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Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger

Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger

Titel: Sternenfaust - 139 - Jagd auf Nickie Berger
Autoren: Anonymous
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    They sentenced me to twenty years of boredom
    For trying to change the System from within
    I’m coming now, I’m coming to reward them
    First we take Manhattan, then we take Berlin
    – Leonard Cohen, 1987
     
    Der Junge wirkte kaum älter als vierzehn. Silberblondes Haar, blassgrüne Augen und eine Haut, die so rein und makellos schien, als habe es sie komplett durch Syntho-Ep ersetzen lassen. Ein Engel in Synthetikklamotten, wie sie auf dem blauen Ball namens Erde derzeit wohl en vogue waren. Einzig das Funkeln in seinen Augen ließ erkennen, wie wenig er von seinem Gegenüber hielt. Wie sehr er sich ihr überlegen fühlte. Und hatte er nicht recht damit? Immerhin saß Berger in einer Hochsicherheitszelle, festgesetzt von genau den Personen, die sie einst unterworfen hatte …
    Nickie Bergers Gelächter riss Shamar aus seinen Gedanken. »Du bist wirklich zu niedlich, Kleiner«, spottete die Rebellin mit sichtlicher Freude. Begriffe wie »Traumjunge« und »Stolz aller Eltern« fielen, und mit jedem neuen verbalen Hieb wurde das Grinsen auf ihrem Gesicht breiter.
    Als Nächstes fing sie an, über das Alter des Jungen zu spekulieren. Sie vermutete den Einsatz von Wachstumsbeschleunigern, genetischer Manipulation …
    Ein Retortenkind , dachte Shamar abermals. Zu perfekt, um natürlich zu sein .
    Und sie fürchtete ihn nicht. Im Gegenteil.
    »Für wen arbeiten Sie?«
    Die Stimme des Jungen – Daniel , erinnerte sich Shamar. Er hat einen Namen … – war schneidend, sein Gesicht ein Ausdruck reinster Konzentration. Drei Mal stellte er die Frage, bis Berger endlich anders als mit Häme auf seinen Vorstoß reagierte – und ihm stattdessen befahl, sich vor ihr zu entkleiden!
    Daniels mentaler Widerstand war zu klein. Binnen Sekunden stand er mit nacktem Oberkörper da und präsentierte den Minisender, den sie ihm auf die Brust geklebt hatten. Spätestens hier war allen klar gewesen, dass sie es mit einer Gegnerin zu tun hatten, deren Macht ihre kühnsten Erwartungen um mehr als nur ein paar Nummern überstieg.
    »Da habe ich Gregorovitch und Mitchell offenbar unrecht getan«, sagte Berger süffisant und sah den Knirps an. »Oder ich habe ihnen einfach zu viel zugetraut.«
    Die Worte trafen Daniel – obwohl sie nur sekundär an ihn gerichtet waren. Berger sprach mit den Hintermännern, nicht mit dem Jungen, der dumm genug gewesen war, sich im Auftrag jener Männer in ihrem Spinnennetz zu verfangen.
    Zu Handlungen gezwungen, die nicht seinem Willen entsprangen, sah man Daniel an, wie sehr er unter der Situation litt. Shamar verstand ihn gut. Es kostete einiges an Überwindung sich selbst gegenüber zuzugeben, dass sich das Blatt gewendet hatte. Daniel war gekommen, um Nickie Berger dazu zu bringen, ihre Geheimnisse preiszugeben. Keine drei Minuten später stand er nur noch in Hosen vor ihr und hatte die Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist verloren.
    Trotz des CC-4401. Des Mittels, das eine telepathische Übernahme eigentlich hätte verhindern sollen.
    »Ich kenne dein Geheimnis«, flüsterte Nickie Berger gerade und strich ihrem Opfer sanft über das Kinn – eine verspielte, beiläufige Geste. »Aber du kannst dich trösten. Du bist nicht allein.« Dann lehnte sie sich zurück und führte den Minisender, den sie ihm entwendet hatte, an ihren Mund. »Ja«, sagte sie verschwörerisch in das Gerät, » wir stecken dahinter. Und nein, es gibt keine Rettung.«
    Das kalte Lächeln, das sie diesen Worten folgen ließ, war es, was Shamar al Khaled noch heute, Wochen nach diesen Geschehnissen, im Schlaf verfolgte. Bergers verfluchtes Lächeln.
     
    *
     
    Die dreidimensionale Darstellung fror ein.
    »Wollen Sie das eventuell kommentieren?« Shamars Tonfall war ruhig, seine Stimme troff aber vor unverhohlener Ironie. »Wer ist dieser Bursche?«
    Unter der Platte des dunkelbraun lackierten Tisches, in dessen Mitte der holografische Projektor eingelassen war, ballte der Commander von der STERNENFAUST III die Hände zu Fäusten. Ganz ruhig , rief er sich mental zur Besinnung. Jetzt auszurasten bringt dich auch nicht weiter.
    Aber, verdammt noch mal, es würde ihm gut tun. Daran bestand kein Zweifel.
    Walter Gregorovitch schnaubte abfällig. »Kommentieren? Erklären Sie mir lieber, wie er überhaupt in die Sicherheitsanlage gelangt ist! Hat Ihre GalAb etwa Tag der offenen Tür gespielt?«
    Nicht provozieren lassen. Der will nur, dass du nach seiner Pfeife tanzt und dich ablenken, weiter nichts. »Das sollten Sie
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