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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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wieder da!«
    Bogdan nickte kaum wahrnehmbar und lehnte seine Schulter gegen die Backsteinwand. Bitte, lieber Gott, lass ihn durchhalten!, dachte Judith, als sie die Treppe hinaufhastete, so schnell sie es mit ihren schwachen Beinen vermochte. Sie riss die Kellertür auf – und ein Schrei entfuhr ihr.
    Vor ihr standen zwei Männer im schummrigen Licht der Wandlampen. Der eine war angezogen wie ein Mechaniker und hielt einen großen Schlüsselbund in der Hand. Der andere trug eine lederne Umhängetasche und blättertein einem Stapel ungeöffneter Post, die er vom Boden aufgesammelt hatte.
    »Wer sind Sie?«, keuchte Judith. »Wie kommen Sie hier herein?«
    Der Mann legte die Umschläge beiseite und blickte Judith verblüfft und auch ein wenig misstrauisch an.
    »Mein Name ist Camberger. Ich komme vom Finanzamt. Sind Sie eine Freundin von Daniel Kischek?«, fragte er.
    »Von wem, bitte?«, fragte Judith verwirrt.
    »Daniel Kischek. Dem Besitzer dieses …«, Camberger machte eine weitläufige Geste mit der Hand. »Dieses Hauses.«
    »Nein! Ganz bestimmt nicht. Hören Sie, haben Sie ein Telefon?«
    Camberger nickte.
    »Dann rufen Sie bitte die Polizei! Und einen Notarzt!«
    Er holte sein Handy aus der Hosentasche. »Was ist denn hier passiert?«
    »Das erkläre ich Ihnen gleich«, antwortete sie. »Aber holen sie erst mal Hilfe. Mein Name ist Judith Schramm. Die Polizei weiß, wer ich bin.«

    Sie wartete bei Bogdan und hielt die ganze Zeit über seine Hand, obwohl sie den Eindruck hatte, dass er das gar nicht mehr mitbekam. Er atmete zwar noch, war aber offensichtlich bewusstlos. Die große Wunde an seinem Kopf hatte wieder zu bluten begonnen. Zusammen mit Camberger und dem Mann vom Schlüsseldienst hatte sie ihn auf den Boden gebettet.
    In der »Kapelle« blieb alles still.
    Nach quälenden Minuten des Wartens kamen Polizei und Rettungsdienst. Ein regelrechtes Großaufgebot fuhr auf den Hof. Einsatzkräfte mit Helmen und Schutzwesten stürmten das Haus und drangen in den Keller ein, um ihn zu sichern, damit die Sanitäter sich um Bogdan kümmern konnten.
    »Frau Schramm?«, sagte eine zierliche junge Frau. »Mein Name ist Weissgerber. Ich bin Polizeipsychologin.«
    »Oh«, machte Judith nur.
    Frau Weissgerber lächelte. »Ich bin ab jetzt für Sie da.«
    »Das ist gut. Aber im Augenblick interessiert mich nur eins: Wird Bogdan es schaffen?«
    Die Frau runzelte die Stirn. »Bogdan ist …«
    »Der Mann, der Freund , der mein Leben gerettet hat.« Sie wandte sich zum Hauseingang.
    »Wenn Sie möchten, kann ich mit dem Arzt reden«, sagte Frau Weissgerber.
    »Das wäre wunderbar.«
    Frau Weissgerber winkte einen der Polizisten heran und bat ihn, Judith im Auge zu behalten. Dann verschwand sie im Haus und kehrte kurz darauf mit dem Notarzt zu zurück. »Ich weiß nicht, wie dieser Bogdan das geschafft hat«, sagte er, »aber er lebt. Er hat auf jeden Fall eine massive Schädelfraktur. Es gleicht einem Wunder, dass er überhaupt mit Ihnen reden konnte!« Er schüttelte den Kopf. »Unglaublich.«
    »Was wird jetzt geschehen?«
    »Ich habe einen Rettungshubschrauber geordert.« Er deutete nach oben. »Da hinten kommt er schon. Wir bringen ihn in die Unfallklinik nach Seckbach.«
    »Ich fliege mit«, sagte Judith in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
    Der Arzt sah die Psychologin an und zuckte mit den Schultern.
    »Das sollte möglich sein«, sagte sie und lächelte.
    »Und was ist mit Gabriel?«, fragte Judith.
    Die Einsatzkräfte verließen jetzt nacheinander das Haus. Sie hatten die Helme abgenommen, einige steckten sich eine Zigarette an.
    »Gabriel?«, fragte der Arzt.
    »Der Mann, der Frau Schramm entführt hat«, sagte die Psychologin.
    Der Arzt holte tief Luft. »Ist tot. Wahrscheinlich Gift.«
    »Das Amphetamin …«, sagte Judith, mehr zu sich selbst.
    »Bitte?«, fragte der Arzt, der sie nicht richtig verstanden hatte.
    Judith schüttelte den Kopf. »Mein Glas mit dem Gift wurde verschüttet. Seins hat er ausgetrunken.«
    Der Hubschrauber landete auf der Obstwiese vor dem Hang. Bogdan wurde herausgetragen. Sein Kopf war in ein Gestell eingespannt, das den Schädel fixierte. Im Eiltempo liefen die Sanitäter mit der Trage auf den Hubschrauber zu; der Arzt nahm Judith an die Hand. Sie stiegen ein, und nachdem die Trage festgemacht war, hob der Hubschrauber ab.
    Aus der Luft sah das Gehöft beinahe idyllisch aus, wären da nicht die Einsatzfahrzeuge der Polizei und der Rettungswagen gewesen. Judith nahm
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