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Hinreißend untot

Hinreißend untot

Titel: Hinreißend untot
Autoren: Karen Chance
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für deine Hilfe. Ich weiß, dass du es nicht für mich getan hast, aber trotzdem.« Mir fiel plötzlich etwas ein. »Ich kenne nicht einmal deinen Namen. Ich bin Cassie Palmer.«
    Der Geist gewann einen rosaroten Ton. »Nur wenige Leute denken daran, mich nach meinem Namen zu fragen«, erwiderte er angenehm berührt. »Im Lauf der Jahrhunderte habe ich viele Namen benutzt. Er hängt von Geschlecht und Kultur des Körpers ab, in dem ich wohne. Ich war Aisling in Irland, Sapna in Indien und Amets in Frankreich. Nenn mich, wie du willst, Cassie.«
    Das Rot wurde etwas intensiver, wie das einer Rose. Was durchaus angemessen war, wie ich fand, denn der Geist zitierte erneut Shakespeare. »›Wann kommen wir drei uns wieder entgegen, im Blitz und Donner, oder im Regen? Wenn der Wirrwarr stille schweigt, wer der Sieger ist, sich zeigt.‹« Wieder verblasste er, und diesmal versuchte ich nicht, ihn aufzuhalten.
    Pritkin griff nach dem Rand des Orchestergrabens und zog sich auf die Bühne. Er sah zu mir zurück und streckte die Hand aus, aber ich achtete nicht darauf. Etwas ließ mir keine Ruhe. Ich hatte das Gefühl, gerade ein Stück eines Puzzles bekommen zu haben, ohne zu wissen, was es war und an welche Stelle es gehörte.
    »Sind Sie verletzt?«, fragte Pritkin.
    »Nein.« Schließlich nahm ich seine Hand und kletterte auf die Bühne zurück. Fast im gleichen Augenblick ertönten hinter mir im Orchestergraben hysterische Schreie. Stoker war zu sich gekommen, und ohne die dämpfende Wirkung des Inkubus traf ihn die volle Wucht seiner Wunden. Verbrennungen waren schmerzhaft, und so schwere wie bei ihm mussten kaum auszuhalten sein. Pritkin sprang in den Graben zurück, aber die mitleiderregenden Schreie des Mannes hörten nicht auf.
    Ich wollte ihm folgen, als plötzlich ein schwarzes Kästchen vor meinem Gesicht baumelte und mein ganzes Blickfeld ausfüllte. Eine tiefe, volltönende Stimme erklang dicht an meinem Ohr. »Guten Abend, Ärger.«

Fünfzehn
    Ich antwortete nicht und war wie betäubt vor Erleichterung, jene Stimme zu hören, die mir sagte: Mircea lebte und war wohlauf. Ich hielt meinen Gesichtsausdruck unter Kontrolle und wartete darauf, dass der
Geis
aktiv wurde, aber nichts geschah. Warmes Wohlbefinden breitete sich in mir aus, und ich freute mich darüber, einfach nur in seiner Nähe zu sein, doch extreme Gefühle blieben aus. Ich hatte es ganz vergessen: In dieser Ära war das schreckliche Ding brandneu. Es hatte noch keine Zeit gefunden, sich Zähne wachsen zu lassen.
    Aber er würde welche bekommen. Große. Ich nahm das Kästchen. Es sah ganz nach meinem aus. »Ist da was drin?«
    Mirceas dunkle Augen sahen mich an, und ein schelmisches Blitzen lag in ihnen. »Ich biete dir einen Tausch an.«
    Stoker kletterte verrückt vor Schmerz aus dem Orchestergraben und lief durch den Mittelgang. Pritkin folgte ihm, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht wollte er Mircea Gelegenheit geben, dem Mann die Erinnerung zu nehmen, obgleich mir das unnötig erschien. Als er Jahre später eine konfuse Version der Ereignisse niedergeschrieben hatte, war der Bericht als Roman verkauft worden. »Beeilen Sie sich!«, rief ich, und Pritkin winkte mit dem Arm, bevor er durch die Tür zum Foyer verschwand.
    Mircea lächelte, und es war eins seiner besseren Lächeln, obwohl er voller Blut war, der größte Teil davon sein eigenes.
    »Bist du nicht daran interessiert, deinen Disput mit der wilden Dame fortzusetzen, die vorher hier war?«
»Was?« Ich starrte auf das Kästchen, und es vergingen einige Sekunden, ohne dass ich verstand. Dann ging mir ein Licht auf. Nein. Unmöglich. Ich hatte so sehr versucht, Myra zu finden, und jetzt bekam ich sie auf dem Präsentierteller? Besser gesagt: Man ließ sie vor meiner Nase baumeln? Es war bizarr. »Die Falle war für meinen Bruder bestimmt«, sagte Mircea. »Aber als ich sah, dass er sich bereits in Gefangenschaft befand, beschloss ich, sie für einen anderen Zweck zu verwenden. Die junge … Frau … machte den Fehler, zum Balkon zu laufen, um die Auswirkungen ihres Apparats zu beobachten. Dort fand ich sie.«
    Er legte das Kästchen mit Myra drin neben mir auf den Boden und griff gleichzeitig nach der Falle mit Dracula. »Die Senatoren werden zurückkehren«, sagte ich und konnte den Blick nicht von dem kleinen schwarzen Behälter abwenden, der meine Rivalin enthielt. Aus irgendeinem Grund klingelten mir die Ohren. »Sie verzichten bestimmt nicht darauf, ihn zu töten.«
    »Wen?«,
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