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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara
Autoren: Theo L. Wuldt
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betrachteten. Sie liebten aber auch fortgeschrittene Technologie und alles andere, was die frühen Siedler von der Erde (Terra-Eins) mitgebracht hatten, und versuchten, diese und ihre eigenen Werte beizubehalten.
    Die Yakkis mischten sich gerne unter das Volk der Threber, doch vermischten sie sich nicht mit ihnen, da die Gene rein biologisch nicht zusammenpassten. Man empfand aber gegenseitiges Interesse und Respekt füreinander. Im Laufe von Tausenden von Jahren hatten sich die Threber den Bedingungen auf dem neuen Heimatplaneten selbstverständlich angepasst und auch viel von den Yakkis dazugelernt. Trotzdem gab es so starke Differenzen, dass die Threber besser beraten gewesen wären, sich noch mehr anzupassen, weil Anpassung der Schlüssel zum Überleben war. In Wirklichkeit grenzten sich die Threber immer mehr ab, blieben unter sich und verloren den Bezug zur Realität. Sie bereuten es oft, Terra-Eins jemals verlassen zu haben, und schwärmten von den guten alten Zeiten im Solarhelium-System, weil es für sie kein Zurück mehr gab.
    Auch plagten sie viele Zweifel bezüglich ihres Regierungssystems, weil die Ex-Terraner es versäumt hatten, eine Ethikkommission einzurichten, die als letzte moralische Instanz ihre Entscheidungen mittrug. Also schlich sich ein Fehler in das gesellschaftliche System der Threber ein, ein Fehler, der nie ausgemerzt worden war. Die Gründerväter von Katara hatten damals im Sinn gehabt, eine Verfassung zu etablieren, die frei von Eindimensionalität sein sollte. Keine geistige oder materielle Elite sollte Einfluss auf das politische Geschehen nehmen dürfen. Alle Macht sollte in indirekter Demokratie vom Volk ausgehen, und keine Banken, Institutionen oder Lobbyisten sollten sich in die politischen Belange einmischen dürfen. Aber das war reinstes Wunschdenken.
    Die Menschen von Katara begingen die gleichen Fehler wie damals auf Terra-Eins. Zum Beispiel versuchten sie diesmal, ein besseres Fernsehprogramm anzubieten, scheiterten jedoch kläglich daran. Sie wussten aus der Vergangenheit, dass ein schlechtes Fernsehprogramm katastrophale Folgen haben konnte, weil es schon einmal passiert war, dass die Menschheit bei schäbiger Unterhaltung verblödete, sodass sie fast ausgestorben wäre. Und trotz alledem war das katarische Fernsehprogramm nach wie vor desaströs.
    Bei den Yakkis wiederum verhielt es sich ganz anders. Sie liebten sowohl humoristische Fortsetzungsserien als auch anspruchsvolle Dokumentationen. Sie mochten das Fremde, sofern es nicht zu befremdlich war. Sie hassten die Einsamkeit und trafen sich deswegen in großen Gruppen auf den Straßen, weil sie immer etwas zu feiern wussten. Ein Jahr auf Tenemos hatte 360 Arbeitstage und ebenso viele Feiertage. Also umrundete der Planet seinen Stern in 720 Tagen. Ein Tag hatte 24 Stunden, eine Stunde wiederum 60 Minuten und eine Minute 60 Sekunden. Auf jeden Fall bestimmte dieses Modell Aussaat und Ernte bei den Yakkis, sodass sie ihr ganzes Leben danach ausrichteten.
    Die Yakkis lebten östlich von Katara in der autonomen Region des riesigen Malakka-Gebirges, das ungefähr ein Drittel der Landmasse auf Poligäa einnahm und noch größer als das Marikonn-Gebirge war. Manche Berggipfel ragten bis zu zwanzig Kilometer in den Himmel hoch. Negidu war die nächste Stadt der Yakkis im Osten und auf circa 1700 Meter über dem Meeresspiegel gelegen. Dort war es regenreicher und fruchtbarer als in allen anderen Gegenden, sodass die Yakkis eine Vielzahl an Feldfrüchten und Gräsern anbauen konnten, deren Ernteerträge sie mit anderen Völkern in ihrer Umgebung gegen Geld gerne teilten. Es gab drei Pflanzen, die den Yakkis heilig waren, weil sie ihnen Sicherheit im Überlebenskampf boten. Nonsano-Weizen, Sand-Kartoffeln und Hanf, aus dem Tofu gewonnen wurde, waren die beliebtesten Nahrungsmittel, die unter den harten klimatischen Bedingungen prächtig gediehen. Es waren dieselben Pflanzen, die damals von den Threbern mitgebracht und deren Samen als Willkommensgeschenk überreicht worden waren. Die Yakkis waren seinerzeit hocherfreut gewesen, neue Gene zu bekommen, und machten auch das Beste daraus, indem sie die jeweiligen Gene weiterentwickelt hatten. Bis zum jetzigen Tag dankten sie ihrem Gott Kseno für die Ankunft der Ex-Terraner, von denen sie viel über Musik, Bewässerungstechnik und den goldenen Schnitt im Herbst gelernt hatten.
    Die Yakkis waren übrigens von ihrem Erscheinungsbild mit den Threbern identisch. Die Yakkis stammten auch von
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