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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara
Autoren: Theo L. Wuldt
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affenähnlichen Wesen ihres Planeten ab und entwickelten sich unter dem Gesichtspunkt evolutionärer Logik zu Menschen mit Händen und Füßen, weil sie aus gleichem Sternenstaub gemacht waren und denselben universellen Gesetzen der Biologie unterlagen. Nur lief die Evolution auf Tenemos im Eiltempo ab. In wenigen Millionen Jahren hatten sich auf Tenemos aus Einzellern Menschen (Ur-Yakkis) herausgebildet, die in ihrer äußeren Erscheinung mit den Ex-Terranern identisch waren. Dennoch konnten sich die Threber mit den Yakkis nie paaren, so sehr sie es sich auch wünschten. Die DNA beider Spezies war extrem verschieden, sodass die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Kreuzung zwischen einer Schlange und einem Apfelbaum höher gewesen wäre, sofern sich beide Arten auf demselben Planeten entwickelt hätten und deren DNA aus einer Ur-DNA-Suppe hervorgegangen wäre.
    Das Liebesleben der Yakkis wiederum war erstaunlich unkompliziert. Sie führten allerlei bunte Mischehen und hatten aus diesem Grund sehr umfangreiche Großfamilien. Kinder waren ihr größter Schatz und wurden wie Götter behandelt. Idealerweise kannten die Yakkis keine strengen Gesetze oder Monsterwerke an Regeln, die das Zusammenleben optimieren sollten. Es gab auch keine überfüllten Gefängnisse oder peinigende Strafen in irgendeiner Form. Das wäre auch unnötig gewesen, weil sie mit einer rundum tugendhaften Einstellung auf die Welt kamen. Die Yakkis waren die Meister der Nächstenliebe und erst dann zufrieden, wenn es ihren Mitmenschen gut ging. Gewalt, Machtausübung und intrigantes Lügen waren in ihrem genetischen Programm nicht vorhergesehen. (Es musste sich wohl um eine Laune der Natur gehandelt haben.)
    Die Yakkis und die Threber hatten sich jeweils auf einem eigenen Kontinent entwickelt. Erst dadurch konnten diese zwei Völker ihre schrulligen Eigenarten ausbilden. Die Umweltbedingungen waren im Vergleich zu den anderen Kontinenten perfekt gewesen, weil sich das Klima dort über viele Äonen stabil und berechenbar verhalten hatte. Die Yakkis und die Threber blieben lange Zeit unentdeckt, und erst als die Landmassen wieder zusammengedriftet waren, trafen sie auf die Völker der anderen Kontinente, die lange Zeit Krieg mit sich geführt und dadurch viel Leid und Zwietracht angehäuft hatten. Das Erscheinen der Yakkis und der Threber hatte einst enorme gesellschaftliche Umwälzungen zur Folge gehabt, weil deren liebevolle Art von solcher Überzeugungskraft gewesen war, dass alle Streitigkeiten zwischen den poligäischen Völkern beendet worden waren, was fast einem Wunder gleichkam.
    So konnten sich alle Bewohner bestens entwickeln, hart an sich arbeiten und ihren technokratischen Lebensstil weiterhin ausbauen. Mit gemeinsamen Kräften kämpften die Völker auf Tenemos nur noch gegen Naturgewalten und permanente Finanzkrisen an, sodass nie wieder die Hand gegen den anderen erhoben werden musste. Dieser Idealzustand hielt erstaunlicherweise sehr lange an. Man hätte fast meinen können, dass der Frieden auf Tenemos für immer bestehen würde und man sich nur noch mit Raubtierkapitalismus und gegenseitiger Spionage abzufinden hätte; es kam jedoch alles anders als erwartet.
     
     
     

Kapitel 1: Der Weg aus Usiris
     
    Es gab einen Mann bei den Threbern, der Erek Misrati genannt wurde. Er war zwar ein Mensch wie jeder andere, benahm sich aber oft sehr sonderbar. Er sprach sehr wenig mit seinen Zeitgenossen und machte sich eher Gedanken über den Sinn seines Daseins. Er hatte eine eigentümliche Ausstrahlung, sodass er oft als Kauz verschrien war. Doch Leute, die ihn näher kannten, waren sich sicher, dass er ein weltfremder Träumer war, der mit der Realität nicht so viel anzufangen wusste. Er war gefangen in seiner Traumwelt und konnte sie nicht verlassen, auch wenn er es gewollt hätte.
    Erek öffnete die Augen und starrte an die Decke seines Schlafzimmers. Ein neuer Tag begann. Sirius strahlte heller als je zuvor. Lange Schatten zogen über das Land Katara hinweg. Die Morgenluft war noch kühl, frisch und voller Sauerstoff. Eine leichte Brise verwirbelte den Sand auf den ausgetrockneten Feldern, während die Pfeifhasen ihre ersten Lieder eines langen Sommertages auf Tenemos anstimmten.
    Als Erek erwachte, war er wie in Trance. Er hatte mindestens neun Stunden geschlafen und fühlte sich keineswegs erholt. Er hatte wieder einen dieser schrecklichen Träume gehabt, die ihn regelmäßig nachts plagten. Im Traum war Anaja, seine ehemalige
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