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LaNague 05 - Der Tery

LaNague 05 - Der Tery

Titel: LaNague 05 - Der Tery
Autoren: F. Paul Wilson
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PROLOG
     
    Die Sätze waren zu einer stummen Litanei geworden -
     
    Ein ganzer Planet voller Christen,
    das ist zu schön, um wahr zu sein -
    bestimmt werde ich enttäuscht
     
    - die sich in seinem Kopf endlos wiederholte, bis schließlich alle anderen Gedanken zur Unkenntlichkeit verzerrt waren. Doch der Pessimismus, der den Reimen innewohnte, konnte die erregende Vorahnung nicht dämpfen, die seinen Körper durchlief und immer stärker wurde, während er sich der Kapelle näherte.
    Die Nachkommen der ersten Siedler auf diesem Planeten, der nun von neuem dem Handel geöffnet war, ließen sich in zwei Nationen unterteilen. Den kleineren Inselstaat bewohnten Geschöpfe, die »Talente« oder so ähnlich genannt wurden; sie wollten nichts mit der Föderation zu tun haben und wurden darum ganz in Ruhe gelassen. Die größere Nation begrüßte dagegen die Möglichkeit, sich wieder dem Hauptstrom der interstellaren Menschheit anzuschließen, und es war dieser Teil der Bevölkerung, an dem Gebi Pirella, S.J., interessiert war.
    Seine Mission war von entscheidender Bedeutung für die Unierte Kirche der Vereinten Christenheit, waren doch die Einwohner dieses Planeten als Anhänger einer eindeutig christlich orientierten Religion beschrieben worden, mit Kruzifix und allem, was dazugehört. Frühere Handelsdelegationen, denen ein kurzer Blick in eine der Kapellen gestattet worden war, hatten zwar erwähnt, daß die Kruzifixe irgendwie anders seien, ohne dies jedoch genauer zu erläutern.
    Doch das machte nichts. Die Nachricht von der Existenz einer christlichen Enklave, die einen ganzen Planeten bevölkerte, wäre von unschätzbarer Bedeutung für die stagnierende Unierte Kirche, würde doch dadurch ihr Name überall verbreitet und unweigerlich ein Zustrom neuer Anhänger aus der gesamten bewohnten Galaxis bewirkt.
    »Natürlich ist das Kreuz nur ein Symbol«, sagte Mantha und deutete zum Dach der Kapelle. Er war ein großer blonder Mann, der in der Hitze nur mit einem Lendenschurz bekleidet war. In der Art, wie er sprach und die Sätze bildete, lag etwas Archaisches.
    »Es ist kein Gegenstand der Anbetung. Wir verehren den Einen, der an ihm starb und halten uns an die Lehre von der Brüderlichkeit, die er uns beigebracht hat.«
    »Natürlich«, antwortete Pater Pirella und nickte zustimmend. Es war nicht nur ermutigend, dies zu wissen, sondern es war überhaupt das größte Bruchstück an religiöser Information, das er diesem schweigsamen Eingeborenen hatte entlocken können, der der Ortsgemeinschaft als eine Art geistlicher Verwalter zu dienen schien.
    Der Jesuit hatte versucht, ihr einleitendes Gespräch in eine Diskussion über ihre theologischen Vorstellungen umzuwandeln, mußte dabei aber bald feststellen, daß Mantha und er sich nicht desselben religiösen Vokabulars bedienten. Er hatte erfahren, daß die hiesige Glaubensgemeinschaft seit nicht einmal zwei Jahrhunderten bestand – das war verwirrend, aber sicher würde sich eine zufriedenstellende Erklärung dafür finden lassen … darüberhinaus aber waren seine einfachsten Fragen nur auf einen verständnislosen Blick gestoßen. Am besten schlug er Mantha vor, die nächste Kirche aufzusuchen, um dort anhand von konkreten Gegenständen eine gemeinsame sprachliche Basis herzustellen. Danach könnte man versuchen, über abstraktere Glaubenssätze zu reden.
    Mantha hielt ihm die Tür auf – eine Tür mit Angeln … das technologische Niveau hier war erschreckend niedrig –, und Pater Pirella betrat den kühlen, dunklen Innenraum.
    Es gab keinen Altar. Starr und einsam beherrschte ein riesiges, lebensgroßes Kruzifix das ferne Ende des Raumes. Begierig ging er darauf zu. Es wäre schon ein Erfolg, die Figur Christi hier auf dieser abgelegenen Welt zu finden; konnte er aber außerdem nachweisen, daß sie einen zentralen Platz in dieser Kultur einnahm, so überstieg dies sicherlich die kühnsten Träume der Mitglieder seiner Kirche. Es wäre die Erfüllung von …
    »Heilige Mutter Gottes!«
    Die Worte hallten kurz und trocken in der Dämmerung wider. Pater Pirella rutschte auf dem glatten Boden aus, als er entsetzt vor dem Anblick der Figur an dem Kreuz zurückzuckte.
    Enttäuschung überwältigte ihn und entfachte seine Entrüstung. »Das ist ein Sakrileg!« zischte er durch zusammengebissene Zähne, die von schmalen, blutleeren Lippen eingerahmt waren. »Blasphemie!«
    Einen Moment schien es, als ob sich der Priester auf den überraschten und völlig verwirrten
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