Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
Vom Netzwerk:
Besseres eingefallen.«
    »Ich weiß«, seufzte Ray. »Mir ging es genauso. Obwohl ich nicht auf den Gedanken gekommen bin, Blumen zu schicken. Aber ich bin jede Nacht aufgewacht, lag zitternd da und habe die Kurve wieder gesehen, das Fahrrad, das plötzlich einfach so aus dem Dunkeln auftauchte, habe den Aufprall gespürt und das Ruckeln, als wir … drübergerollt sind.«
    »Deswegen bist du fortgegangen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Und du? Gehst du deswegen aufs Smith? Um von hier wegzukommen? Eigentlich hattest du doch vor, nach der Highschool erst mal ein paar Kurse in Mediendesign zu belegen oder dir irgendetwas hier in der Stadt zu suchen, während ich auf die Uni gehe. Jedenfalls hast du nie davon gesprochen, an der Ostküste zu studieren.«
    »Barry hat übrigens ein Football-Stipendium hier bekommen«, wich Julie aus.
    »Ich habe Helen gestern in der Stadt getroffen. Sie sah sehr gut aus.«
    »Hast du gewusst, dass sie mittlerweile ein kleiner Star ist?«, fragte Julie. »Channel Five hat einen Nachwuchswettbewerb veranstaltet, den sie gewonnen hat. Inzwischen ist ein Fulltimejob daraus geworden, sie repräsentiert den Sender auf allen möglichen Veranstaltungen, spielt in Trailern mit und moderiert kleinere Beiträge. Nachmittags macht sie sogar ihren eigenen Webcast.«
    »Hört sich gut an«, sagte Ray. »Und? Sind die beiden noch zusammen?«
    »Ich glaube schon. Jedenfalls hatte ich den Eindruck, als ich sie vorhin gesehen habe.« Julie schüttelte den Kopf. »Es ist mir ein Rätsel, wie Helen das schafft – weiter mit ihm zusammen zu sein, meine ich. Sie war dabei, sie hat ihn in dieser Nacht erlebt, hat gehört, was er gesagt hat. Wie kann sie ihn nach alldem immer noch toll finden? Wie erträgt sie es überhaupt, dass er sie anfasst?«
    »Es war ein Unfall«, rief Ray ihr in Erinnerung, »keine Absicht. Barry hatte das Pech, unser Fahrer zu sein. Wenn ich beim Münzewerfen nicht gewonnen hätte, hätte ich am Steuer gesessen.«
    »Aber du wärst nicht einfach so weitergefahren«, hielt Julie dagegen.
    Es entstand eine lange Pause, während die Worte zwischen ihnen in der Luft hingen.
    »Glaubst du?«, fragte Ray schließlich.
    »Natürlich«, entgegnete Julie heftig. Und dann, etwas leiser: »Du hättest doch angehalten, oder?«
    Ray zuckte mit den Achseln. »Eigentlich bin ich mir so sicher wie du, dass ich angehalten hätte. Aber woher wollen wir das so genau wissen? Woher soll man wissen, wie man in so einer Situation reagiert? Wir hatten alle ein paar Bier zu viel getrunken und dazu auch noch gekifft. Es ist alles so wahnsinnig schnell gegangen.«
    »Du hast einen Krankenwagen gerufen, du wolltest zurückfahren.«
    »Aber ich habe mich nicht durchgesetzt. Du wolltest auch zurück, aber am Ende haben wir es gelassen. Wir haben uns von Barry zu diesem Pakt überreden lassen. Ich hätte mich weigern können, habe ich aber nicht. Nein, ich habe mich bereitwillig überreden lassen. Ich bin auch nicht besser als Barry, Jules, also hör auf, ihn zum alleinigen Sündenbock zu machen.«
    »Du bist genau wie Helen«, fuhr Julie ihn an. »Ihr mit eurer blinden Bewunderung für den ach so großartigen Barry Cox. Egal was er tut, ihr würdet immer zu ihm halten. Du hättest mal hören sollen, wie sie ihn vorhin angefleht hat, sie am Wochenende anzurufen, dabei sind die beiden angeblich ein Paar. Das ist doch total erniedrigend.«
    »Ich kann nichts Erniedrigendes daran finden, wenn man zu dem Menschen hält, der einem etwas bedeutet.« Rays Brauen zogen sich zusammen und gaben seinem Gesicht diesen fragenden Ausdruck, den sie so gut an ihm kannte. »Warum bist du überhaupt bei Helen gewesen? Ich dachte, du hättest alle Brücken hinter dir abgebrochen und willst mit keinem von uns mehr Kontakt haben.«
    »Das stimmt auch«, bestätigte Julie. »Aber dann ist heute dieser Brief gekommen. Ich bin panisch geworden und habe Helen angerufen, die wiederum Barry informiert hat, und dann saßen wir plötzlich wieder zusammen und kauten die Geschichte zum x-ten Mal durch. Hätte ich den Brief doch einfach weggeworfen und nicht so ein Theater darum gemacht.«
    »Was für ein Brief?«, fragte Ray.
    »Ach, da hat sich nur jemand einen blöden Scherz erlaubt. Helen meinte, sie würde auch öfter komische Mails oder Anrufe bekommen, aber für mich war es das erste Mal, deswegen habe ich wahrscheinlich ein bisschen überreagiert.« Sie griff nach ihrer Tasche und zog den Umschlag heraus. »Hier, schau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher