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Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut

Titel: Ich kann nicht, wenn die Katze zuschaut
Autoren: Stefan Schwarz
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an.
    «Isch hab aber gar kei Geld, lieber Mann», antwortete dieser wahrheitsgemäß, ohne sich aus demWürgegriff des Elends befreien zu können. «Hier, ihr beiden unverbesserlichen Schluckspechte», wühlte ich listig mein Hartgeld heraus, «das müsste für eine Pulle Stroh-Rum reichen. Aber schön Schluck für Schluck teilen», ermahnte ich beide und ging.

Der Ego-Schrubber
    «Eine Studie hat ergeben, dass die Beteiligung der Männer am Haushalt mit zunehmendem Alter zunehmend abnimmt», sagte meine Frau über die Zeitung gebeugt und leckte sich befriedigt den Latteschaum vom Oberlippenflaum. «Ich hab dich gerade nicht verstanden», antwortete ich im Geklapper des Spülmaschinenausräumens. «Die Männer werden im Alter immer fauler», rief sie laut, «und zwar durch die Bank weg, mein Lieber! Gleichgültig, welcher Konfession oder Weltanschauung oder   …», meine Frau pausierte kurz, «…   Größe!»
    Da ich meine ganze verbale Intelligenz an diesem Morgen schon am Kronsohn verausgabt hatte, um ihn zu einer schnöden Haarwäsche zu überreden, hmmmmte ich erst mal nur tischwischend unbestimmt vor mich hin und sperrte dann den muffelnden Wischlappen für drei Minuten in die Mikrowelle, der – kling! O Wunder! – geruchsfrei wieder hervorkam.
    Doch meine Frau suchte die Anteilnahme. «Das erzähl ich gleich der Dinkelkeksin!», rief sie fröhlich und legte die Beine hoch, damit ich besser ausfegen konnte. Dann keckerte und meckerte es eine halbe Stunde lang am Telefon von «ganz billigen anthropologischen Ausreden» und von «höchstens zehn Prozent auf null» samt: «Das ist ja köstlich. Das merk ich mir», und: «Stünden die Stiefel immer noch im Flur, wenn ich nicht   …»
    Als ich jedenfalls mit der Küche fertig war, setzte ich mich vor den Computer und säuberte sogarnoch in Rekordzeit ein Dorf in der Normandie von bösen Nazis (und das alles ohne Medipacks!). Mehr Reinigung war nie, aber sei’s drum. Die männliche Beteiligung am Haushaltseinerlei gehört zu den am meisten mystifizierten Gegenständen der Küchensoziologie. Ebenso wie das Rotweintrinken für gesund erklärt wurde, bloß weil Gesunde mehr Rotwein trinken als Leute, die sich nach dem Teebeutelrausheben erst mal hinlegen müssen, genauso strotzt das Thema «Frauens Werk und Mannes Beitrag» von lauter verqueren Kausalketten.
    Zum Ersten sprechen Frauen ja grundsätzlich die Sprache des Leidens, der enttäuschten Hoffnungen und des Mit-allem-Alleingelassenseins, weil sich da besser mitfühlen lässt. («Zwanzig Jahre habe ich still gehofft, dass er die Flusen hinterm Kühlschrank von alleine sieht. Jetzt ist er tot, und die Flusen sind immer noch da.») Und zweitens ziehen sich Männer im Alter nicht aus der Hausarbeit zurück, sondern verweigern sich nur der schleichenden Ausweitung derselben. («Ich frage mich jeden Tag, was so schrecklich daran ist, die Tagesdecke im oberen Viertel zurückzuschlagen und das Zierkissen mit Knick in die Mitte zu setzen, bevor er aus dem Haus geht.»)
    «Eine Studie hat ergeben, dass die Beteiligung der Männer am Haushalt mit zunehmendem Alter zunehmend abnimmt, und zwar egal, ob SPD, CDU oder Grüne», sagte ich zu Vater Dinkelkeks, als wir gemeinsam beim Kinderturnen auf der Bank saßen und der zwar russisch-, aber sonst überhaupt nicht stämmigen, sondern wunderbar biegsamen Jungtrainerin beim Vorturnen zusahen. «Es ist immer gut, wenn die Frauen wissen, dass sie nicht wirklich eine Wahl haben», sprach Vater Dinkelkeks, und wir klatschten spontan, als Natascha in den Spagat fiel.

Minka mollig
    «Irgendwas ist mit der Katze!», sagte meine Frau, die in ihrer Freizeit gerne Haustiere beobachtet. Die Katze, die eben noch einen ganz normalen Gang über die Diele absolviert hatte, fiel auf der Stelle um und begann ausgiebig herumzuliegen. «Sie liegt im Weg», sprach ich, um eine beruhigende Deutung bemüht, «wir sollen drum herumgehen. Das sind so ihre Machtspielchen. Da fühlt sie sich toll. Sie weiß nicht, dass wir aus Tierschutzgründen keine andere Wahl haben.» Aber die Frau beharrte darauf, dass die Katze anders sei als sonst. Sie wirke geschwächt und lethargisch, und am Bauch sei eine Ausstülpung fragwürdiger Konsistenz zu ertasten. Minka lag auf der Seite und leckte nur hin und wieder ihr Schulterfell.
    «Geh mal zur Tierärztin hoch», bat ich, dann doch verunsichert, den Stammhalter, denn unser Haus beherbergt praktischerweise eine Veterinärin, die zwar sonst eigentlich im
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