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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Flüchtenden merkte man aber, wie es in ihm brodelte.
    Zum Ausbruch kam der Vulkan, als eine ältere Dame in Reihe 3 sagte: »Des isch aber kei’ Komödie!«
    Der Impresario nestelte in seinen Papieren und sagte mit dröhnender
Bass-Stimme: »Schön, dass Sie so aufmerksam sind. Sie haben völlig recht. Es
ist eine Grammatik des Verlustes. Eine, für die man Ruhe braucht!«
    Die Dame gab aber nicht so leicht klein bei: »In de’ Ankündigung
isch aber g’stande’, es gäb heut’ eine Komödie.«
    Gleichzeitig standen weitere Zuschauer auf und gingen.
    Burgbacher feuerte seine Zettelsammlung auf den Bühnenboden:
»Komödie, Komödie! Man kann nicht immer nur Komödien spielen!« Und wieder mit
kräftigstem Bass: »Oberflächliche Spießbürger!«
    Des Impresarios Ausbruch schien auch Martina neuen Schwung zu geben,
zumal der Geräuschpegel im Publikum nun ohnehin anschwoll.
    Sie wandte sich an ihren Vater. Oder gleich an Carolin?
»Normalerweise verlässt man doch seine Frau wegen einer, die jünger aussieht.
Du hast da wohl etwas nicht verstanden, Papa!«
    Ihre Augen funkelten.
    Hubertus rutschte immer tiefer in seinen Sitz hinein. Riesle
fotografierte. Dennoch bestand kein Zweifel daran, dass er alles mitbekam.
    »Und hübscher«, fügte sie dann noch hinzu. Es ging ihr offenbar nur
um Krawall.
    Oben auf der Bühne hatte sich Burgbacher mittlerweile in Rage
geredet. »Ich habe es doch nicht nötig, mich mit so einem Provinzpublikum
abzugeben!«
    Carolin starrte auf die Bühne und tat so, als würde sie Martinas
Provokationen nicht hören.
    »Martina …«, sagte Hubertus jetzt mit rotem Kopf.
    »Sekt saufen und Schnittchen fressen – das ist alles, was ihr
könnt!«, brüllte Burgbacher und ging ohne Applaus von der Bühne ab.
    Die Stuhlreihen leerten sich rasch.
    »Zu-ga-be«, forderte Klaus ironisch.
    Martina spielte derweil ihren vorerst letzten Trumpf aus. Sie beugte
sich wieder nach vorne und zischte an Hubertus’ mächtigem Körper vorbei: »Außerdem
merkt doch jeder Blinde, warum du dir meinen Vater geangelt hast. Du suchst
verzweifelt einen Dummen, der dich schwängert, weil es höchste Zeit ist und du
es nicht früher auf die Reihe bekommen hast!«
    Treffer versenkt. Carolin stand auf: »Ich wünsche euch noch einen
schönen Abend! Und danke für deine Unterstützung, Hubertus!«
    Sie rauschte in Richtung Ausgang. Hummel sah mit immer noch rotem
Kopf, wie der cremefarbene Hosenanzug von der Menge verschluckt wurde.
    »Vielen Dank für meine tolle neue Stiefmutter«, schimpfte derweil
Martina, erhob sich ebenfalls und verschwand in die andere Richtung.
    Dafür gesellte sich ein weiterer Besucher hinzu: »Guten Abend,
Hubertus«, sagte Klaus-Dieter Pergel-Bülow. »Seid ihr auch hier?«
    Hummel saß düster auf seinem Stuhl und schwieg.
    »Was ich dich fragen wollte, Hubertus«, sprach Pergel-Bülow, dem die
Sache sichtlich unangenehm war. »Wegen des Hybridwagens. Der Car-Sharing-Verein …«
    Nun kam wieder Leben in Hummel: »Gut, dass du das ansprichst.« Er
führte Pergel-Bülow zum immer noch mit seiner Kamera herumhantierenden Riesle.
»Du kennst ja vielleicht Klaus. Er hat den Wagen in seiner Obhut und kann dir
alle diesbezüglichen Fragen beantworten.«
    Damit ließ er die beiden zu Riesles Entsetzen stehen und ging
Richtung Bühne, wo ein leidender Burgbacher saß und vor sich hin
schwadronierte: »Diese Demütigung! Und dieser reiche Pöbel hier!« Sein weiß
geschminktes Gesicht richtete sich auf Hummel: »Das ertrage ich nur mit einem
Trollinger. Und du als mein letzter Freund musst mir Gesellschaft leisten«,
dröhnte er.
    Hubertus schüttelte langsam den Kopf und klopfte dem Impresario im
Vorbeigehen zum Trost auf die Schulter. Dann verschwand er alleine in der
Dunkelheit.
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