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Der Tuerke - Das Original

Der Tuerke - Das Original

Titel: Der Tuerke - Das Original
Autoren: Ihsan Acar
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Heiraten – die verschiedenen Schwierigkeitsgrade
    Ein großer Unterschied zwischen türkischen und deutschen jungen Erwachsenen besteht hinsichtlich ihrer »Heiratswilligkeit«.
    Deutsche Heiratskandidaten denken vor dem Eheschluss an den Schluss der Ehe. Die Behörden- und Gerichtsgänge, Anwalts- und Unterhaltskosten im Falle einer Scheidung schrecken sie ab. Und diejenigen, die als Erwachsene auf die Welt kamen und sowieso keine Kinder mögen, sehen erst recht keinen Sinn in der Ehe. (Na gut, die Ehe ist in Westeuropa schon lange keine unabdingbare Voraussetzung mehr für Nachwuchs.)
    Ganz anders sieht es bei den Türken aus. Sowohl türkische Mädchen als auch Jungen haben es sehr eilig. Sie wollen heiraten, Verantwortung übernehmen, Kinder bekommen. Aussprüche wie »Kinder sind viel zu teuer!« oder »Die kleinen Gören quengeln doch nur herum!« gibt es bei den Türken nicht. Nachwuchs ist immer willkommen. Mit der eigenen Familie wollen junge Türkinnen und Türken den entscheidenden und endgültigen Schritt in die Welt der Erwachsenen tun.
    Doch der Weg in die Ehe kann für die türkischen Heiratskandidatinnen und -kandidaten ein sehr steiniger werden – je nachdem, für welchen man sich entscheidet.
    Um den Gesamtkomplex zu verstehen, müssen Sie zunächst einmal wissen, dass bei türkischen Eheschließungennicht nur Braut und Bräutigam, sondern alle Mitglieder beider Familien miteinander verheiratet werden. Die Familien spielen vor und nach der Hochzeit eine ganz wichtige Rolle. Wenn sich die Familien bereits kennen und gut miteinander auskommen, dürfte die Eheschließung unproblematisch verlaufen. Doch wenn die Familien noch nicht miteinander vertraut sind, sind Schwierigkeiten nicht ausgeschlossen. Was den Eltern der Braut gefällt, könnte den Eltern des Bräutigams nämlich gewaltig stinken.
    Beispiel 1: Das Paar bezieht eine Wohnung in unmittelbarer Nähe der elterlichen Wohnung des Mannes. Prompt sind die Eltern der jungen Frau beleidigt und fühlen sich ausgeschlossen.
    Beispiel 2: Die Mutter des frisch gebackenen Ehemannes bekommt mit, dass das junge Paar öfter mal bei der Familie der Schwiegertochter vorbeischaut, während sie selbst nur einmal in der Woche besucht wird. Gut möglich, dass sie auf die Barrikaden geht und eine mittelschwere Krise herbeiführt.
    Beispiel 3: Das Paar will übers Wochenende wegfahren und bittet
seine
Mutter, das sechs Monate alte Baby zu versorgen. Wenn das zweimal hintereinander passiert, steht
ihre
Mutter auf der Matte und moniert, dass auch sie ein Recht darauf hat, das Enkelkind zu hüten.
    Um diesen Problemen aus dem Weg zu gehen und die Reibungsflächen so klein wie möglich zu halten, ist es ratsam, sich für die einfache Heiratsmethode zu entscheiden.
    Heiraten – die einfache Variante
    Mit der einfachen Methode des Heiratens hat man wenig Stress und braucht sich keine Vorhaltungen der Eltern anzuhören, wenn die Ehe letztlich nicht so gut funktioniert.
    Sobald der Sohn ein heiratsfähiges Alter von 19, 20 Jahren erreicht hat, sprechen die Eltern Empfehlungen aus. Manche sonntags beim Frühstück, andere jeden Abend beim Fernsehen. Natürlich kommen als Kandidatinnen nur Töchter aus befreundeten Familien in Frage, und eigentlich auch nur solche, deren Familie aus derselben Region in der Türkei stammt wie man selbst.
    Vater:
»Was hältst du von Ahmets Tochter?«
    Mutter:
»Ich habe am Samstag auf der Hochzeit von Ali und Fulya ein Mädchen gesehen. Die wäre genau richtig für dich.«
    Der Sohnemann errötet, murmelt etwas in den nicht vorhandenen Bart und tut aus Verlegenheit so, als ob er kein Interesse hätte.
    Vater:
»Dann heirate die Tochter von unserem Mieter in der Türkei.«
    Mutter:
»Oder die Tochter von Tante Ayse. Die hat grüne Augen und ist so groß wie ein Model.«
    Zum Leidwesen der Eltern befolgen nur wenige Söhne ihre Ratschläge und heiraten ein Mädchen aus diesem reichhaltigen Angebot. Die meisten Söhne suchen ihre Lebenspartnerin selbst aus. Sobald der angehende Bräutigam seine Wahl getroffen hat, redet er mit seiner Mutter, die dann ihrerseits dem Vater berichtet. Das direkte Vater-Sohn-Gespräch findet in diesen Fällen so gut wie nie statt.
    An dieser Stelle sollte gesagt werden, dass bei der Grundsteinlegung einer Ehe immer die Seite des Bräutigams die Initiative ergreift. Töchter werden auf solche Themen nicht angesprochen. Es sei denn, es gibt eine konkrete Anfrage von Brautwerbern. Dann muss natürlich reagiert
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