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Himmel und Hölle

Titel: Himmel und Hölle
Autoren: Hera Lind
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anrufen und ihr von der perfekten Schwiegertochter vorschwärmen! Er sollte … mein Freund sein! Und mir die Bude renovieren! Wenn überhaupt! Ich sah ihn kopfschüttelnd an.
    »Du bist wirklich ein Phänomen!« Nervös umklammerte ich mit beiden Händen meine Bierflasche.
    »Ich weiß.« Stefan grinste mich siegessicher an. »Und ich bekomme fast immer, was ich will. Ich kann wirklich unerträglich hartnäckig sein. Prost!«
    Er wollte ein Machtspielchen? Okay, das konnte er haben. Bitte sehr.
    »Ich auch!« Kampfeslustig sah ich ihm in die Augen.
    Ein feines britisches Doktorchen, das wollte Muttern für ihre einzige Tochter. In feines englisches Tuch gehüllt. Mit feinen englischen Manieren. Und einem schicken englischen Auto in British Racing Green. Am Wochenende Golf spielen und abends durch die gehobene Londoner Szene. Und vielleicht in eine feine englische Familie einheiraten. Irgendwie sah Muttern in mir eine Zwillingsschwester von Lady Di.

    »… ich habe meinen Eltern schon gesagt, dass ich dich heiraten werde.«
    Ich machte automatisch den Mund auf, um ihm etwas Garstiges zu erwidern, aber plötzlich fiel mir einfach nichts mehr ein. Plötzlich wusste ich nicht mehr, was ich denken sollte. Ich war vollkommen verwirrt.
    »Und meine Mama meinte, ein Nordlicht, das könne sie sich aber gar nicht vorstellen für mich.«
    »Na, da sind deine Mutter, meine Mutter und ich mal ein und derselben Meinung. Ist das nicht wunderbar?« Entschlossen setzte ich die Bierflasche an den Mund. In Ermangelung eines Glases, wohlgemerkt. Mutter wäre … Mutter hätte …
    »Du wolltest mir etwas von dir erzählen!«
    Stefan hatte die Ellbogen aufgestützt und sah mich erwartungsvoll an. Diese Augen! Konnte er die mich in den Wahnsinn treibenden Dinger nicht mal für einen Moment ausknipsen?
    »Wollte ich das?«
    »Irgendwas aus deiner Kindheit.«
    »Bitte, Stefan, das wird mir langsam unheimlich!«
    »Wenn mich ein Mensch interessiert …«
    Plötzlich wurde Stefans Blick ganz zärtlich. Mir stockte der Atem. Er streckte den Arm aus und zog mich zu sich heran. »Wirklich, Konstanze. Erzähl mir was von dir.«
    Ich konnte es nicht fassen. Auf eine schnelle Nummer war er offensichtlich nicht aus. Er wollte mich wirklich kennenlernen. Dafür war er nach London gereist. Der Mann verfolgte tatsächlich seine Ziele. Alle
Achtung! Ich nahm noch einen Schluck Bier aus der Flasche. Ich sah mich als kleines Mädchen am Tisch sitzen, mit durchgedrücktem Rücken, einem Buch auf dem Kopf und mit Messer und Gabel balancierend - das alles unter den bohrenden Blicken meiner Mutter. »Verhätschelt worden bin ich wirklich nicht.«
    »Das denke ich mir. Sonst hättest du nicht den Kampf mit den englischen Kakerlaken aufgenommen.« Stefan sah mich mit so einem merkwürdigen Gesichtsausdruck an. »Du bist die starke Frau, die ich brauche.«
    »Ich … ähm …« Ich räusperte mich. »Also, da gibt es vieles, was ich dir erzählen könnte. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Meine Eltern wollten immer, dass ich gerade gehe. Und gerade sitze. Und mich gerade halte. Und mich nie gehen lasse. Wenn ich weinte, bekam ich eine Ohrfeige. Mutter meinte dann, jetzt hätte ich wenigstens einen Grund zum Heulen.« Ich verstummte und versuchte ein schiefes Grinsen. »Falls wir beide jemals eine Familie gründen sollten, schlagen wir unsere Kinder allerdings nicht!«
    Es sollte ein Scherz sein, aber Stefans Blick traf mich mit voller Wucht. Kaum wahrnehmbar streifte er unter dem Tisch mit dem Fuß mein Knie.
    »Das war bestimmt nicht immer einfach für dich.«
    »Sie meinten, das Leben kann verdammt hart werden, und sie wollten mich nicht in Watte packen.« Ich senkte den Kopf und fixierte den schmutzigen Bierdeckel. Mein Herz polterte ziemlich, seit Stefan dieses Beinstreicheln unter dem Tisch aufgenommen hatte.

    »Prima Einstellung. Siehst du, das hab ich dir gleich angesehen. Mit dir kann man die Welt verändern. Du passt zu mir, Konstanze. Wir wollen beide etwas Großes erreichen.«
    Mein Mund war trocken. Ich befeuchtete die Lippen mit der Zunge. Als er meine Hände diesmal an seine Holzfällerbrust zog, entriss ich sie ihm nicht. Bei ihm fühlte ich mich wirklich geborgen. Wer hätte das gedacht! Ich spürte die Muskeln unter seinem Hemd, das ich ihm in diesem Moment am liebsten vom Leibe gezerrt hätte. Oh Gott, ich konnte mir auf einmal vorstellen, mit ihm zusammen zu sein. Ich wollte mehr!
    Plötzlich legte er meine Hände wieder auf die
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