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Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft

Titel: Tinker-Kate und die geheime Bruderschaft
Autoren: Steve Hogan
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Inhalt
    „Verfluchtes Qualmluder!“
    Die Stimme des wütenden Droschkenkutschers war so laut, dass sie sogar das Wiehern seiner erschrockenen Pferde und den Maschinenlärm von Kates Dampfkutter übertönte.
    Doch die junge Frau am Ruder des eisernen Drehflüglers lachte nur. Während der massige Mann auf dem Kutschbock seine beiden unruhigen Gäule zu beruhigen versuchte, senkte Katherine Fenton mit viel weiblichem Feingefühl ihren eisernen Flugapparat hinunter auf die Marylebone Road im Herzen Londons. Sie drosselte den Motor, und die mächtigen eisernen Drehflügel ihres Dampfkutters kamen allmählich zur Ruhe.
    Katherine Fenton pflegte ihr Fluggerät aus Prinzip selbst zu reparieren, was ihr den Spitznamen Tinker-Kate, also Kesselflicker-Kate, eingebracht hatte.
    Kate sprang geschickt vom Führerstand ihres Lufttaxis hinunter auf das Kopfsteinpflaster unmittelbar vor dem Luxushotel The Landmark. Hier war ein guter Platz, um reiche Passagiere aufzunehmen. Das wussten die Droschkenkutscher – aber es war eben auch den Dampfkutter-Piloten bekannt.
    Obwohl im Jahr 1851 die Dampfkutter und andere mechanische Flugapparate bereits seit einem Jahrzehnt den Himmel über London und dem britischen Empire bevölkerten, hatten sich die Fahrer der Pferdedroschken noch immer nicht an die Konkurrenz aus der Luft gewöhnt. London war die größte Stadt der Welt, und es gab genug Arbeit für die vielen tausend Droschkenkutscher und die wenigen hundert Dampfkutter-Piloten. Trotzdem herrschte offene Feindschaft zwischen beiden Gruppen, die teilweise mit brutaler Gewalt ausgetragen wurde.
    London galt in jenen Jahren ohnehin in vielen Belangen als heißes Pflaster. Nachts war es auf den Straßen alles andere als sicher. Zwar besaß die Hauptstadt seit einigen Jahren eine Polizeitruppe, aber die Uniformierten konnten nicht überall gleichzeitig sein.
    Viele Glücksritter strömten nach London. Die Metropole galt als ein Ort, an dem man im Handumdrehen reich werden konnte. Und wenn das mit legalen Mitteln nicht möglich war, dann probierte man es auf der illegalen Schiene.
    Die Zeitungen der Hauptstadt schlachteten jede Bluttat genüsslich aus. Die Straßen wurden von Heerscharen schmutziger kleiner Jungen bevölkert, die ihre neuesten Nachrichten an den Mann zu bringen versuchten. Mit hellen Stimmen schrien sie die Sensationsmeldungen über Eifersuchtsdramen, Racheakte und politische Anschläge von Anarchisten. Je mehr Krach sie machten, desto besser schienen sie ihre Zeitungen zu verkaufen. Man wurde an jeder Straßenecke daran erinnert, in was für einer gefährlichen Welt man lebte. Die Schurken lauerten überall.
    Von all dem ließ sich Kate nicht einschüchtern. Und schon gar nicht von rabiaten Droschkenkutschern und anderen üblen Kerlen. Sie war eine der wenigen Frauen, die am Ruder eines Flugapparates saßen. Kate fuhr sich mit der behandschuhten Rechten durch ihre langen roten Korkenzieherlocken, die sie jeden Morgen mit einer Brennschere in Fasson bringen musste. Mit wiegenden Hüften stolzierte sie lächelnd auf den immer noch zornigen Kutscher zu, der den obligaten Zylinderhut und einen Knebelbart trug.
    William Connors kannte Kate schon. Aufgebracht starrte er vom Kutschbock seines schicken Hansom-Cabs auf Kate hinunter. Er musste sich widerwillig eingestehen, dass Tinker-Kate eine verdammt hübsche Frauensperson war. Sie konnte nicht viel älter als zwanzig Jahre sein. Ihr Gesicht mit den leuchtenden grünen Augen und dem kirschroten Mund kam bei vielen Gentlemen gut an. Gleiches galt für ihre schlanke Figur, die durch eine Korsage noch betont wurde. Über ihrem bodenlangen schlichten Krinolinenkleid trug Kate eine Lederschürze – neben der Schutzbrille war das die typische Berufskleidung der Dampfkutter-Piloten. Ihre männlichen Kollegen hatten unter der Schürze natürlich kein Kleid, sondern Hosen und Schaftstiefel. Die Lederschürze war jedenfalls für männliche und weibliche Piloten gleichermaßen Vorschrift und Standessymbol. Doch noch nicht einmal dieses unförmige Kleidungsstück konnte Kates Attraktivität mindern.
    Nach Connors’ Meinung war es ungerecht, dass Kate wegen ihrer Schönheit so viele Fuhren bekam. Und das ließ er sie spüren.
    „Eines Tages werden meine Gäule noch am Herzschlag sterben, wenn du mit deiner Höllenmaschine landest, Kate. Aber dann verklage ich dich vor dem höchsten Gericht und ziehe dir noch den letzten Penny aus der Tasche.“
    „Connors, wieso hast du an diesem
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