Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
Zeug verbrennen, zusammen mit dem, was sie im vergangenen Jahr jeden Abend am Körper getragen hatte.
    Das Iron Mask war ihr zweiter »Arbeitsplatz«. Der erste war vor vier Monaten hochgegangen. Wortwörtlich.
    Sie konnte nicht fassen, dass sie immer noch im Geschäft war. Jedes Mal, wenn sie die schwarze Tasche packte, hatte sie das Gefühl, in einen bösen Traum zurückgesaugt zu werden, und sie war nicht sicher, ob das Beichten es besser oder schlimmer machte. Manchmal kam es ihr vor, als wühlte sie nur Sachen auf, die besser begraben blieben, aber das Bedürfnis nach Vergebung war einfach zu stark, sie kam nicht dagegen an.
    Sobald sie auf der Trade Street war, kam sie an den dicht gedrängten Clubs, Bars und Tattooläden vorbei, die Caldwells Ausgehmeile darstellten. Das Iron Mask lag am hinteren Ende, und jede Nacht war dort die Hölle los. Endlose Schlangen von Möchtegern-Zombies schoben und drängelten sich vor der Tür. Marie-Terese bog in eine Seitenstraße ab, holperte über die Schlaglöcher an den Mülltonnen vorbei und erreichte den Parkplatz.
    Der Camry passte genau in eine Lücke an der Backsteinmauer, auf der »Nur für Personal« stand.
    Trez Latimer, der Betreiber des Clubs, bestand darauf, dass alle Frauen, die für ihn arbeiteten, die dem Hinterausgang am nächsten liegenden Stellplätze benutzten. Er kümmerte sich genauso gut um seine Angestellten, wie der Reverend es getan hatte, und sie alle wussten das zu schätzen. Caldwell hatte seine zwielichtigen Gegenden, und das Iron Mask lag genau mittendrin.
    Marie-Terese stieg aus, ihre Tasche in der Hand, und sah nach oben. Die hellen Lichter der Stadt trübten die wenigen Sterne, die zwischen den Wolkenfetzen hervorblitzten, und der Himmel schien noch weiter entfernt, als er tatsächlich war.
    Sie schloss die Augen, nahm einige lange, tiefe Atemzüge und zog den Kragen ihrer Jacke hoch. In dem Moment, in dem sie den Club betrat, würde sie in den Körper und den Geist einer anderen schlüpfen. Einer Frau, die sie nicht kannte und an die sie sich in Zukunft nicht gern erinnern würde. Die sie anwiderte. Die sie verachtete.
    Ein letzter Atemzug.
    Unmittelbar bevor sie die Lider hob, flackerte die Panik wieder auf. Trotz der Kälte brach ihr der Schweiß unter den Kleidern und auf der Stirn aus. Ihr Herz schlug so heftig, als würde sie vor einem Straßenräuber fliehen, sie fragte sich, wie viele solche Nächte sie noch überstehen könnte. Mit jeder Woche schien die Angst schlimmer zu werden, eine Lawine, die an Fahrt gewann, sich über sie hinwegwälzte und sie mit eisigem Gewicht zudeckte.
    Doch sie konnte nicht aufhören. Sie zahlte immer noch Schulden ab … manche davon waren finanzieller Natur, andere ihrem Gefühl nach existenziell. Bis sie zurück an ihrem Ausgangspunkt war, musste sie bleiben, wo sie nicht sein wollte.
    Außerdem sagte sie sich, dass sie die lähmende Angst gar nicht nicht erleben wollte; es bedeutete, dass sie sich den Umständen noch nicht vollständig ergeben hatte und dass wenigstens ein Teil ihres wahren Ichs noch am Leben war.
    Nicht mehr lange , betonte eine leise Stimme.
    Die Hintertür des Clubs schwang auf, und eine deutliche Stimme sagte auf ganz wundervolle Art und Weise: »Alles in Ordnung, Marie-Terese?«
    Sie schlug die Augen auf, setzte ihre Maske auf und schlenderte mit ruhiger Entschlossenheit auf ihren Chef zu. Zweifellos hatte Trez sie auf der Überwachungskamera gesehen. Es gab ja auch weiß Gott genug davon hier.
    »Mir geht’s gut, Trez, danke.«
    Er hielt ihr die Tür auf, und als sie an ihm vorbeiging, musterten sie seine dunklen Augen. Mit seiner kaffeefarbenen Haut und einem Gesicht, das durch schlanke Züge und perfekt ausgewogene Lippen äthiopisch wirkte, war Trez Latimer ein echter Hingucker - wobei das Attraktivste an ihm seine Umgangsformern waren, soweit es Marie-Terese betraf. Der Kerl war galant bis in die Zehenspitzen.
    Verärgern sollte man ihn allerdings nicht.
    »Das machst du jeden Abend«, sagte er nun, während er die Tür hinter ihnen beiden schloss und den schweren Riegel vorlegte. »Du stehst neben deinem Auto und schaust in den Himmel. Jeden Abend.«
    »Wirklich?«
    »Belästigt dich jemand?«
    »Nein, aber wenn es so wäre, würde ich dir Bescheid geben.«
    »Hast du etwas auf dem Herzen?«
    »Nein. Alles in Ordnung.«
    Trez wirkte nicht gerade überzeugt, als er sie zum Umkleideraum begleitete und an der Tür stehen blieb. »Du weißt, ich bin immer für dich da, und du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher