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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein
Autoren: Ravensburger
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Bogdans Hand und schloss die Augen.
    »Wird er wieder gesund?«, fragte Judiths Mutter, als sie ihre Tochter aus dem Krankenhaus abholte. Es hatte den ganzen Tag geregnet. Aber das war Judith egal. Seit ihrer Rettung war jeder Tag ein guter Tag.
    »Die Operation hat acht Stunden gedauert, aber Bogdan ist über den Berg und sogar bei Bewusstsein.« Sie lachte. »Er konnte zwar noch nicht sprechen, aber als ich ging,machte er das Victoryzeichen – und zwar mit beiden Händen.«
    Marion nahm Judith in den Arm und es schien, als wollte sie sie nie wieder loslassen. »Willst du nicht nach Hause, dich umziehen? Schlafen vielleicht?«
    »Nein«, sagte Judith. »Du weißt, dass ich noch was tun muss. Und ich will pünktlich sein.«
    Marion gab Judith einen Kuss auf die Stirn. »Ja. Ich weiß.«
    »Dann lass uns fahren.«
    Der Weg zur JVA Preungesheim war nicht weit. Mit dem Auto brauchte man zehn Minuten, wenn man nicht gerade im Stau der Homburger Landstraße stecken blieb. Aber sie hatten Glück und fanden sogar einen Parkplatz in einer Nebenstraße.
    Vor dem Haupteingang des Untersuchungsgefängnisses hatte sich schon eine Gruppe von Menschen versammelt. Jans Mutter hielt einen Blumenstrauß in der Hand und tupfte sich immer wieder die Nase mit einem Papiertaschentuch ab. Judith sah Kim und Niels und einige andere aus ihrem Jahrgang. Urplötzlich fühlte sie sich fehl am Platz. Als hätte sie kein Recht, jetzt hier zu sein.
    »Hast du’s dir anders überlegt?«, fragte ihre Mutter.
    Judith schüttelte den Kopf und Marion legte ihr den Arm um die Schultern.
    Die Tür ging auf und Jan trat hinaus. In seiner Begleitung war ein Mann, wahrscheinlich sein Anwalt. Alle begannen zu jubeln, die Mutter fiel ihrem Sohn um den Hals, die Freunde klopften ihm auf die Schultern – und Judith hatte einen dicken Kloß im Hals.
    Judith fiel auf, dass Jan ganz erschöpft aussah. Der ganze Trubel schien ihm zu viel zu sein.
    In diesem Moment trafen sich ihre Blicke. Jan erstarrte. Und Judith wäre am liebsten weggelaufen. Doch sie hob die Hand zu einem schüchternen Gruß.
    Jan zögerte einen Moment. Dann hob auch er die Hand, ebenso zaghaft. Und lächelte.
    Da erst fiel die ganze, entsetzliche Last von Judith ab. Sie schlug die Hände vors Gesicht und weinte.
    Jan wurde von seiner Familie gefeiert, beglückwünscht. Ein Junge, wahrscheinlich ein Freund oder Cousin stellte sich vor ihn und drückte ihn. Der Blickkontakt brach ab.
    Aber Judith wusste, dass sie einander nicht aus den Augen verlieren würden.
    Jetzt nicht mehr.
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