Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
sagte Helen. »Das würde Ray nicht tun.« Sie griff nach dem Zettel und betrachtete ihn nachdenklich. »Kann es sein, dass irgendjemand es herausgefunden hat? Vielleicht hat jemand den Wagen ausfindig gemacht?«
    »Ausgeschlossen.« Barry schüttelte entschieden den Kopf. »Ray und ich haben einen ganzen Tag damit verbracht, die Beule aus dem Kotflügel zu hämmern. Danach haben wir den Wagen neu lackiert und ihn am darauffolgenden Wochenende verkauft.«
    »Bist du sicher, dass du niemandem etwas gesagt hast, Julie?«, fragte Helen. »Ich weiß, dass du ein sehr gutes Verhältnis zu deiner Mutter hast. Vielleicht ist dir ja mal was herausgerutscht.«
    »Natürlich bin ich mir sicher«, fauchte Julie. »Und selbst wenn ich es meiner Mutter erzählt hätte, glaubst du im Ernst, sie würde mir so eine Nachricht schicken?«
    »Nein«, gab Helen zu. »Aber wenn wir alle den Mund gehalten haben und sich die Spur auch über den Wagen nicht zu uns zurückverfolgen lässt, dann …«
    »Ist euch schon mal die Idee gekommen«, unterbrach Barry sie, »dass es bei dieser Nachricht um etwas ganz anderes gehen könnte?«
    »Um etwas anderes?«, wiederholte Julie verständnislos. »Da steht Ich weiß, was du … «
    »Na und? So ein Sommer ist lang. Während der Zeit hast du wahrscheinlich so einiges gemacht.«
    »Du weißt genau, worauf der Brief anspielt.«
    »Nein, das weiß ich nicht und du weißt es auch nicht mit Sicherheit. Vielleicht weiß es nicht einmal derjenige, der das geschrieben hat. Wahrscheinlich soll es einfach nur ein blöder Scherz sein. Du weißt doch, was Kinder sich für Blödsinn ausdenken, wenn ihnen langweilig ist. Sie machen Telefonstreiche und schreiben irgendwelche anonymen Briefe oder Mails. Irgend so eine Rotzgöre ist auf die Idee gekommen, ein paar Leuten Angst zu machen, und hat ein Dutzend dieser Nachrichten an irgendwelche fremden Menschen geschickt, deren Adressen sie sich aus dem Telefonbuch gesucht hat. Es wird wohl kaum jemanden geben, der so eine Nachricht bekommt und dem nicht irgendetwas einfällt, was er letzten Sommer getan hat, auf das er nicht besonders stolz ist.«
    Julie dachte schweigend nach. »Wir stehen aber nicht im Telefonbuch«, murmelte sie schließlich.
    »Dann hat dieser jemand eben einen anderen Weg gefunden. Vielleicht war es irgendein Freak aus der Schule, der heimlich auf dich steht, oder ein Typ, dem du eine Abfuhr erteilt hast und der es dir heimzahlen will. Oder jemand, der als Aushilfe die Tüten im Supermarkt packt. Es gibt genug kranke Idioten auf der Welt, denen es einen Kick verschafft, Frauen Angst einzujagen.«
    »Barry hat recht, Julie.« In Helens Stimme schwang Erleichterung mit. »Ich habe solche Leute selbst schon erlebt. Du glaubst ja nicht, von was für Irren man belästigt wird, wenn man fürs Fernsehen arbeitet! Es gab da mal so einen Typen, der mich eine Zeit lang immer wieder angerufen, aber nie einen Ton von sich gegeben, sondern nur in den Hörer geatmet hat. Ich bin damals fast durchgedreht.«
    »An die Möglichkeit habe ich bis jetzt noch gar nicht gedacht«, sagte Julie nachdenklich.
    »Wenn diese Sache letzten Sommer nicht passiert wäre, hättest du diese Nachricht bestimmt sofort für einen dummen Scherz gehalten, oder?«
    »Kann schon sein, ja.« Julie holte tief Luft. »Ihr meint also wirklich, dass nicht mehr dahintersteckt und derjenige, der die Nachricht geschrieben hat, einfach nur einen ziemlich kranken Humor hat?«
    »Absolut«, antwortete Barry fest. »Was kann es sonst sein? Wenn wirklich jemand Bescheid wüsste, würde er nicht solche kindischen Nachrichten verschicken, sondern sofort zur Polizei gehen.«
    »Außerdem hätte er es nicht erst jetzt getan«, fügte Helen hinzu. »Sondern schon letzten Juli, als es passiert ist. Warum sollte jemand zehn Monate warten, bis er sein Wissen preisgibt?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Julie. »So gesehen habt ihr vielleicht wirklich recht.«
    »Na, siehst du«, sagte Barry. »Du hast dich völlig umsonst in die Sache hineingesteigert. Genau wie du, Helen. Nachdem du mich angerufen hast, dachte ich schon, es wäre Gott weiß was passiert.«
    »Tut mir leid«, meinte Helen zerknirscht. »Aber als Julie mir heute Nachmittag von dem Brief erzählt hat, habe ich sofort genau den gleichen Gedanken gehabt wie sie. Wir sind beide in Panik geraten.«
    »Jetzt seht ihr ja, dass das unnötig war«, entgegnete Barry und stand auf. Helens Wohnung, die immer so großzügig und komfortabel auf ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher