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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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das Gespräch genommen, nachdem Elke
wissen wollte, woher er denn einen Teil ihrer Unterhaltung mit Andromeda
kannte? Natürlich hatte sie in ihrer Erregung über die Abhöraktion Hummel und
Riesle in einen Topf geworfen und erklärt, sie sei sehr enttäuscht von ihrem
Mann. Und dass er ausgerechnet den Namen des Enkels als Lockmittel missbraucht
habe …
    Der Tief- und Endpunkt des Zusammentreffens war erreicht gewesen,
als Hubertus endlich eine ultimative Antwort auf die Frage begehrt hatte, ob es
auf dem Sonnenhof freie Liebe gebe und sie mit Brindur und/oder Lucidus … »Du
bist so schrecklich oberflächlich«, hatte sie empört gerufen und dann mit
leiser Stimme hinzugefügt: »Hubertus, die Menschen hier sind anders als du. Und
deshalb gehöre ich auch weiterhin hierher.«
    Hummel hatte die gesamte Rückfahrt über geschwiegen.
    Den Beginn eines neuen Zeitalters hatte Lucidus in seiner Vision
gesehen. Was das Privatleben des Hubertus Hummel betraf, stimmte das. Als er
die Sonne so langsam über dem Landesgartenschau-Gelände untergehen sah, dachte
er an anderes als an die Abendmeditation von Elke und ihrem versprengten weißen
Haufen. Er nahm Carolin in die Arme.
    »Kommt, ich habe euch Presseplätze organisiert!« Klaus hatte die
beiden erspäht. Er hielt nichts von Abendgarderobe, trug wie immer seine
Jeansjacke und den Fotoapparat bei sich. Für die heutige »Kurier«-Ausgabe hatte
er eine Sonderseite über die Sektenmorde gestalten dürfen.
    In Reihe 2 waren gleich mehrere Plätze
reserviert. Riesle setzte sich an den Rand (»Ich muss ab und zu raus zum
Fotografieren«), Carolin kam in die Mitte, Hummel rechts neben sie. Und sogar
auf einem vierten freien Plastikstuhl klebte noch ein »Reserviert«. Das sprach
für Beinfreiheit. Die Zuschauerränge waren recht gut belegt. 800, vielleicht sogar 1000
Besucher.
    »Tolle Sonderseite heute, Klaus«, lobte ihn Hummel – und Carolin
nickte höflich.
    Ganz uneitel stimmte der Verfasser zu: »War auch eine ganze Menge
Arbeit.«
    »Alle Hintergründe standen aber nicht drin«, schränkte Hubertus
etwas ein und schaute auf die Bühne. Es musste gleich losgehen. »War es denn
jetzt Zufall, dass dieser Imker Kaltenbach auch eine Ambrosius-Karte besaß?«
    »Na ja, in gewisser Weise schon«, erläuterte Riesle mit wissender
Miene. »Kaltenbach und Bauer Brändle kannten sich – kein Wunder in einem so
kleinen Dorf. Und der tief religiöse Brändle hat dem Imker mal ein solches
Kärtchen geschenkt, damit sich der Schutzheilige seiner annehmen sollte.«
    »Das war aber ganz schön riskant, wenn man bedenkt, dass er dann
solche Kärtchen an den Tatorten deponiert hat …«, meinte Hummel.
    »Das lag auch schon Jahre zurück. Zu dem Zeitpunkt wusste er ja noch
nicht, dass er später einmal zwei Morde begehen würde. Und Brändle war ja nicht
unbedingt ein Mörder aus niederen Beweggründen, sonst hätte er nicht noch
Hinweise auf sein Motiv an den Tatorten hinterlassen. Übrigens hatte sich
Lucidus ein paar dieser Ambrosius-Kärtchen besorgt und sie im Haus des
Mobilfunk-Beraters deponieren lassen. Ebenso brillant wie infam.«
    »Noch eine letzte Frage: Was war denn jetzt mit dem Pfarrer?«,
wollte Hummel wissen.
    »Der fühlt sich natürlich nach wie vor an das Beichtgeheimnis
gebunden. Die Polizei geht aber davon aus, dass Mellitus tatsächlich am Mordtag
sein Gewissen bei ihm erleichtert hat.« Riesle beugte sich nach vorne und fuhr
fort: »Vielleicht war Mellitus ja tatsächlich kurz davor, die Sonnenkinder zu
verlassen. Wenn er schon bei einem katholischen Pfarrer gebeichtet hat.
Möglicherweise wollte er nur noch die Honigernte abwarten und dann
verschwinden.«
    »Weißt du, wie es mit der Sekte weitergeht?«, fragte Hummel und
musste automatisch an Elke denken.
    »Dieser Brindur sagte, es würden fast alle zusammenbleiben. Auch die
anderen Dependancen seien von der nahenden Endzeit überzeugt. Brindur meinte,
er sei sicher, dass die ›Kinder der Sonne‹ auch künftig einen Heilungsauftrag
hätten. Zu Winterhalter hat er außerdem gesagt, dass die Sonne nur wegen
einiger negativer Schwingungen nicht aufhöre zu strahlen.«
    »Und deine Ex-Frau?«, fragte Carolin, während sich rechts jemand auf
den freien Platz setzte, was Hubertus seiner Beinfreiheit beraubte. »N’Abend.«
    »Martina?«, staunte Hummel, dessen Anspannung sich plötzlich massiv
verstärkte. Das erste Treffen zwischen Tochter und neuer Freundin.
    »Äh, Carolin«, wandte sich Hummel nach
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