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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Autoren: J.R. Ward
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Prolog
    Dämon war so ein hässliches Wort.
    Und so verdammt retro. Die Leute hörten Dämon und sahen sofort ein Hieronymus-Bosch-Tohuwabohu vor sich oder - noch schlimmer - diesen bescheuerten Dante-Infernoquatsch. Ehrlich. Flammen und gemarterte Seelen, und alle sind am Heulen und Wehklagen.
    Okay, die Hölle war schon einigermaßen kuschelig. Und wenn es dort einen Hofmaler gegeben hätte, dann wäre Bosch bestimmt ganz vorne mit dabei gewesen.
    Aber darum ging es nicht. Der Dämon sah sich selbst eigentlich eher als Trainer des Freien Willens. Effektiver, moderner. Sozusagen das Wort zum Freitag.
    Es ging ausschließlich um Einfluss.
    Denn die Sache lag folgendermaßen: Die Beschaffenheit der Seele war dem menschlichen Körper mit seinen verschiedenen Bestandteilen nicht unähnlich. Die fleischliche Gestalt verfügte über eine Reihe verkümmerter Organe wie den Blinddarm, die Weisheitszähne und das Steißbein, die allesamt im besten Falle überflüssig, im schlimmsten aber in der Lage waren, das Funktionieren des großen Ganzen zu gefährden.
    Genauso stand es mit der Seele. Auch sie schleppte nutzlosen Ballast mit sich herum, der ihre volle Leistungskraft beeinträchtigte. Nervige, scheinheilige, lose herumbaumelnde Schnipsel wie ein Blinddarm, der nur auf seine Entzündung wartet. Glaube und Hoffnung und Liebe … Besonnenheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Standhaftigkeit … dieser ganze unnütze Müll verstopfte das Herz mit zu viel Moral und stand dem angeborenen Wunsch der Seele nach Boshaftigkeit im Weg.
    Die Aufgabe eines Dämons lag darin, den Leuten dabei zur Seite zu stehen, ihre innere Wahrheit erkennen und ausleben zu können, ohne von diesem ganzen Blödsinn vernebelt zu werden, der die Menschheit ablenkt. Solange alle ihrem innersten Kern treu blieben, liefen die Dinge praktisch von allein in die richtige Richtung.
    Und in letzter Zeit hatte das mehr oder weniger auch funktioniert. Bei all den Kriegen auf der Welt und dem Verbrechen und der Umweltverschmutzung und dieser Finanzkloake namens Wall Street und den sozialen Ungleichheiten allerorten war die Lage so weit in Ordnung.
    Aber das reichte nicht aus, und die Zeit wurde knapp.
    Um einen Vergleich aus dem Sport zu bemühen - die Erde war das Spielfeld, und das Football-Match lief bereits seit Errichtung des Stadions. Die Dämonen waren die Heimmannschaft. Das Gastteam bestand aus Engeln, welche die Werbetrommel für diese Chimäre des Glücks rührten: den Himmel.
    Dessen Hofmaler Thomas »Kitsch« Kincaid war, bei allem, was recht ist.
    Jede Seele war quasi ein Quarterback auf dem Spielfeld, ein Teilnehmer am universalen Kampf Gut gegen Böse, und der Spielstand reflektierte den relativen moralischen Wert ihrer Taten auf Erden. Die Geburt war der Anstoß, und abgepfiffen wurde mit dem Tod - woraufhin das Ergebnis der einzelnen Seele zu der großen Strichliste hinzugefügt wurde. Die Trainer mussten an der Seitenlinie bleiben, durften aber unterschiedliche Mannschaften zu dem jeweiligen Menschen aufs Feld schicken, um den Verlauf der Dinge zu beeinflussen - und sie durften Auszeiten nehmen, um den Spieler zu motivieren und auf Kurs zu bringen.
    Landläufig auch bekannt als Nahtoderfahrung.
    Und genau hier lag das Problem. Wie ein Zuschauer, der ein Herbstspiel von einem kalten Plastiksitz aus verfolgte, mit zu vielen Hotdogs im Bauch und einem Parolenskandierer genau neben dem Ohr, schielte der Schöpfer längst heimlich zum nächstgelegenen Ausgang aus dem Stadion hinüber.
    Zu viele Ballverluste. Zu viele Auszeiten. Zu viele Gleichstände, die zu viele unentschiedene Verlängerungen zur Folge hatten. Was einst als fesselnder Wettbewerb begann, hatte mittlerweile sichtlich an Reiz verloren, und die Mannschaften hatten ein Ultimatum gesetzt bekommen: Macht den Deckel drauf, Jungs.
    Beide Seiten mussten sich also auf einen speziellen Spielmacher einigen. Auf einen Quarterback und sieben Spielzüge.
    Statt einem endlosen Aufmarsch von Menschen blieben noch sieben Seelen im Ringen um Gut und Böse … sieben Chancen, um festzustellen, ob die Menschheit gut oder schlecht war. Ein Unentschieden war nicht zulässig, und es ging um … alles. Falls das Dämonenteam gewann, durfte es das Stadion und alle Spieler behalten, die es jemals gab oder geben würde. Und die Engel wurden auf ewig zu ihren Sklaven.
    Dagegen war das Foltern menschlicher Sünder eine total öde Veranstaltung.
    Sollten die Engel gewinnen, würde die gesamte Erde zu einem
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