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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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wollen«, rief er aufgeregt.
    »Die Vorderbeine sind scho’ zu sehe’«, bekam er zur Antwort. Noch
nicht einmal umgedreht hatte sich Winterhalter. »Kommet Sie und gucke’ Sie sich
des an!« Dann widmete er sich wieder der kalbenden Hilde. »Du bisch mei’ großes
Mädle. Ich bin stolz auf dich.«
    Thomsen lief in den folgenden Minuten noch zweimal zum Auto und
zurück. Es war nicht zu fassen! Da hatten sie den Fall gelöst, und eine blöde
Kuh stellte sich allem in den Weg. Und nun schleppte ihn auch noch die resolute
Bauersfrau mit ihrem blauen Kopftuch von der Stalltür zur Abkalbebox.
    Im Gegensatz zum Ehepaar Winterhalter dominierte beim Besucher
keineswegs die Freude. Es war ein grauenvoller Anblick. Von der Vehemenz seiner
Übelkeit her in etwa so, als müsse er zugleich eine Wasser- und eine
Brandleiche besichtigen. Die zuckende Hilde, das viele Blut. Was Lucidus’
wohlgesetzte Worte nicht geschafft hatten, würde nach diesem Anblick gelingen:
Thomsen war ab sofort Vegetarier.
    Da platzte Hildes Fruchtblase, und der Kopf des neugeborenen
Kälbchens erschien. Winterhalter platzte fast ebenfalls – und zwar vor Stolz.
»Ich bin so glücklich! Schauet Sie nu’!« Nichts lag Thomsen ferner. Bleich wankte
er nach draußen und atmete mehrere Minuten tief durch, als endlich der stolze
Vater – so fühlte er sich zumindest – ankam.
    »Kollege, wie heißet Sie eigentlich mit Vorname’?«, wollte er
wissen.
    Thomsen sagte erst mal gar nichts und dann misstrauisch: »Claas.«
    Winterhalter staunte. »Sind Sie sicher?«
    »Warum denn nicht?«, fragte Thomsen pikiert. »Bei uns in
Norddeutschland ist das ein durchaus gebräuchlicher Name.«
    »Also gut«, entschied Winterhalter. »Dann heißt des Kälble jetzt
Claas.«
    Den Termin mit der Polizeichefin schafften die beiden Tierfreunde
nicht einmal annähernd. Sie kamen aber gerade noch rechtzeitig zur
Pressekonferenz. Die Polizeidirektorin winkte fast schon panisch den nach Stall
riechenden Thomsen aufs Podest. Ihr selbst fehlten wichtige Detailkenntnisse
der eben geklärten Sektenmorde. Auch ihre verzweifelten Versuche, Thomsen
telefonisch zu erreichen, waren erfolglos geblieben. Funkloch …
    Wenn es jetzt eine Blamage gab, würde das der letzte Kriminalfall
dieses müffelnden Eigenbrötlers gewesen sein. Als die Kameras sich auf sie
richteten, setzte sie aber eine professionelle Miene aus Lächeln,
Entschlossenheit und Stolz auf.

30. Abgang
    »Dort drüben sind die Keltengräber, und hier vorne ist die
Spielarena, in der ich heute Morgen mit Maximilian war«, referierte Hummel.
Carolin zog ihren Freund rasch weiter. In zehn Minuten begann das Stück des
Zähringer-Theaters auf der Showbühne der Landesgartenschau. Hubertus war
äußerst gespannt darauf, konnte aber nicht umhin, den Fremdenführer zu mimen.
»Das ist der Möglingssee. Auf den Stufen kann man sich herrlich entspannen. Wir
müssen noch mal tagsüber hierherkommen.«
    Gewissermaßen war es die erste offizielle Abendveranstaltung für die
junge Liebe. Hummel freute sich, war aber dennoch ein wenig angespannt. Er
achtete genau darauf, ob ihm irgendein Bekannter über den Weg lief. Sicher
würde ein nicht unwesentlicher Teil des Lehrerkollegiums dem kulturellen
Ereignis beiwohnen. Carolin sah in ihrem cremefarbenen Hosenanzug bezaubernd
aus. Nicht zu aufgetakelt, nicht zu sportlich. Aber auch er hatte sich Mühe
gegeben: Stoffhose, blütenweißes Hemd und die frisch geputzten italienischen
Schuhe. Ein schöner, lauer Sommerabend – und da sie mit Carolins Auto da waren,
konnte er sich nach all dem Stress der letzten Tage vielleicht auch ein, zwei
Gläser Wein gönnen.
    Es würde doch noch alles so werden, wie er es sich zwischenzeitlich
vorgestellt hatte. Am Vortag war er kurz nach der Heldentat von
Kriminalhauptkommissar Winterhalter mit diesem, einigen anderen Polizisten und
Klaus zum Sonnenhof gefahren. Nach Vermittlung durch Winterhalter hatte die
durch die neuesten Entwicklungen reichlich erschütterte Elke eingewilligt, sich
an der Pforte mit ihm zu treffen. Sie hatte sich durchaus gerührt gezeigt, dass
Hubertus so besorgt um ihre Gesundheit gewesen war. Die Wortfetzen hatten sich
aber natürlich auf die Heilung ihrer Seele, nicht auf die des Körpers bezogen,
erklärte sie ihm wieder einmal mit einer Spur – tja, sollte man es spirituelle
Arroganz nennen? Der von ihr erwähnte Krebs sei der von Andromeda gewesen, die
ihr mehr denn je am Herzen liege.
    Eine unerfreuliche Wendung hatte
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