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Der Tuerke - Das Original

Der Tuerke - Das Original

Titel: Der Tuerke - Das Original
Autoren: Ihsan Acar
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werden.
    Eine dritte Familie, der beide Seiten vertrauen, ist eigentlich immer mit von der Partie. Auch wenn die Familien sich gut kennen, stellt diese unparteiische Familie den Kontakt her und fragt bei der Brautfamilie an, ob eine Heirat grundsätzlich vorstellbar ist. Lehnt die Kandidatin ab, ist das Spiel schon vorbei, bevor es richtig angefangen hat. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass die Ablehnung nicht direkt ausgesprochen wird, sondern über die Vermittler erfolgt. Das gute Verhältnis beider Familien bleibt somit gewahrt.
    Wenn die Brautseite sich eine Heirat prinzipiell vorstellen kann, folgt eine Woche später der offizielle Besuch. Die Eltern des künftigen Bräutigams machen sich mit Blumen und Pralinen auf den Weg. Beide Parteien haben sich inzwischen neu eingekleidet und sind bemüht, einen sehr guten Eindruck zu hinterlassen. Die Familie des Mädchens hat sogar eine neue Vitrine und Gardinen gekauft. Der Teppich wurde gereinigt, die Fenster sind frisch geputzt. Die Nachbarinnen, die beim Hausputz mitgeholfen haben, haben ihr bestes Geschirr verliehen. Es wird sehr wenig gesprochen bei solchen Sitzungen. In den ersten 20 Minuten fragt jeder jeden, wie es geht. Danach passiert erst mal gar nichts – bis die Braut in spe mit zittrigen Händen den obligatorischen Kaffee serviert. Der Vater des designierten Bräutigams wagt einen Vorstoß und verkündet den Grund ihres Besuchs. Beiläufig wird der Sohn beschrieben. Der Beruf, seinCharakter, dass er nicht trinkt und nicht raucht und auch sonst superklasse ist. Traditionell erbittet der Brautvater eine Woche Bedenkzeit. Diese Schritte sind fix. Egal, ob die Werbung in Deutschland oder während der Sommerferien in der Türkei stattfindet.
    Etwa drei bis vier Tage später klingelt das Telefon:
    Bräutigamvater:
»Hallo!«
    Brautvater:
»Hallo Mehmet! Ich bin’s, Ahmet.«
    Bräutigamvater:
»Ooooooohhh, Ahmet! Wie geht’s?« (Dieses Ooooooohhh soll vortäuschen, dass der Anruf überraschend kommt, obwohl man gebannt darauf gewartet hat.)
    Brautvater:
»Gut, und selbst?«
    Einige Minuten später, nach dem allgemeinen Teil:
    Brautvater:
»Wir haben uns Gedanken gemacht – und erwarten euch am nächsten Samstag.«
    Bräutigamvater:
»Sehr schön! Wir werden kommen!«
    Im Hause des Bräutigams herrscht nun große Freude, denn die Antwort ist positiv, auch wenn es nicht ausgesprochen wurde. Bei einer abschlägigen Antwort (das umworbene Mädchen findet den möglichen Ehegatten nicht sehr prickelnd) hätte der Brautvater über einen Dritten verlauten lassen, dass es nichts wird und ein weiterer Besuch unnötig ist.
    Nachdem man sich einig ist, folgen innerhalb der nächsten Monate die Verlobung, dann der gemeinsame Einkauf von Gold, Abendkleidern und anderen Geschenken in der Türkei und schließlich die Hochzeit in einem Saal in Deutschland mit 500 bis 1500 Gästen. Im Grunde kann Heiraten also sehr einfach sein.
    Heiraten – die schwierige Variante
    Aber wie gesagt: Nur wenige türkische Söhne in Deutschland befolgen den Rat ihrer Eltern. Die meisten suchen ihre Frau fürs Leben auf eigene Faust. Doch dieses eigensinnige Vorgehen ist mit vielen Problemen behaftet.
    Deutsch-türkische Ehe

    Der Sohn flirtet mit einem deutschen Mädchen. Den Eltern ist nicht wohl dabei, weil sie befürchten, dass ihr Sohn mehr als nur einen Flirt im Sinn haben könnte. Dann ist es so weit. Der Sohn erzählt der Mutter von seiner Heiratsabsicht, so wie er sich auch sonst in Krisenfällen an sie wendet, wenn der Vater erst mal nichts mitkriegen und die Mutter als Vermittlerin fungieren soll:
    Sohn (freudig erregt):
»Ich will heiraten!«
    Mutter (ahnt es, wagt dennoch einen Versuch):
»Sehr gut, mein Sohn! In den Sommerferien finden wir ein tolles Mädchen für dich!«
    Sohn (freut sich noch mehr):
»Ich hab sie schon gefunden!«
    Mutter (ist sich nun schon fast sicher):
»Wen hast du gefunden?«
    Sohn:
»Na, das Mädchen, das ich heiraten will.«
    Mutter (wird hektisch, tut aber so, als ob sie keine Ahnung hätte):
»Wer ist es denn? Kenne ich sie?«
    Sohn:
»Ja, Julia!«
    Mutter (nahe an der Verzweiflung):
»Wer ist Julia?«
    Sohn:
»Ich hatte sie dir doch vorgestellt.«
    Mutter (schreit):
»WAS? DIE DEUTSCHE? SPINNST DU?«
    Sohn:
»Wieso?«
    Mutter (schreit immer noch):
»SCHLAG DIR DAS AUS DEM KOPF! DAS WIRD NICHTS!«
    Sohn:
»Aber warum?«
    Mutter (spricht nun in einem ruhigeren Tonfall, weil sie den Sohn überzeugen will):
»Mein Sohn. Das passt doch nicht! Sie hat
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