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Der Fall von Katara

Der Fall von Katara

Titel: Der Fall von Katara
Autoren: Theo L. Wuldt
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Gesundheitsbehörde von Usiris stammte, der er für wissenschaftliche Zwecke sein Ejakulat spenden musste. Der Brief machte ihn etwas neugierig, sodass er beschloss, ihn zu öffnen. Er vermutete, dass es sich hierbei nur um ein Dankesschreiben handeln könnte, das als gegenstandslos betrachtet werden durfte. Er riss also hastig den Umschlag auf und las den Inhalt: „Sehr geehrter Herr Misrati - nachdem wir eingehende Untersuchungen an Ihrer DNA vorgenommen haben, bitten wir Sie in diesem Zusammenhang, einen weiteren Termin mit uns zu vereinbaren - mit freundlichen Grüßen, Ihr Amt für Gesundheitsversorgung ...“
    Erek wunderte sich, faltete den Brief zusammen und warf ihn auf den Stapel zurück.
    „Was wollen diese Idioten von mir?“, dachte er sich, während er auf die Veranda ging und seine Insektenfalle holte. Die Ausbeute der letzten Nacht war ziemlich dürftig gewesen. Drei Motten und ein paar Stechmücken mussten heute genügen. Er ging mit dem Behälter in die Wohnung und suche seinen Hausgecko Pippo, der irgendwo im Gebälk sein musste. Pippo war durchweg grün und hatte viele rote Punkte. Seine Hauptaufgabe war es, das Ungeziefer zu verscheuchen. Doch momentan gab es wegen der langanhaltenden Trockenheit kaum Insekten, weshalb der Gecko zusätzlich gefüttert werden musste.
    Dann sah Erek seinen Hausgecko hervorkriechen, die Decke entlanghuschen und die Wand herunterschlängeln, bis er auf seinen Arm sprang und den Behälter mit großen Glotzaugen begutachtete. Erek öffnete das Gitter der Fangvorrichtung. Pippo schlich in den Käfig und verschlang gierig seine Frühstücksmahlzeit. Das Leben in den Slums von Usiris war hart geworden, aber man wusste sich zu helfen. Die Besserverdienenden lebten zusammengepfercht in engen Hochhäusern in der Innenstadt und dümpelten genauso vor sich hin wie jeder andere in Katara.
    Was waren die Threber einst für ein hochzivilisiertes Volk gewesen. Katarische Kultur oder Architektur wurden oft kopiert. Die Sicherheitstempel der Threber, die Biorobotik der Hedoner, eines Bruderstammes im Norden, oder die einzigartige Algensolartechnik der Voltaner, die weiter im Süden des Landes lebten, waren zu interstellarer Beliebtheit gekommen. Die Auftragsbücher waren voll gewesen, bevor die große Krise kam und die Geburtenrate bei den Threbern auf einmal sank. Daraufhin traf es auch die Nachbarvölker, die mit den Threbern verwandt waren. Die Hedoner, die Voltaner, die Servalen und auch viele andere waren infiziert, bis nur noch eine Art stummer Panik um sich griff, weil letztlich alle Ureinwohner von Tenemos befürchteten, sich infiziert zu haben. Die Unfruchtbarkeit beschränkte sich jedoch nur auf die Nachkommen der Ex-Terraner, die alle eine ähnliche DNA teilten. Dennoch war diese Erkenntnis erschütternd, weil das Verschwinden der Threber und ihrer Brüderstämme für alle ein großer Verlust gewesen wäre. So hatten die Threber und Threberinnen das geteilte und uneingeschränkte Mitleid anderer poligäischer Völker.
    Nachdem Pippo fertig gefressen und seine Notdurft verrichtet hatte, schlich er wieder aus dem Käfig heraus. Erek sammelte die kostbaren Gecko-Hinterlassenschaften in einem kleinen Plastiktütchen ein. Danach ging er zurück ins Wohnzimmer, setzte sich in seinen Sessel, holte die marikonnesische Wasserpfeife hervor, die er bei einem hedonischen Straßenhändler für ein paar Cent gekauft hatte, und öffnete eine Dose, worin sich etwas Aschischisch befand. Er nahm es heraus, erhitzte eine Ecke und ließ die heiße Masse in eine Schale tropfen, die mit Tabak angefüllt war.
    Nachdem er die Mischung säuberlich geknetet und seinen Pfeifenkopf damit gefüllt hatte, zog er am Mundstück seiner Wasserpfeife, bis sie sich mit hellem Rauch gefüllt hatte, den er lang inhalierte und anschließend in dicken Schwaden in die Luft blies. Es war der Stoff, aus dem die Träume gemacht waren. Aschischisch war nicht nur ein klassisches Rauschmittel, sondern auch ein zugelassenes Medikament, das über Vieles hinweghalf: Krankheiten, Einsamkeit, Dummheit und Impotenz. Aschischisch war natürlich kein Allheilmittel, aber hatte einen entscheidenden Vorteil. Es gewährte tiefe Einblicke in die Welt der Potentiale.
    Erek musste sich noch anziehen, wenn er in die Stadt gehen wollte. Er hatte vor, dem Amt für Gesundheitsversorgung einen Pflichtbesuch abzustatten, um seine Neugier zu befriedigen und die Angelegenheit endgültig vom Tisch zu wischen. Bei dieser Gelegenheit konnte
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