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Fallen Angels 01 - Die Ankunft

Titel: Fallen Angels 01 - Die Ankunft
Autoren: J.R. Ward
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Uhr sein. Und wie jeder Abend, und somit ihre Arbeit, ein Ende nahm, so würde auch diese Phase ihres Lebens nicht ewig dauern.
    In ihren vernünftigeren, weniger depressiven Momenten sagte sie sich, dass sie diese harten Zeiten überstehen würde, so als hätte ihr Leben eine Grippe: Obwohl es schwer war, Hoffnung in die Zukunft zu haben, musste sie daran glauben, dass sie eines Tages aufwachen, ihr Gesicht der Sonne zuwenden und sich genüsslich recken würde; sie würde in dem Bewusstsein schwelgen, dass die Krankheit vorüber und ihre Gesundheit zurückgekehrt war.
    Was natürlich voraussetzte, dass es wirklich nur eine Grippe war. Wenn das, was sie sich zumutete, eher wie Krebs war … dann wäre vielleicht ein Teil von ihr für immer fort, auf ewig an die Krankheit verloren.
    Marie-Terese brachte ihren Kopf zum Schweigen und marschierte voran in die Menge. Niemand hatte je behauptet, das Leben wäre lustig oder leicht oder auch nur fair, und manchmal tat man, um zu überleben, Dinge, die dem achtbaren Teil des eigenen Gehirns zutiefst und vollkommen unverständlich waren.
    Aber im Leben gab es keine Abkürzungen, und man musste für seine Fehler bezahlen.
    Immer.

Zwei
    Das Geschäft Marcus Reinhardt Juweliere, gegr. 1893, residierte in dem eleganten Backsteinbau in der Innenstadt von Caldwell, seit der Mörtel in den tiefroten Mauern getrocknet war. Während der Weltwirtschaftskrise hatte der Betrieb den Besitzer gewechselt, doch das Firmenethos war gleich geblieben und in die Zeit des Internets hinübergerettet worden: hochwertiger, exklusiver Schmuck zu konkurrenzfähigen Preisen, gepaart mit einem Service, der seinesgleichen suchte.
    »Der Eiswein kühlt im Séparée, Sir.«
    »Ausgezeichnet. Wir sind gleich so weit.« James Richard Jameson, Urenkel des Mannes, der das Geschäft 1936 von Mr Reinhardt erworben hatte, rückte seine Krawatte vor einer der verspiegelten Auslagen gerade.
    Zufrieden mit seinem Erscheinungsbild, drehte er sich um und inspizierte die drei Angestellten, die er ausgewählt hatte, um nach Ladenschluss noch zu bleiben. Sie alle trugen einen schwarzen Anzug beziehungsweise ein Kostüm, William und Terrence dazu die gold-schwarze Krawatte mit dem Geschäftslogo, Janice eine Goldkette mit Onyx aus den 1950ern. Perfekt. Seine Leute waren so elegant und diskret wie alles andere im Laden, und jeder von ihnen konnte sich auf Englisch wie auf Französisch unterhalten.
    Für das, was Reinhardt im Angebot hatte, reisten die Kunden bereitwillig von Manhattan ebenso wie von Montreal an.
    Und man wurde nie enttäuscht. Überall im Verkaufsraum blitzte und funkelte es einen an, als stünde man mitten in der Milchstraße. Der Effekt der direkten Beleuchtung und der Glasvitrinen war auf eine systematische Minimierung des Unterschieds zwischen Wollen und Brauchen ausgerichtet.
    Unmittelbar bevor die Standuhr die zehnte Stunde schlug, flitzte James zu einer unauffälligen Schiebetür hinüber, schnappte sich einen Staubsauger und fuhr damit über die Fußabdrücke auf dem antiken Orientteppich. Hinterher trat er rückwärts in seinen eigenen Spuren zurück zum Besenschrank, um den Boden nicht wieder zu verunreinigen.
    »Ich glaube, er ist da«, meldete William von einem der vergitterten Fenster.
    »Oh … mein Gott«, murmelte Janice, als sie sich neben ihrem Kollegen vorbeugte. »Das kannst du laut sagen.«
    James versteckte den Staubsauger und zog sein Jackett wieder gerade. Sein Herz raste in seiner Brust, aber äußerlich war er ruhig, als er bedächtig zur Tür schritt und auf die Straße sah.
    Kunden waren von 10:00 bis 18:00 Uhr im Geschäft willkommen. Montag bis Samstag.
    Besondere Kunden durften auch nach Ladenschluss kommen. An jedem Wochentag, der ihnen beliebte.
    Der Gentleman, der gerade aus dem BMW M6 stieg, gehörte ganz klar in die Kategorie besonderer Kunde: Anzug in europäischem Stil, kein Mantel trotz des kühlen Wetters, ein Gang wie ein Sportler und ein Gesicht wie ein Auftragsmörder. Ein sehr kluger, sehr mächtiger Mann, der wahrscheinlich einen Hauch von Zwielicht mit sich brachte; aber bei Marcus Reinhardt wurde Mafia- oder Drogengeld keineswegs verschmäht. James war Verkäufer, kein Richter - soweit es ihn also betraf, war der Mann, der jetzt zu ihm kam, ein Muster an Tugend in teuren Lederschuhen von Bally.
    James entriegelte das Schloss und öffnete, bevor noch die Klingel ertönte. »Guten Abend, Mr diPietro.«
    Der Händedruck war fest und kurz, die Stimme tief und
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