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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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selbst.«
    Ray kam zu ihr rüber und setzte sich auf die Armlehne ihres Sessels. Er griff nach dem Brief und las ihn.
    »Barry ist davon überzeugt, dass irgendwelche Kiddies oder ein kranker Idiot mir einen Streich spielen wollten«, erklärte Julie. »Er meint, derjenige, der den Brief geschrieben hat, hätte einfach einen unheimlich klingenden Satz ohne besondere Bedeutung geschrieben und damit ganz zufällig einen empfindlichen Nerv bei mir getroffen.« Sie betrachtete Ray, der die Nachricht aufmerksam studierte. »Was glaubst du?«
    »Möglich«, entgegnete Ray, »ist aber schon ein ziemlich merkwürdiger Zufall. Warum hast ausgerechnet du den Brief bekommen? Hast du irgendeine Vorstellung, wer ihn dir geschickt haben könnte?«
    »Wie gesagt, Barry glaubt, dass es jemand von der Schule war oder ein Freak, der heimlich auf mich steht.«
    »Du hast vorhin angedeutet, dass es da jemanden gibt …« Er nahm den Blick von dem Brief und sah sie an. »Der Typ, der dich nachher abholt … könnte der so was für witzig halten?«
    »Ausgeschlossen«, sagte Julie bestimmt. »Bud ist total nett. Er ist schon ein bisschen älter und ziemlich erwachsen und ernst. Er war eine Zeit lang bei der Army und im Irak stationiert. Nein, er würde niemals auf die Idee kommen, so einen Brief zu schreiben.«
    »Bist du in ihn verliebt?« Rays Frage kam so überraschend, hatte so wenig mit dem vorangegangenen Thema zu tun, dass es sie völlig unerwartet traf.
    »Nein.«
    »Aber er in dich?«
    »Ich glaube nicht. Keine Ahnung, vielleicht ein bisschen. Bitte, Ray. Er ist einfach nur ein netter Typ, den ich vor einiger Zeit in der Bibliothek kennengelernt habe. Er hat mich gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihm auszugehen, und weil Mom mir ständig in den Ohren lag, nicht immer nur zu Hause rumzusitzen, habe ich Ja gesagt. Und danach hat es sich einfach ergeben, dass wir uns immer mal wieder getroffen haben. Weshalb interessiert dich das überhaupt? Du und ich – das ist vorbei.«
    »Ist es das?« Ray hob sanft ihr Kinn an, sodass sie ihn ansehen musste. Das von zerzausten Haaren und dem Stoppelbart eingerahmte Gesicht, in das sie nun schaute, war ihr zwar vertraut, wirkte gleichzeitig aber ernster und ausdrucksstärker als früher. Nur die Augen waren noch genau dieselben, Augen, von denen sie sich nicht vorstellen konnte, dass sie ihr jemals fremd werden würden.
    »Das mit uns, das ist nie wirklich vorbei gewesen«, sagte er heiser. »Und das weißt du. Wir haben es beide gespürt, und zwar in der Sekunde, in der du hereingekommen bist. Dafür waren wir zu glücklich miteinander. So etwas gibt man nicht einfach so auf.«
    »Das müssen wir aber.« Julie sah ihn nicht an, als sie weitersprach. »Ich meine es ernst, Ray. Nur so haben wir eine Chance, jemals vergessen zu können. Ich werde von hier fortgehen, alles zurücklassen, was mich an diesen schrecklichen Abend erinnert, und nie wieder zurückblicken. Endgültig einen Schlussstrich ziehen. Wir haben etwas getan, was nie wiedergutzumachen ist, also werde ich versuchen, es aus meiner Erinnerung zu löschen.«
    »Und du denkst, das funktioniert?« Rays Stimme klang traurig. »So etwas kann man nicht einfach auslöschen, Jules. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Mir ging es wie dir. Ich dachte, wenn ich nur weit genug fortgehe, neue Leute kennenlerne, mir ein neues Leben aufbaue, schaffe ich es schon irgendwie, darüber hinwegzukommen. Aber vor so etwas kann man nicht weglaufen. Es wird uns immer begleiten, das habe ich mittlerweile begriffen. Deswegen bin ich nach Hause zurückgekommen.«
    »Aber … wenn man nicht davor weglaufen kann«, sagte Julie mit erstickter Stimme, »was bleibt dann noch?«
    »Man kann sich der Sache stellen.«
    »Du meinst, den Pakt brechen?«
    »Nein«, sagte Ray. »Das geht nicht, aber wir können versuchen, mit den anderen zu reden, und den Pakt lösen, wenn alle zustimmen.«
    »Vergiss es. Barry wäre niemals dazu bereit und Helen würde sich auf keinen Fall gegen ihn stellen.«
    Es klingelte an der Tür.
    Ray ließ seine Hand sinken und stand auf. »Das wird dein Freund sein.«
    »Ja, er wollte mich um acht abholen.« Julies Augen wanderten nervös zur Tür.
    »Keine Sorge, ich mache ihm garantiert keine Szene. Ich bin mir sicher, dass er ein netter Kerl ist. Jedenfalls hat er einen ausgezeichneten Geschmack, was Mädchen angeht.«
    Sie gingen gemeinsam zur Tür, wo Julie sie einander vorstellte.
    »Raymond Bronson?«, sagte Bud. »Bist du zufällig mit
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