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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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genannt.
    »Wir müssen uns sehen«, hatte sie gesagt. »Es ist wichtig. Kannst du nach meiner Schicht bei mir vorbeikommen?«
    »Heute Abend? Aber wir haben uns erst gestern gesehen, Hel. Außerdem muss ich diese Woche für die Abschlussklausuren lernen, darüber haben wir doch schon gesprochen.«
    »Ich habe gesagt, es ist wichtig.« In ihrer Stimme hatte eine für sie völlig untypische Schärfe gelegen. In der Regel akzeptierte sie alles, was er sagte, ohne nachzufragen. »Sonst würde ich dich nicht darum bitten, das weißt du.«
    »Kannst du mir nicht einfach sagen, worum es geht?«
    »Nein«, war alles, was sie darauf geantwortet hatte. Gegen seinen Willen war er fasziniert gewesen. Zwar musste er tatsächlich dringend für die Klausuren lernen und war außerdem später noch mit Ashley – den Nachnamen hatte er vergessen – aus dem Tri-Delta-Haus verabredet, aber be ides konnte er genauso gut etwas nach hinten verschieben.
    »Na schön«, hatte er schließlich nachgegeben. »Dann aber gleich nach dem Abendessen.«
    »Sehr gut. Je früher, desto besser.« Sie hatte ihn nicht zum Essen zu sich eingeladen, was ihm nur recht war. Die gemütlichen Abende bei Helen zu Hause, an denen sie ihre hausfraulichen Qualitäten unter Beweis stellte und ihm bei Kerzenlicht ausgeklügelte Pastavariationen servierte, machten ihn nervös. Er wusste, welche Absichten sie damit verfolgte, und diese Absichten behagten ihm ganz und gar nicht.
    »Ich muss Schluss machen«, hatte sie gesagt. »Der Livestream im Internet fängt in ein paar Minuten an. Dann also gegen sieben bei mir?«
    »Alles klar«, hatte Barry geantwortet.
    Das Gespräch hatte ihn neugierig gemacht. So neugierig, dass er sich nicht damit aufgehalten hatte, in der Mensa zu Abend zu essen, sondern sich unterwegs ein paar Burger und einen Milchshake bei Wendy’s geholt hatte. Jetzt war es noch nicht einmal halb sieben, und er stieg bereits aus seinem Wagen und schlenderte am Pool vorbei zum Treppenaufgang, der zu den Apartments im zweiten Stock führte.
    Im und um den Pool tummelten sich jede Menge Leute. Es war zwar ein noch relativ kühler Frühlingsabend, aber das Becken war beheizt, und ein paar muskelbepackte Typen lieferten sich gerade eine Wasserschlacht unter den demonstrativ gelangweilten Blicken der Bikinischönheiten, die sich am Poolrand in ihren Liegen räkelten und die erste Gelegenheit des Jahres nutzten, ihre wohlgeformten Körper zur Schau zu stellen.
    Einen Moment lang blieb Barry stehen, genoss den Anblick und wunderte sich ein bisschen, dass Helen nirgends zu sehen war. Mit ihrer Figur hätte sie noch der hübschesten von ihnen den Rang abgelaufen, und normalerweise gehörte sie nicht zu denen, die mit ihren Reizen geizten.
    »Hi«, rief ihm eines der Mädchen, eine kurvige kleine Brünette in einem rot-weiß gestreiften Neckholdertop und sehr knappen Shorts, zu. »Suchst du vielleicht ein Apartment? Im zweiten Stock ist gerade eines frei geworden.«
    »Nächstes Jahr vielleicht«, antwortete Barry lässig und ließ den Blick über ihren Körper wandern.
    Tatsächlich hätte er einiges dafür gegeben, hier einzuziehen, nur entsprach dieser Apartmentkomplex leider so gar nicht dem, was seine Mutter sich für ihn vorstellte und wofür sein alter Herr bereit gewesen wäre, seine Brieftasche zu zücken. Er konnte schon verdammt froh sein, es in das Wohnheim seiner Studentenverbindung geschafft zu haben.
    Seufzend setzte er seinen Weg zum Treppenaufgang fort, wo er noch einmal kurz stehen blieb und zu der Brünetten zurückblickte, die sich in ihrer Liege umgedreht hatte und ihm hinterhersah. Dann stieg er die Stufen hoch, bog in den offenen Durchgang, der zu den Apartments führte, und klopfte an Helens Tür.
    Sie ließ ihn ein paar Minuten warten, bis sie ihm die Tür öffnete, was sonst nicht ihre Art war. Aber ihr Anblick versöhnte ihn sofort. Sie sah wie immer fantastisch aus. Ein goldenes Haarband hielt ihre honigblonden Haare aus dem Gesicht, und ihre veilchenblauen Augen waren sorgfältig geschminkt, um sie noch besser zur Geltung zu bringen. Sie trug hellblaue Chinos und eine schlichte weiße Seidenbluse, in deren Ausschnitt ein auffälliger Kristallanhänger leuchtete – offensichtlich hatte sie sich noch nicht umgezogen, seit sie aus dem Studio zurück war.
    »Gut«, sagte sie. »Du bist etwas zu früh. Das hatte ich gehofft.«
    »Schön. Ich hätte dich nämlich nur ungern enttäuscht«, scherzte Barry, spürte aber sofort, dass
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