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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition)
Autoren: Greg Bear
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einschließlich natürlich Ronald Reagan, lesen Science Fiction. Aus irgendwelchen Gründen verstehen die Liberalen nicht annähernd so viel von der Zukunft wie die Konservativen. Aber die Konservativen sind dadurch beschränkt, dass sie auf diese wirklich Konservativen Rücksicht nehmen müssen, auf diese schrecklichen, vernagelten religiösen Typen usw., die wirklich keine Ahnung haben, um was es in Amerika geht und was Amerika ist. Gleichzeitig glauben diese Leute natürlich, dass sie Amerika und den Patriotismus für sich gepachtet haben, und das macht mir Sorgen.
    In meinem nächsten Buch will ich also folgendes machen: Ich nehme mir Amerikas Konservative vor und zeigen ihnen ihre Grenzen. Ich schildere eine wirklich krankhafte Entwicklung. Eine Entwicklung, die keine faschistische ist, denn ich glaube nicht, dass der Konservativismus in Amerika faschistisch ist. Das verstehen die Leute oft nicht. Konservativismus in Amerika ist rigider Individualismus und hat nichts damit zu tun, im Gleichschritt mit allen anderen zu marschieren. Im Gegenteil. Konservativismus geht davon aus, dass jeder völlige Freiheit haben soll, das zu tun, was er tun will – was er mit all seiner Macht und all seinem Geld tun will. Ohne Einschränkung. Das gilt für den europäischen Konservativismus ganz und gar nicht.
    F: Konservativismus also als Rückzug aus der Politik, Beschneidung der Politik, Rückzug des Staates aus der ›öffentlichen Sphäre‹? Freies Spiel der Kräfte – zu Lasten der sozial Schwachen?
    A: Ja, und dafür gibt es in der amerikanischen Geschichte viele Vorbilder und Beispiele.
    F: Welche Fragen müssten Ihrer Meinung nach in der öffentlichen Sphäre, in der amerikanischen Politik denn am dringendsten gelöst werden?
    A: Zunächst einmal müssten die Republikaner Farbe bekennen und sich von den radikaleren Elementen in ihren Reihen befreien. Die Demokraten haben das schon hinter sich. Ich meine, man hört heute nichts mehr von Leuten wie dem amerikanischen SDS, ›Students for a Democratic Society‹ oder anderen Radikalen. Der Kommunismus ist völlig tot. Und auch die Angst vor dem Kommunismus ist so gut wie gestorben. Die Demokraten sind dadurch nicht mehr eingeschränkt. Die Republikaner können die Demokraten nicht mehr ›Rote‹ nennen, weil es einfach keinen Sinn mehr macht. Das schlägt den Republikanern ein wichtiges Argument aus der Hand. Das verleiht den Demokraten wirklich Stärke. Denn die meisten Amerikaner möchten sich selbst gern als gute Menschen sehen. Wir sind ja auch wirklich sehr gute Leute, wenn es um Verlässlichkeit und Mut geht. Andererseits sind wir manchmal schlechte Leute, wenn es darum geht, unseren Reichtum gegenüber anderen Ländern zu sichern. Wir sind also nicht imperialistisch, was unsere innere Psychologie betrifft, trotzdem können unsere Handlungen ernsthafte Konsequenzen für den Rest der Welt haben. Und darauf müssen wir achtgeben, es ist eine schlechte Tendenz in uns selbst.
    F: Beziehen Sie das auch auf den Golf-Krieg? Fanden Sie die amerikanische Intervention und Politik falsch?
    A: Meine Haltung dazu basierte auf einer eher biologischen Perspektive. Man kann doch nicht einem Land gegenübertreten und sagen: Wir bedrohen euch damit, dass wir eure Ölversorgung kappen. Wenn so etwas passiert, dann hat die Staatsführung die Aufgabe, diese Ressourcen zu schützen. Und wir hängen vom Golf-Öl in strategischer Hinsicht stark ab. Als Saddam Hussein drohte, als es so aussah, als sei unsere Versorgungskette durch einen Verrückten, durch einen Mann bedroht, der sich in seiner Politik am 13. Jahrhundert orientiert, da mussten wir einfach einschreiten. Interessanterweise marschierten sie ja nicht gleich ein und löschten ihn gleich aus – obwohl das vielleicht am wirkungsvollsten gewesen wäre. Nein, sie handelten sehr vernünftig und schlugen sich eigentlich glänzend. Sie gaben ihm jede Möglichkeit, sich rauszuziehen und davonzukommen. Aber er hatte seine Finger schon zu tief im Honigtopf und konnte seinen Appetit nicht bezwingen. Damals waren die Iraki eine der unglücklichsten Nationen dieser Erde, und sie sind es immer noch. Natürlich war es vom moralischen Standpunkt aus ein Fehler, dass Hussein nicht eliminiert wurde. Andererseits ist Entscheidendes dran an dieser Vorstellung von ›Realpolitik‹ (er sagt es auf deutsch), dass man in den Regionen ein Gleichgewicht der Macht zurücklassen muss, damit kein Vakuum entsteht. Man will größere Erschütterungen
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