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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Autoren: J.R. Ward
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kannst jederzeit mit mir reden.«
    »Das weiß ich. Und danke.«
    Er legte sich die Hand aufs Herz und machte eine kleine Verbeugung. »Gern geschehen. Pass gut auf dich auf.«
    Der Umkleideraum war gesäumt von hohen Metallspinden, hin und wieder unterbrochen von Bänken, die am Boden festgeschraubt waren. Gegenüber von der Tür hing ein gigantischer, beleuchteter Spiegel. Die zwei Meter lange Ablage darunter war übersät von Schminkutensilien, überall flogen Haarteile und knappe Kleidchen und hochhackige Schuhe herum. Es roch nach Mädchenschweiß und Shampoo.
    Wie üblich hatte Marie-Terese alles ganz für sich allein. Sie kam immer als Erste und ging auch als Erste, und nun, da sie sich im Arbeitsmodus befand, gab es auch kein Zögern mehr, keinen Schluckauf im gewohnten Ablauf.
    Jacke in den Spind hängen. Schuhe aus. Gummiband aus dem Haar ziehen. Reisetasche aufreißen.
    Ihre Jeans, der weiße Rolli und die marineblaue Fleecejacke wurden gegen ein Outfit getauscht, in dem sie sich nicht einmal tot im Karneval erwischen lassen wollte: Mikroskopisch kleiner Stretchrock, Neckholder-Top, dessen Rückenausschnitt bis unter den Rippenbogen hing, lange Seidenstrümpfe mit Spitzenrand am Oberschenkel und nuttige Stilettos, die ihre Zehen einquetschten.
    Alles in Schwarz. Schwarz war das Markenzeichen des Iron Mask, ebenso wie es auch in dem anderen Club gewesen war.
    Außerhalb der Arbeit trug sie nie Schwarz. Ungefähr einen Monat, nachdem sie in diesen Alptraum geraten war, hatte sie jeden Fitzel Kleidung weggeworfen, der auch nur eine Spur von Schwarz enthalten hatte - mit dem Ergebnis, dass sie sich extra etwas Neues kaufen musste, als sie einmal zu einer Beerdigung musste.
    Vor dem beleuchteten Spiegel sprühte sie sich ein bisschen Haarspray in ihre üppige brünette Mähne und wühlte sich dann durch die Palette von Lidschatten und Rouge, wobei sie nur dunkle, glitzernde Farben wählte, die ungefähr so brav wirkten wie ein Penthouse -Cover. Dann spielte sie Ozzy Osbourne mit dem Kajalstift und klebte sich falsche Wimpern an.
    Zuletzt holte sie noch aus ihrer Handtasche einen Lippenstift. Lippenstift teilte sie sich nie mit den anderen Mädels. Alle wurden einmal im Monat gründlich untersucht, aber sie ging kein Risiko ein: Sie selbst konnte kontrollieren, was sie tat und wie gewissenhaft sie auf Sicherheit achtete. Die anderen Mädchen hatten vielleicht andere Standards.
    Das rote Lipgloss schmeckte nach Plastikerdbeere, aber der Lippenstift war unverzichtbar. Kein Küssen. Niemals. Die meisten Männer wussten das sowieso, aber mit dieser Fettschicht erstickte sie jede Diskussion im Keim: Keiner von den Kerlen wollte, dass seine Frau oder Freundin erfuhr, was am »Männerabend« so getrieben wurde.
    Sie weigerte sich, noch einen weiteren Blick auf ihr Spiegelbild zu werfen. Schnell stand sie auf und ging hinaus, um sich dem Lärm und den Menschen und der Arbeit zu stellen. Auf dem Weg durch den langen, halbdunklen Flur zum eigentlichen Club wurden die Bässe immer lauter, genau wie das Pochen ihres Herzens in ihren Ohren.
    Vielleicht war das ein und dasselbe.
    Am Ende des Ganges breitete sich der Club vor ihr aus, die dunkelvioletten Wände und der schwarze Fußboden und die blutrote Decke waren so dürftig beleuchtet, dass man das Gefühl bekam, eine Höhle zu betreten. Die Atmosphäre war aufgeladen mit Versprechungen von perversem Sex, Frauen tanzten in von der Decke hängenden schmiedeeisernen Käfigen, Körper bewegten sich paarweise oder in Dreiergrüppchen zur psychedelischen, erotischen Musik, die schwer in der stickigen Luft hing.
    Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, nahm sie die anwesenden Männer in Augenschein, wobei sie ein Datenraster anwendete, von dem sie wünschte, sie hätte es sich nie angeeignet.
    Man konnte die potenziellen Kandidaten nicht an ihren Klamotten erkennen oder daran, mit wem sie hier waren oder ob sie einen Ehering trugen. Auch nicht an ihrer Blickrichtung, denn alle Männer machten den Von-den-Brüsten-zur-Hüfte-Schwenk. Der Unterschied hinsichtlich der Erfolgsaussichten bestand darin, dass in manchen Blicken mehr als nur Gier lag: Während diese Männer mit den Augen einen Körper abtasteten, war der Akt ihrem Empfinden nach bereits vollzogen.
    Das allerdings störte Marie-Terese nicht weiter. Nichts, was ein Mann mit ihr machen konnte, war schlimmer als das, was schon passiert war.
    Und zwei Dinge wusste sie ganz genau: Irgendwann würde es drei
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