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2585 - Der Tanz der Vatrox

2585 - Der Tanz der Vatrox

Titel: 2585 - Der Tanz der Vatrox
Autoren: Frank Borsch
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Prolog
    Satwa
     
    »Du bist ein Monstrum, Vastrear!«, brüllte Sinnafoch.
    Er saß breitbeinig auf dem am Boden liegenden Vatrox und drückte ihn mit seinem Gewicht gegen den Boden des GenLabors. Die Waffe Sinnafochs war entsichert, eine bloße Handbreit trennte die Mündung des Laufs vom Gesicht Vastrears.
    Sie hatten keine Chance, Vastrear zu retten.
    Nicht der Genetiker Lashan, der zu dem ermordeten Klon gerannt war und fassungslos über der Leiche seiner Schöpfung kniete.
    Nicht Bhustrin, Vastrears Kriegsordonnanz. Das semitransparente Wesen war schneller als ein Roboter, aber selbst Bhustrin konnte seinen Herrn nicht erreichen, bevor Sinnafoch abdrückte.
    Nicht Satwa, die den beiden Vatrox am nächsten stand, denn sie war wie betäubt. Keineswegs wegen der Morde an Kruuper und dem Klon, deren sie Zeuge geworden war, sie war nichts anderes von den Vatrox gewohnt. Sondern wegen des Schmerzes, den Sinnafoch und Vastrear empfanden.
    Vatrox kannten kein Mitgefühl.
    Eigentlich.
    Aber die Trauer um Kruuper, einen plumpen Okrivar mit Sprachfehler, hatte eine rasende Wut in Sinnafoch entflammt.
    Und Vastrear trauerte um einen misslungenen Klon. Ein Kunstwesen ohne Wert, jederzeit millionenfach reproduzierbar.
    »Kannst du mir einen Grund nennen, weshalb ich dich am Leben lassen soll?«, verlangte Sinnafoch.
    Der Lauf des Strahlers zitterte bei diesen Worten.
    Vastrear sah in die Mündung der Waffe. In seinem Blick lag ein verträumter Ausdruck, als betrachte er selbstvergessen ein Kunstwerk, gäbe sich seiner Schönheit hin. Als habe er vergessen, dass er dem Tod ins Auge blickte - einem Tod ohne Wiederauferstehung. Kein Klon-Körper würde darauf warten, Vastrears Vamu aufzufangen.
    »Equarma«, sagte der Vatrox. Leise und voller Wehmut.
    »Ein Klon?« Sinnafoch ruckte mit dem Kopf herum, deutete auf die Stelle, an der die Leiche des Klons in seinem Blut lag. »Ein toter Klon? Du musst dir schon einen besseren Grund einfallen lassen, Vastrear.«
    Die Entgegnung kam ohne Zögern. »Dann schieß! Mach ein Ende! Ich habe keinen besseren Grund zu bieten.«
    Sinnafoch straffte sich. Er streckte den linken Arm aus, umfasste den Strahler mit beiden Händen, als fürchte er, er könne das Ziel verfehlen. Er beugte sich vor, drückte den Lauf gegen die Stirn Vastrears und sagte: »Nein, so einfach kommst du mir nicht davon. Erzähl mir von Equarma!«
    Vastrears Augen weiteten sich, sein Blick fixierte kurz Sinnafoch. Dann löste er sich, ging in die Ferne - und Vastrear erzählte ...

1.
    Galaxis Bra-Nok-Zo,
    9,79 Millionen Jahre zuvor
     
    »Was ist los, Lough? Was soll ich hier unten?«
    Der Sand Voidurs knirschte unter Frequenzanwärter Vastrears Sohlen, als er aus der Schleuse des Schlachtlichts trat.
    »Ich will dir etwas zeigen«, antwortete die Ordonnanz.
    »Hier?« Vastrear drehte sich langsam auf dem Absatz. Das Landefeld des Raumhafens war eben, der Beton schimmerte grünlich im Licht der Sonne. Die Fläche war verlassen. »Ich sehe nicht, was es hier zu sehen geben könnte. Und selbst wenn, wieso holst du mich aus der Zentrale? Wozu gibt es Kameras?«
    »Du würdest den Bildern nicht trauen.«
    »Du hast es nicht versucht. Außerdem ist dein Bericht überfällig.«
    »Den werde ich dir auf der Fahrt geben.« Die Ordonnanz klopfte mit der flachen Hand gegen den Rumpf des Bodenfahrzeugs, an das sie sich lehnte. Lässig. Beinahe herausfordernd. Und unpassend zu seiner Erscheinung.
    »Schrumpf-Vatrox« hatten die Frequenzanwärter auf der Akademie sie abfällig genannt. Die Ordonnanzen sahen aus, als hätte man einen Vatrox genommen, ihn ausgetrocknet, bis der letzte Tropfen Wasser aus ihm geschwunden und er auf die Größe eines Kleinkinds geschrumpft war. Anschließend schien man ihn in ein Säurebecken gelegt zu haben, das ihn zwar wieder wässerte, aber dafür die Farbe seines Körpers ausgeblichen hatte, bis sie beinahe durchsichtig wurde.
    Es war ein Scherz gewesen, ein Ausdruck des Unbehagens der jungen Vatrox mit den Begleitern, die man ihnen zugeteilt hatte, doch nicht so weit von der Wahrheit entfernt, wie man hätte vermuten sollen.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Vastrear.
    »Das wirst du auf der Fahrt sehen.«
    Eine unmögliche Antwort. Er, Frequenzanwärter Vastrear, war der Herr. Lough, die Ordonnanz, war sein Diener. Auch wenn dem Jungspund Vastrear die Erfahrung fehlte, wie Lough nicht müde wurde zu betonen.
    Darauf kannst du lange warten!, wollte der Vatrox versetzen, aber seine Induktivzelle hielt
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