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0421 - Willkommen im Fegefeuer

0421 - Willkommen im Fegefeuer

Titel: 0421 - Willkommen im Fegefeuer
Autoren: Jason Dark
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Mit dem Jackettärmel fuhr ich über meine Stirn. Vor mir befand sich die Baracke, in der sich die Explosion ereignet hatte. Wäre ich 30 Sekunden schneller gewesen, hätte es mich auch noch erwischt.
    So stand ich in relativer Sicherheit. Ich brauchte auch keine Befürchtungen zu haben, daß der Brand auf andere Gebäude übergriff, denn die gab es hier nicht.
    Diese Baracke war der Mittelpunkt eines Schrottplatzes. Umgeben war sie von hohen Halden aus Blech und Eisen. Sogar die alte, fast eingerostete Schrottpresse sah ich noch. Das gesamte Gelände war von einem Zaun umgeben. Schilder warnten vor einem Betreten des Areals.
    Ich war trotzdem durch das schiefe Tor gefahren, da man mich ausgerechnet auf diesen Schrottplatz bestellt hatte, um mir etwas mitzuteilen.
    Was es genau war, davon hatte ich keine Ahnung. Der unbekannte Anrufer hatte mir nur etwas von einer neuen Falle der Hölle gesagt oder so ähnlich. Genau hatte ich es nicht verstanden. Seine Stimme wurde von ungewöhnlich lauten atmosphärischen Störungen überlagert, die ich mir nicht erklären konnte.
    Die Baracke brannte innen aus. Aus den Fenstern schlugen die Flammen als gierige, zuckende Finger. Sie tänzelten inder Luft, als wollten sie nach Opfern suchen, die sie greifen und vernichten konnten.
    Bevor das Feuer in die Höhe gefaucht war, hatte ich einen Blitz gesehen. Grellweiß und kugelig. Für mich stand damit fest, daß etwas im Innern der Baracke explodiert sein mußte.
    Und der Mann, den ich treffen wollte?
    Nicht einmal seinen Namen kannte ich. Er hatte mich zum Schrottplatz bestellt, das war alles gewesen. Wenn er sich schon in der Baracke befunden hatte, würde er keine Chance haben, das stand fest.
    Aber ich sah ihn.
    Es war ein schauriges Bild. Wieso er sich noch auf den Beinen halten konnte, wußte ich auch nicht. Jedenfalls sah ich ihn inmitten des Feuersturms, denn mein Blick fiel durch das größte der Fenster.
    Der Kerl stand da, hatte die Arme in die Höhe gerissen, wurde vom Feuer umtanzt und sah aus wie eine Statue.
    Vielleicht schrie er, möglicherweise trug er irgendeinen Schutz, daß er sich überhaupt noch halten konnte.
    Und dann geschah es. Als hätte man ihm die Beine weggezogen, fiel er zu Boden. Sekunden später sanken die Flammen in sich zusammen.
    Das wunderte mich, denn Nahrung hätte es genug gehabt.
    Um meine Lippen zuckte ein Lächeln, als ich mich zurückzog und meinen Bentley ansteuerte. Ich hatte Suko gesagt, wohin ich fahren wollte. Er war im Büro, weil er eine Besucherin erwartete, die sich angemeldet hatte. Eine junge Frau oder ein Mädchen.
    Ich erreichte den Bentley, öffnete die Tür und hängte mich ans Telefon.
    Suko schien auf den Anruf gewartet zu haben, denn er hob sehr schnell ab.
    »Ich bin es.«
    »Okay. Steckst du noch auf dem Schrottplatz?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Es ging ziemlich viel daneben. Ich habe mit meinem unbekannten Informanten nicht reden können.« Dann berichtete ich Suko, was mir widerfahren war, und ich hörte ihn scharf atmen.
    »Das sieht ganz nach einer Falle aus.«
    »Sicher. Nur weiß ich nicht, wer sie mir gestellt haben könnte.«
    »Willst du wieder zum Büro zurückkehren? Unser Besuch ist noch nicht da. Ich erwarte ihn jeden Augenblick…«
    »Nein, Suko, ich bleibe noch.«
    »Und weshalb?«
    »Das ist einfach. Ich möchte mir, wenn es geht, den Toten ansehen. Vielleicht kann ich noch etwas herausfinden.«
    »Okay. Ruf aber wieder an, wenn es etwas Neues gibt.«
    »Mach ich.«
    Mit einer Drehung drückte ich mich aus dem Wagen und warf die Tür ins Schloß.
    Das Feuer war in sich zusammengesackt. Aus den Fensteröffnungen drang nur noch dichter, fetter Qualm, der vom Wind erfaßt und zur Seite oder gegen den Boden gedrückt wurde.
    Es war ein trüber Tag Ende Januar. Geschneit hatte es nicht, dafür war es nicht kalt genug, es war auch kein Regen gefallen, aber über London lag ein trüber Winterhimmel. Und der hatte sich meiner Stimmung irgendwie angepaßt.
    Auch ich fühlte mich trübe oder schlecht. Ich hatte einen Menschen sterben sehen, und so etwas geht mir noch immer unter die Haut.
    Still war es nie. Wenn der Wind über die Hügel aus Schrott und Eisen fuhr, fand er immer wieder lose Teile, die er bewegte oder vor sich her rollte. Und diese Geräusche begleiteten mich, an sie hatte ich mich mittlerweile gewöhnt.
    Die Baracke war normal groß. Ziemlich flach und mit einem Dach versehen, das nicht gebrannt hatte. Während ich auf eine Tür zuging, sah ich mich
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