Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Transi hat ne Schraube locker

Transi hat ne Schraube locker

Titel: Transi hat ne Schraube locker
Autoren: Dimiter Inkiow
Vom Netzwerk:
Der automatische Mensch — der Mensch der Zukunft

    Der große Hörsaal der Technischen Universität war überfüllt.
    Jeder wollte den Vortrag des weltberühmten Professors Dr. Dr. Dr. Schraubenzieher hören: »Der automatische Mensch — der Mensch der Zukunft .« Und jeder wollte mit eigenen Augen das erste automatische Kind der Welt sehen: Transi Schraubenzieher, 90 Zentimeter groß, vollautomatisiert, 12 134 Dioden, 44 567 Transistoren, computergesteuert. Ein Wunder der Technik! Ein Kind, das fließend deutsch, englisch, französisch und russisch sprach und so klug war wie drei durchschnittlich intelligente Lehrer zusammen.
    Einhundertzweiunddreißig Spione waren aus der ganzen Welt zu diesem Vortrag angereist, reizende Menschen, und alle in unauffälliges Grau gekleidet.
    Darum fielen sie in der bunten Masse der Studenten sofort auf. Einhundertzweiunddreißig korrekt in Grau gekleidete Herren zwischen tausend Studenten in Jeans. Jeder der Herren trug eine graue Krawatte mit einer silbernen Anstecknadel, die in Wirklichkeit ein Mikrofon war. Und jeder hatte ein Bäuchlein, aber nur deshalb, weil dort ein Tonbandgerät versteckt war.
    Alle Experten waren sich einig: nach dem ersten automatischen Kind würde man bald den ersten automatischen Erwachsenen bauen. Und nicht lange danach würden viele vollautomatische Menschen unsere Straßen bevölkern. Automatische Verkäufer, automatische Fensterputzer, automatische Straßenfeger. Automatische Polizisten würden alle falsch geparkten Autos automatisch aufschreiben. Einige Geschäftsleute wünschten sich automatische Käufer, die alles automatisch kaufen würden, was angeboten wurde. Andere überlegten sich, wie es wohl wäre, wenn man automatische Arbeiter baute, die nie streiken und ununterbrochen ohne Pause arbeiten würden. Das würde die Produktion enorm steigern. Dann könnten die wirklichen Arbeiter weiter ihre Löhne beziehen, ohne arbeiten zu müssen.
    Einige von ungezogenen Kindern geplagte Eltern wünschten sich automatische Kinder, die immer brav wären. Sie wurden von den vielen Lehrern unterstützt, die sich ebenso brave automatische Schüler wünschten.

    Die einhundertzweiunddreißig Spione interessierten sich hauptsächlich für automatische Soldaten. Automatische Soldaten ohne Gewissen, die tagelang marschieren konnten und auf jeden schießen würden, ohne mit der Wimper zu zucken. Man würde sie gleich ohne Wimpern bauen.

    Zwei Stunden lang erklärte Professor Dr. Dr. Dr. Schraubenzieher die großen Vorteile, die der automatische Mensch hat. Er wird nie krank. Er kann Tag und Nacht arbeiten. Und wenn man ihn nicht mehr braucht, kann man ihn ausschalten. Er wird einen Knopf dafür haben, wie zum Beispiel ein Staubsauger. Ein: Er wird lebendig. Aus: Er wird auf der Stelle eine leblose Statue.
    »Natürlich, meine Damen und Herren, können wir ein automatisches Dienstmädchen mit einer Zeituhr in ihrem Bauch bauen. Es wird sich dann jeden Morgen um sechs Uhr automatisch einschalten, das Frühstück machen, die Wohnung putzen, ihre Herrschaft wecken und, wenn es mit der Arbeit fertig ist, auf seinen Platz in der Besenkammer zurückmarschieren und sich dann automatisch ausschalten. So ein Dienstmädchen zu bauen, wäre absolut kein Problem...«
    »Entschuldigen Sie, Herr Professor«, unterbrach ihn ein Student, »aber wo ist bei Ihrem Sohn Transi der Knopf zum Ein- und Ausschalten? Ich habe keinen gesehen .«
    »Ich habe auch keinen«, erklärte Transi, der die ganze Zeit neben seinem Vater stand. »Warum soll ich auch einen haben? Ich bin kein automatisches Dienstmädchen. Ich bin ein automatischer Sohn .«
    »Es ist klar«, fuhr Professor Schraubenzieher fort, »daß wir automatische Menschen mit verschiedenen Computergehirnen bauen werden. Ein automatisches Dienstmädchen wird sich nicht wie ein Mensch fühlen, wie das bei meinem Sohn Transi der Fall ist. Transi ist wie ein Mensch gebaut. Ich meine, was seine Intelligenz, seine Denkweise und seine Gefühle anbetrifft...« Ein Geraune ging durch den Saal.
    »Ein automatisches Dienstmädchen braucht nicht vier Sprachen zu sprechen. Es würde einfacher gebaut werden als Transi. Wir werden verschiedene Typen automatischer Menschen unterscheiden, die verschiedene Funktionen in der Gesellschaft übernehmen werden...«
    »Herr Professor, Sie wollen doch wohl nicht behaupten, daß Ihr Transi menschliche Gefühle hat !« rief ein dicker Herr aus der ersten Reihe.
    »Doch! Doch!«
    »Das ist doch Unsinn !«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher