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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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gewirkt hatte, kam ihm auf einmal unerträglich eng vor. »Tja, ich muss dann mal wieder.«
    »Warum bleibst du nicht noch ein bisschen?«, schlug Helen vor. »Ich muss erst in anderthalb Stunden wieder im Studio sein.«
    »Du weißt doch, wie es diese Woche bei mir aussieht. Ich müsste längst wieder am Schreibtisch sitzen.« Er drehte sich zu Julie um. »Soll ich dich mitnehmen? Ich kann dich auf dem Rückweg zum Campus bei dir absetzen.«
    »Nein danke«, sagte Julie. »Ich bin mit dem Wagen meiner Mutter hier.«
    »Willst du nicht noch ein bisschen bleiben, Julie?«, fragte Helen sie. »Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und hätten uns bestimmt eine Menge zu erzählen.«
    »Ein anderes Mal, ja? Ich bin noch verabredet.«
    »Tja dann, mach’s gut«, sagte Barry zu Julie, und, an Helen gewandt, fügte er hinzu: »Wir sehen uns, Hel.«
    »Hast du Montag schon was vor?«, wollte Helen wissen. »Da ist Feiertag und unten am Pool findet eine Party statt.«
    »Kommt drauf an, wie viel ich am Wochenende geschafft bekomme. Ich rufe dich an, versprochen.«
    Sie wollte aufstehen, um ihn zur Tür zu begleiten, aber er winkte ab. Das Letzte, worauf er jetzt Lust hatte, war eine kitschige Verabschiedungsszene vor Julie.
    Als er wieder am Pool vorbeikam, war die Unterwasserbeleuchtung eingeschaltet und das Becken fast leer. Ein Teil der zeigefreudigen Wassernixen und muskelbepackten Adonisse hatte die allwöchentlich stattfindende Wochenenddauerparty mittlerweile in ihre komfortablen Apartments verlegt, wo sie in kleineren Grüppchen bei lauter Musik weiterfeierten.
    Flackernde Gaslichter erhellten den Fußweg und das Grün in den Pflanzenkübeln raschelte in der Abendbrise. Barry stieg in seinen Wagen und ließ ihn an.
    Irgendwo auf dem Parkplatz sprang gleichzeitig der Motor eines anderen Wagens an. Unwillkürlich ließ Barry den Blick über die Reihen der parkenden Autos wandern, ohne irgendetwas entdecken zu können.
    Reiner Zufall, sagte er sich ungeduldig. Ich stelle mich schon genauso an wie die beiden hysterischen Hühner da oben.
    Er schaltete das Licht an, legte den Gang ein und bog auf die Madison Avenue. Während er langsam zum Campus zurückfuhr, warf er immer wieder einen prüfenden Blick in den Rückspiegel und stellte fest, dass er tatsächlich von einem anderen Scheinwerferpaar verfolgt wurde. Aber das musste nichts bedeuten, schließlich war es noch früh am Abend und am Wochenende war auf den Straßen meistens viel los.
    Als Barry auf den Campus abbog, folgte ihm der andere Wagen, doch als er das Tempo drosselte und rechts an den Straßenrand fuhr, überholte er ihn, ohne zu zögern, und verschwand am Ende der Straße um die Ecke.
    Entspann dich, Alter , ermahnte Barry sich stumm. Nur weil Julie James Gespenster sieht, musst du jetzt nicht auch noch paranoid werden! Es ist genauso, wie du es ihr gesagt hast: Auf dieser Welt laufen alle möglichen kranken Idioten herum.
    Trotzdem wurde er das unbehagliche Gefühl nicht los, dass sich genau zwischen seinen Schulterblättern ein lauernder Blick in seinen Rücken bohrte, als er aus dem Wagen stieg und über den Rasen zum Eingang des Studentenwohnheims ging.

DREI
    Als Julie zu Hause in die Ein fahrt bog, sah sie einen Wagen vor der Garage parken. Im ersten Moment dachte sie, Bud wäre schon etwas früher gekommen, aber dann sah sie im Licht der Scheinwerfer, dass es nicht sein cremefarbener Dodge war.
    Die Haustür stand offen, und durch die Fliegengittertür hörte sie Stimmen, während sie den Vorgarten durchquerte und die Stufen zur Veranda hinaufging. Eine der beiden Stimmen gehörte ihrer Mutter. Sie klang ungewohnt fröhlich.
    Die zweite Stimme ließ sie mitten im Schritt innehalten. Eine ganze Weile stand Julie wie erstarrt vor der Tür, bis ihre Mutter, die im am Flur angrenzenden Wohnzimmer auf dem Sofa saß, aufblickte und sie entdeckte.
    »Julie, schau, wer da ist! Ray!«
    Julie öffnete die Fliegengittertür, trat ein und zog die Haustür hinter sich zu.
    »Hi«, sagte sie und rang sich ein verkrampftes Lächeln ab. »Ich habe den Wagen draußen stehen sehen, ihn aber nicht erkannt.«
    »Er gehört meinem Vater«, sagte Raymond Bronson und stand auf. Er blieb einen Moment lang unbeholfen stehen, als wüsste er nicht, wie er sie begrüßen sollte, und streckte schließlich die Hand aus. »Wie geht’s dir, Jules?«
    »Ganz gut.« Julie ging auf ihn zu, griff nach seiner Hand und schüttelte sie förmlich. Sein Händedruck fühlte
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