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Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast

Titel: Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast
Autoren: Lois Duncan
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Bud würde sie davon erzählen, wenn er heute Abend vorbeikam. Er würde bestimmt beeindruckt sein, und wahrscheinlich auch ein bisschen traurig, dass sie fortging. Er hatte in letzter Zeit so oft angerufen und sie mit SMS bombardiert, dass sie befürchtete, er könnte die Sache mit ihnen wichtiger nehmen, als er sollte. Es konnte nichts schaden, wenn er begriff, dass ihre Beziehung keine Zukunft hatte, weil sie im Herbst nicht mehr hier sein würde.
    Es klopfte an ihrer Tür.
    »Liebes?«, ertönte die Stimme ihrer Mutter. »Wenn du nicht zu spät kommen willst, solltest du allmählich los.«
    Julie sprang vom Bett auf und öffnete die Tür. »Bin gleich so weit. Ich habe mich so über den Brief vom College gefreut, dass ich glatt die Zeit vergessen habe. Ehrlich gesagt habe ich nicht mehr damit gerechnet. Es ist schon so lange her, seit ich die Aufnahmeprüfung gemacht habe.«
    »Das verstehe ich gut, Schatz. Und ich wollte dir mit dem, was ich gesagt habe, auch ganz bestimmt nicht den Wind aus den Segeln nehmen.« Mrs James lächelte ihre Tochter liebevoll an. »Ich weiß doch, wie hart du dir das alles erarbeitet hast. Ich hatte bloß Angst, dass du es ein wenig übertreibst, aber jetzt bin ich froh, dass du dich entspannen und unbeschwert den Sommer genießen kannst.«
    »Ich auch, Mom. Ich auch.« Julie schlang die Arme um ihre Mutter und drückte sie fest an sich. Mrs James erwiderte die Umarmung ein bisschen überrascht, aber glücklich.
    Ich sollte sie viel öfter in den Arm nehmen, dachte Julie. Schließlich bin ich alles, was ihr noch geblieben ist, seit Dad gestorben ist. Jetzt werde ich bald wegziehen und dann wird sie ganz allein sein und trotzdem freut sie sich für mich. Ich könnte mir keine bessere Mutter wünschen.
    »Und du bist sicher, dass du ohne mich klarkommen wirst?«, fragte sie, das Gesicht an die weiche Wange ihrer Mutter geschmiegt.
    »Ich glaube schon«, sagte Mrs James und versuchte zu lachen, was ihr aber nicht so recht gelingen wollte. »Schließlich bin ich ja auch klargekommen, als du noch nicht auf der Welt warst, oder etwa nicht? Ich kümmere mich einfach darum, dass ich genug zu tun habe, deswegen überlege ich mir auch, wieder Vollzeit zu arbeiten.«
    »Wirklich? Du willst wieder voll arbeiten?«, fragte Julie. Bevor ihre Mutter geheiratet hatte, war sie Hauswirtschaftslehrerin gewesen, und seit dem Tod ihres Mannes vor acht Jahren hatte sie eine Stelle als Vertretungslehrerin.
    »Doch, ja. Es wäre schön, wieder eine eigene Klasse zu betreuen. Wenn du nicht mehr hier wohnst, braucht mich zu Hause niemand mehr, dann wird es Zeit, mir eine andere Aufgabe zu suchen.«
    »Ich muss leider echt langsam los«, seufzte Julie bedauernd.
    Ihre Mutter warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Wenn du es überhaupt noch rechtzeitig schaffst. Soll ich dich nicht lieber fahren?«
    »Nicht nötig.« Julie winkte ab. »Ich bin das ganze Jahr kein einziges Mal zu spät gekommen, da werde ich einen kleinen Eintrag ins Klassenbuch schon überleben. Aber ich glaube sowieso nicht, dass Mr Price mich melden wird. Der ist bei so was immer sehr gnädig.«
    Sie packte eilig ihre Bücher und ihre Geschichtsunterlagen zusammen, die auf dem Nachttisch lagen, und kramte unten im Flur noch ein bisschen Kleingeld aus dem Münzschälchen auf der Garderobenablage, um sich nachher eine Cola zu kaufen.
    »Bis später«, verabschiedete sie sich. »Bud holt mich erst gegen acht ab, wir müssen also nicht früher zu Abend essen als sonst. Was hast du heute vor?«
    »Nichts Besonderes«, sagte Mrs James. »Moment noch, Schatz. Dein Brief …«
    »Den habe ich schon eingesteckt.«
    »Nein, ich meine den anderen.« Ihre Mutter beugte sich über den Esszimmertisch und griff nach dem zweiten Umschlag, der halb von einer Tasse verdeckt gewesen war. »Heute Morgen sind gleich zwei Briefe für dich gekommen. Obwohl dieser hier vermutlich nicht ganz so aufregend sein wird wie der vom College.«
    »Hm. Sieht aus wie eine Einladung zu einer Party. Obwohl ich nicht wüsste, wer mich zu einer Party einladen sollte.« Julie nahm den kleinen Umschlag entgegen. »Seltsam«, murmelte sie vor sich hin. »Die Schrift kenne ich nicht und kein Absender.«
    Sie riss den Umschlag auf und zog ein zusammengefaltetes, liniertes Blatt Papier heraus.
    »Und?«, rief ihre Mutter über die Schulter, während sie das Frühstücksgeschirr in die Küche trug. »Jemand, den ich kenne?«
    »Nein«, antwortete Julie und schüttelte wie betäubt den
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