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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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dich.«
    Kim nickte und lächelte verlegen. Dann war sie auch schon in der Dunkelheit verschwunden.
    Judith bückte sich nach der Taschenlampe, die Niels neben seiner kurzen Hose hatte fallen lassen, und schaltete sie ein. Der bläuliche Lichtschein warf harte Schatten. Vom Wasser her hörte Judith das gedämpfte Lachen der anderen.
    Judith entfernte sich von den Pools und ging an dem verlassenen Spielplatz beim Babybecken vorbei, dessen glatte Wasseroberfläche das Licht der Lampe wie ein Spiegel reflektierte. Dann glaubte sie ein Flüstern und Kichern, ein Gurren und Seufzen zu hören. Sie schaltete die Lampe aus und hielt die Luft an. Sofort wurde es still. Es dauerte einige quälende Augenblicke, bis sich ihre Augen so weit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dass sie auch im Finstern über die Wiese gehen konnte, ohne über einen der Mülleimer zu stolpern. Dann glaubte sie wieder die gleichen Geräusche zu hören, leise und gedämpft. Sie kniff die Augen zusammen und ihr wurde ein wenig schwindelig. In den vergangenen Nächten hatte sie kaumgeschlafen und daran war nicht die Hitze schuld gewesen. Vor dem tiefen Nachtgrau glaubte sie zwei Silhouetten zu erkennen. Die eine, schmal und feingliedrig, saß auf einer steinernen Tischtennisplatte, hatte die Beine um die Hüften der anderen geschlungen und den Kopf in den Nacken geworfen. Süßlicher Parfümgeruch wehte zu Judith herüber. Jan hatte sich nach vorne gebeugt und küsste Zoeys Hals mit leidenschaftlicher Hingabe.
    Judith umklammerte den Griff der Taschenlampe fester. Ihr Atem ging schneller, ihr Puls raste. Ihr Daumen wanderte zu dem roten LED -Knopf, der diesem nächtlichen Lustspiel im Nu ein Ende bereiten würde. Doch bevor sie ihn drücken konnte, flammten mehrere Scheinwerfer auf und tauchten das ganze Freibadgelände in gleißendes Licht.
    Die Tischtennisplatten waren leer. Nur eine leere Pfefferminzschachtel lag beim Netz. Als Judith danach griff, hörte sie einen Hund bellen. Sie ließ die leere Packung fallen.
    »Judith!«, schrie Kim vom anderen Ende der Wiese. Sie zog sich hastig ihr T-Shirt über den nassen Körper.
    Doch Judith konnte sich nicht bewegen. Die Verbindung zwischen Kopf und Beinen war irgendwie unterbrochen. Die Lampe fiel ihr aus der Hand und landete im vertrockneten Gras.
    »Judith, beeil dich!«, rief Kim noch einmal und wollte zu ihr laufen, aber ein Junge, es musste Niels sein, hatte sie am Arm gepackt. Ein Schäferhund sprang aus dem Gestrüpp und hielt inne, als er Judith sah, die noch immer wie angewurzelt bei den Tischtennisplatten stand. Er betrachtete sie mit aufgestellten Ohren und zur Seite geneigtem Kopf.
    »Judith, verdammt!« Jetzt überschlug sich Kims Stimme. Knurrend wandte sich der Hund von Judith ab und rannte wild bellend auf die Gruppe zu, die panisch zu dem Loch im Zaun flüchtete.
    »Du!«, rief eine Männerstimme.
    Judith drehte sich um.
    »Komm her!«
    Judith war noch immer ganz benommen. Eine massige Gestalt löste sich aus dem Schatten der Bäume. In der Hand hielt sie etwas, was wie eine Peitsche aussah. Seltsamerweise verspürte Judith keine Angst. Sie runzelte nur die Stirn und bückte sich nach der Taschenlampe.
    »Ich sagte: Du sollst herkommen!«
    Die Gestalt stapfte auf sie zu. Unter dem Overall spannten sich Muskeln von der Sorte, für die man jeden Tag zwei Stunden Hanteln stemmen muss. Der kahle Kopf saß auf einem kurzen, viel zu dicken Hals, an dessen rechter Seite sich ein Tribal-Tattoo emporschlängelte. In der Hand hielt er eine Hundeleine.
    Kim und den anderen war offenbar die Flucht geglückt. Und das schien dem Typ überhaupt nicht zu passen. Er pfiff scharf durch die Finger. Der Hund verstummte, machte auf der Stelle kehrt und sauste zu seinem Herrchen zurück, das sich inzwischen vor Judith aufgebaut hatte.
    Ihr war noch immer, als stünde sie vollkommen neben sich. Alles, was um sie herum geschah, nahm sie wie ein unbeteiligter Beobachter wahr. Der Mann trat ganz nah zu ihr hin und musterte sie von oben bis unten, so als ginge er im Geiste durch, was er nun, da sie beide alleine waren, alles mit ihr anstellen konnte. Doch Judith hielt seinem Blick stand und wich keinen Zentimeter zurück.
    Er lächelte träge. »Also, es gibt jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder du kommst freiwillig mit oder ich rufe die Polizei und die verknackt dich wegen Hausfriedensbruch.«
    Die Polizei. Dieses Wort riss sie schlagartig aus ihrer Trance. Sie war noch keine achtzehn. Vermutlich würde man sie
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