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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara
Autoren: Theo L. Wuldt
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Der Fall von Katara / Prolog
     
    Einst lebte das Volk der Threber in einem weit entfernten Land, das Katara genannt wurde. Die Threber waren Nachkommen von menschlichen Siedlern, die sich vor langer Zeit auf dem Planeten Tenemos niedergelassen hatten. Sie bewirtschafteten den fremden Himmelskörper mit terrestrischer Technologie und hatten sich hochhäuslich eingerichtet. Sie bauten mächtige Bauwerke, trieben mit ihren Nachbarn regen Handel und hatten keine natürlichen Feinde. Katara befand sich auf der nördlichen Hemisphäre eines staubtrockenen Riesenkontinents, der sich vor Tausenden von Jahren aus mehreren kleineren Kontinenten gebildet hatte. Das Land Katara lag auf einer Hochebene, die von gigantischen Bergzügen nahezu gänzlich umschlossen war. Das Marikonn-Gebirge im Norden ragte bis zu zehn Kilometer in die Höhe und wurde in früherer Zeit für den Sitz der Götter gehalten.
    Das Klima an den Küsten war rau und stürmisch, sodass die Threber sich im Inneren des Kontinents aufhielten, wo es zwar weniger Wasser gab, die Natur aber nicht ganz so hart zuschlug, wie an den anderen Orten. Bei den Threbern war jeder Wassertropfen sehr kostbar. Eine Verschwendung von Wasser und Ressourcen kam einem Gesetzesbruch gleich. Dieser Riesenkontinent, Poligäa genannt, war ein unwirtlicher Ort. Viele gebeutelte Tiere konnten auf dieser unendlich großen Landfläche kaum brauchbare ökologische Nischen für sich finden und starben schließlich aus, um etlichen anderen Spezialisten den Weg frei zu machen. Die wenigen Lebensformen, die noch existierten, waren durch dieses Massenaussterben stark traumatisiert, und es war nur eine Frage der Zeit, dass auch sie bald aussterben würden. Doch die am meisten gefährdete Spezies waren die Threber selbst.
    Tenemos war ein einsamer verwaister Wanderplanet gewesen, bevor er von der Sonne des Siriussystems eingefangen worden war. Es sollte vielleicht nicht unerwähnt bleiben, dass dieses ehemalige Dreifach-Sonnensystem vor Millionen von Jahren zu einem einzelnen Stern zusammengeschmolzen war, sodass aus Sirius A, B und C Sirius D geworden war. Da sich Tenemos in der habitablen Zone von Sirius D befunden und schon einen eigenen Mond mit dem Namen Ksena mitgebracht hatte, mauserte sich dieser unscheinbare Planet innerhalb von wenigen Jahrmillionen zu einem für Menschen bewohnbaren Ort der Begierde.
    Und so war im Jahre 100.025.733 e.n.d.e. (Echtzeitzählung nach der Euroeinführung) eine terrestrische Delegation mit fünf Raumschiffen nach Sirius D gereist. Nachdem die Ex-Terraner Tenemos erfolgreich besiedelt hatten, mussten sie im Nachhinein enttäuscht feststellen, dass andere exogene Siedlergruppen und mehrere endogene hominide Zivilisationen ihnen somit zuvorgekommen waren und den fruchtbaren, warmen Planeten für sich entdeckt hatten. Man hatte sich jedoch zusammengerauft und existierte seitdem friedlich nebeneinander über hunderttausend Jahre hinweg, bis sich das Blatt der Geschichte gegen die Threber gewendet hatte.
    Nach einer langen Zeit der Eintracht und Fruchtbarkeit kam es zu einer Situation, die einen Keil in die Gesellschaften trieb und den bisherigen Weltfrieden stark beeinträchtigte. Die Frauen der Threber wurden nicht mehr schwanger. Die Wissenschaft stand vor einem ungelösten Rätsel. Die Threber und deren genetische Brüder waren verzweifelt und haderten mit den Göttern; aber ihre Gebete wurden nicht erhört. Das Volk der Threber wurde immer kleiner. Die Jüngsten unter ihnen waren vierzig Terra-Jahre alt und voller Verzweiflung, da sie schon lang kein erfrischendes Kinderlachen mehr gehört hatten. Eine unheimliche Stille legte sich dadurch über das ganze Land und wurde nur hie und da von leisen Balzgeräuschen unterbrochen, wenn wieder zwei Unglückliche ihr Glück versuchten.
    Im Herzen von Katara lag die Stadt Usiris, die früher wegen ihrer Lebendigkeit bis weit über die Grenzen hinaus bekannt war und sogar von den Ureinwohnern Tenemos´, den Yakkis, oft besucht wurde. Aber mittlerweile wurde die Stadt zu einem stummen Gebilde aus Notwendigkeit, das das Gespenst der Hoffnungslosigkeit in sich trug. Man bekam mittlerweile immer weniger Yakkis in den Gassen von Usiris zu Gesicht, weil die Yakkis einer Spaßgesellschaft angehörten und mit der Trostlosigkeit der Threber nicht sonderlich viel anzufangen wussten. Die Yakkis waren bescheidene, naturverbundene Menschen, die ihre Uneigennützigkeit und Nachhaltigkeit als höchste zivilisatorische Entwicklung
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