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0310 - Welt der Mörder-Monde

0310 - Welt der Mörder-Monde

Titel: 0310 - Welt der Mörder-Monde
Autoren: Manfred Weinland
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»Wo - bin ich?« stellte er die Frage, die an dieser Stelle einfach kommen mußte.
    Sofort verschwand das Gesicht mit den jahrtausend alten Runzeln und Furchen und den ewigkeitsjungen Augen aus seinem Blickfeld.
    »Später«, sagte eine Stimme, die ihm so vertraut war wie das verschwundene Gesicht. »Ruhe dich erst aus. Du hattest Glück… unglaubliches Glück… Aber jetzt mußt du erst wieder zu Kräften kommen. Schlaf…«
    »Das Amulett!« begehrte Zamorra auf, weil er fühlte, daß es nicht an seinem Platz war. »Wo ist es?«
    »Es befindet sich in meiner Obhut, keine Angst«, antwortete die Stimme ruhig. »Solange du hier bist, droht dir keine Gefahr. Und ich brauche es jetzt nötiger als du.«
    »Du…?«
    Dieses Mal blieb der Uralte die Antwort schuldig. Und wenig später war Zamorra wieder eingeschlafen. Seine Erschöpfung riß ihn in dunkle, traumlose Tiefen.
    ***
    Zur gleichen Zeit…
    Ein beigegrüner Opel Ascqna rollte langsam in die schmale Einfahrt des unauffälligen Reihenhauses. Rote Bremslichter leuchteten kurz auf, dann erstarb der Motor.
    Der Mann, der ausstieg, sah müde aus.
    Erschöpft.
    Und so fühlte er sich auch nach diesem Tag, der ihn von Besprechung zu Besprechung gehetzt hatte, ohne daß dabei etwas anderes herausgekommen wäre als die Erkenntnis, daß sie im völligen Dunkel tappten, nicht die geringste Spur hatten, die sie mit Hoffnung auf Erfolg verfolgen konnten!
    Hartlaub stieg müde die Stufen zur Wohnungstür hoch.
    Oben angekommen klingelte er.
    Zwei, drei Mal.
    Er hatte zwar einen Schlüssel, aber an diesem Abend war er selbst zu erschossen, ihn aus der Manteltasche hervorzukramen.
    Karin war daheim.
    Sie hörte ohnehin immer, wenn er vorfuhr.
    Aber sie öffnete nicht.
    Hartlaub hatte wenig Geduld. Er freute sich darauf, aus seinen Schuhen in die bequemen Pantoffeln zu wechseln, den Fernseher anzuschalten und sich den Rest des Abends nur noch berieseln zu lassen.
    Himmel, dachte er. Wo bleibt sie denn? War sie noch auf einen Sprung zu ihrer Freundin?
    Unwahrscheinlich.
    Er hatte doch noch angerufen, ehe er vom Büro aus losgefahren war.
    Er wiederholte sein Klingeln.
    Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, daß er kaum eine Viertelstunde vom Präsidium bis nach Hause gebraucht hatte. Jetzt war es Viertel vor acht.
    »Grumpf!« knurrte Hartlaub zerknirscht und bequemte sich endlich, den Wohnungsschlüssel aus der Tasche des Trenchcoats zu ziehen. Er fand ihn sogar erstaunlich schnell. Und noch rascher hatte er die Tür aufgeschlossen.
    Im Korridor empfing ihn ein übler Geruch.
    Verdammt, dachte er. Wahrscheinlich war Karin mal wieder etwas in der Pfanne verendet… Sicher stand sie gerade in der Küche und versuchte zu retten, was noch zu retten war und hatte deshalb das Klingeln überhört.
    Hartlaub stieg aus dem Mantel und streifte ihn über einen Kleiderbügel an der Garderobe.
    Links lag die Küche, geradeaus das Wohnzimmer. Er marschierte dorthin, woher auch der unangenehme Geruch zu kommen schien.
    Als er wenig später die Küche betrat, wurde ihm endgültig schlecht.
    Aber das war nicht Karins Schuld.
    Zumindest nicht direkt.
    Seine Frau lag mit eingeschlagenem Schädel zwischen umgeworfenen Stühlen.
    Sie war tot!
    ***
    Es traf ihn wie ein Keulenhieb!
    Sekundenlang war Hartlaub unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Wie ein lähmendes Gift pulsierte das Blut durch seinen Körper. Die Zeit um ihn herum schien einzugefrieren. Gleichzeitig war es, als würde etwas alle Farbe aus der Umgebung entziehen - grau in Grau erschien ihm alles, wie in einem uralten Schwarzweiß-Film!
    Ich verliere den Verstand, dachte Hartlaub gequält. Großer Gott, das träume ich doch nur…!
    Zögernd, zeitlupenhaft sickerte die Erkenntnis in sein Bewußtsein, daß das Bild, das sich ihm in der Küche präsentierte, real war, daß er etwas unternehmen mußte.
    Aber was?
    Für Karin kam jede Hilfe zu spät. Das sah jeder Laie. Und er war kein Laie. Er hatte schon Dutzende gesehen, die gewaltsam ins Jenseits befördert worden waren.
    Aber noch nie die eigene Frau!
    Zum Teufel!
    Die letzten Tage hatten Aufregungen genug gebracht. Doch das war der einsame Höhepunkt.
    Er hatte doch vorhin noch mit Karin telefoniert… Einbrecher, dachte Hartlaub. Unwillkürlich lauschte er nach allen Seiten, ob er irgendwo ein verdächtiges Geräusch auffing.
    Aber außer seinem eigenen Atem war die Stille nahezu perfekt.
    Totenstille.
    Der Täter war sicher längst über alle Berge.
    Hartlaub atmete tief durch und
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