zu sehr nach Joseph Heller und schielt zu sehr auf die Marktchancen, wie die Phrase, glaub ich, lautet. Sonst gefällt mir
Der Thaumaturg
ganz gut; das wäre mein Einsatz auf Platz. Bestimmt werden Sie mit einer eigenen Klugscheißeridee aufwarten. Roman findet
Whisky mit Soda
ganz hübsch.
    Die Einzelheiten im Folgenden entsprechen in aller Regel den Tatsachen. Wenn Sie verlegerisches Fracksausen kriegen, können Sie immer noch Namen und Daten ändern – mir doch scheißegal. Übrigens ist mit dieser Manuskriptabgabe das zweite Viertel von meinem Vorschuß fällig: Ich mach mich hier vom Acker, such mir ’ne Braut und ’ne Bar, also schieben Sie den Scheck beim
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