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Totes Zebra zugelaufen

Totes Zebra zugelaufen

Titel: Totes Zebra zugelaufen
Autoren: John Ball
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einschenke.«
    Forrest nahm seinen Platz am Kopf des Tisches ein und forderte Morrissey auf, sich neben ihn zu setzen. Der Sheriff ließ sich gemächlich nieder, mit der Miene eines Menschen, der sich überall zu Hause fühlt. Sein Untergebener rückte nervös seinen Stuhl zurecht und starrte so aufmerksam in seine leere Tasse, als wollte er sich vergewissern, daß sie sauber war. Sie war es.
    Emily nahm den übergroßen elektrischen Kaffeetopf zur Hand und schenkte ein. Sie füllte auch die Tasse, die vor dem leergebliebenen Stuhl stand, und drehte sich dann mit gelassener Freundlichkeit nach dem jungen Arzt um. »Nehmen Sie Zucker und Milch, Doktor?«
    »Nur Zucker«, erwiderte der Arzt kurz. Es dauerte einen Moment, ehe ihm klar wurde, daß er damit in eine Falle gegangen war. Da er nun schon erläutert hatte, wie er seinen Kaffee bevorzugte, blieb ihm nichts anderes übrig, als ihn zu trinken. Den Mund streng zusammengepreßt, trat er zum Tisch und setzte sich widerstrebend. Linda fragte nicht, ob er Kuchen haben wollte. Sie legte ihm einfach welchen auf den Teller.
    Als Emily sich umdrehte, um den Kaffeetopf so auf den Tisch zu stellen, daß jeder ihn erreichen konnte, stellte Bill Morrissey fest, daß die Wickelschürze nicht ganz um ihren Körper reichte, rr nahm den Löffel und rührte in seinem Kaffee.
    Forrest bat Morrissey um die Butter. »Im Sommer«, berichtete er beiläufig, »kommen eine ganze Reihe Ihrer Leute zu uns. Joe Thompson, Mike Marino, Ed Meyers. Aber Sie sind wohl zum erstenmal hier?«
    »Richtig«, bestätigte Morrissey. »Aber ich habe natürlich schon viel von Sun Valley Lodge gehört.« Er trank einen Schluck. »Ist so ziemlich der einzige Ferienort in der Gegend, mit dem wir noch keine Scherereien hatten.«
    »Freut mich zu hören«, erklärte Forrest. »Wir haben ja auch keine Bar. Das hat unbedingt seine Vorteile. Außerdem sind wir bei der Aufnahme neuer Mitglieder recht wählerisch.«
    Nachdem Emily ihre Gäste bedient hatte, setzte sie sich ebenfalls und winkte ihre Tochter zu sich heran.
    »Sind Sie schon einmal in einem Gelände für Freikörperkultur gewesen, Doktor?« erkundigte sie sich unbefangen.
    »Nein.« Die Antwort war kurz, sie grenzte an Unhöflichkeit.
    »Viele unserer Mitglieder sind auf ärztliches Anraten hin zu uns gekommen, wissen Sie. Zu schade, daß Sie nicht verheiratet sind. Sonst würden wir Sie und Ihre Frau gern einmal übers Wochenende als Gäste einladen.«
    Der Arzt musterte sie mit einem kühl forschenden Blick. »Woher wissen Sie so gut über mich Bescheid?«
    »Ledige Männer sind leicht zu erkennen«, versetzte Emily lächelnd. »Jedenfalls finden wir das. Nehmen Sie noch eine Tasse Kaffee?«
    Als der junge Arzt eben zu einem Wort der Ablehnung ansetzte, klingelte das Haustelefon. Linda stand rasch auf und ging an den Apparat.
    »Hier spricht Tibbs«, sagte die Stimme am anderen Ende. »Ich war so frei, die Kette auszuhaken, um Ihr Telefon benutzen zu können. Hier ist doch das Nudistencamp, nicht wahr?«
    »Richtig«, bestätigte Linda. »Sind Sie Mitglied bei einer Vereinigung für Freikörperkultur?«
    »Nein.«
    »Sind Sie verheiratet, Sir?«
    »Nein. Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben.«
    »Ich komme sofort zum Tor.« Linda legte auf. »Wieder mal ein Junggeselle«, berichtete sie ihrem Vater. »Und ein Zebra dazu. Ich gehe hinunter.«
    »Hat er seinen Namen genannt?« fragte Sheriff Morrissey.
    »Tibbs«, antwortete Linda.
    »Oh, da kann ich Ihnen jetzt, seit ich weiß, was das Wort bedeutet, versichern, daß er kein Zebra ist.«
    Linda blickte ihn fragend an und wartete auf eine Erklärung. Als er stumm blieb, zuckte sie die Schultern und ging zur Tür. Während sie an diesem Tag zum zweitenmal über den Rasen zum Haupttor eilte, dachte sie daran, wie viele Junggesellen sich in Sun Valléy Lodge schon um Mitgliedschaft beworben hatten. Einige waren nett und anständig gewesen, andere eindeutig das Gegenteil. Am schlimmsten war es, wenn diese Gruppen unternehmungslustiger Strohwitwer auftauchten, die Frau und Familie zu Hause gelassen hatten und mit Fotoapparaten bewaffnet Einlaß suchten, um ihre Neugier zu befriedigen. Doch sie war mit diesen Sensationsjägern noch immer fertig geworden. Sie wußte, daß ihr Vater eingreifen würde, wenn sie nach spätestens fünf Minuten nicht vom Tor zurückgekehrt war.
    Als sie zur Einfahrt kam, sah sie draußen einen schwarzen Ford stehen. Daneben wartete ein Mann.
    Linda sah viele Dinge
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