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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition)
Autoren: Greg Bear
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Literatur zu schreiben, sondern so wie Emile Zola im Jahre 2046. Das wollte ich immer erreichen: einen realistischen Roman schreiben, der in der Zukunft oder sonst wo spielt.
    F: Wenn Sie an die lange Liste Ihrer eigenen Bücher denken, haben Sie dann ein Lieblingsbuch, von dem Sie sagen: bei dem stimmt einfach alles, es ist genau das, was ich machen wollte?
    A: Na ja, jedesmal, wenn ich eines meiner Bücher wieder lese, finde ich irgend etwas, das ich gern ändern würde, ich gehe also anders an meine Bücher heran. Meiner Meinung nach ist wahrscheinlich Königin der Engel (Queen of Angels) das Buch mit der größten Komplexität, die ich je erreichen konnte. Als ich Die Schmiede Gottes (The Forge of God) schrieb, begann ich mich mit neuen Techniken auseinanderzusetzen, die mir eigentlich Marcel Proust beibrachte. Ich merkte allmählich, dass man einen Roman auf eine bestimmte Art und Weise strukturieren konnte, die dem Leser ein Gefühl vermittelte, die beim Leser eine emotionale Reaktion auslösen konnte. Man entwickelt nicht nur die Handlung und die Eigenschaften der Protagonisten, sondern auch verschiedene Themen und Motive, die sich – wie in der Musik – durch das ganze Buch ziehen. Das löst beim Leser ein tiefes Echo aus. In The Forge of God habe ich das zum ersten Mal ausprobiert, und es schien zu klappen. Als ich mit Queen of Angels begann, entschied ich mich dafür, fünf oder sechs Themen als Motive durch das ganze Buch zu ziehen – Motive, die miteinander korrespondieren, einander antworten und ergänzen. Das machte mir großen Spaß. Und es war eigentlich auch gar nicht so schwer. Inzwischen finde ich, dass ein Buch um so leichter zu schreiben ist, je komplexer es angelegt ist. Es sind die ›einfachen‹, auf ein ganz bestimmtes Thema konzentrierten Bücher, die mir inzwischen viel schwerer fallen. Es ist wie der Unterschied zwischen einem Bankett und einem einzelnen Gericht: In einem Bankett, in einer Menüfolge, in der alles ganz unterschiedlich schmeckt und schnell ein Geschmack den anderen ablöst, kann man viele Mängel verstecken, besonders wenn viel scharf Gewürztes dabei ist. Und ›Queen of Angels‹ ist anscheinend so etwas wie ein scharf gewürztes und schnell herumgereichtes ›Smorgasbrod‹ mit vielen Zutaten geworden … (lacht)
    F: Ja, Queen of Angels gefiel mir auch besonders gut, gerade wegen seiner Komplexität und vieler philosophischer Fragen, die der Roman berührt. Fragen der menschlichen Identität, der Verantwortlichkeit und Schuldfähigkeit, des Konzepts vom ›Ich‹ oder besser: vieler gleichzeitig existierender ›Ichs‹, wie es seit einiger Zeit in der Psychologie diskutiert wird. Haben Sie sich damals mit diesen Fragen intensiv beschäftigt?
    A: O ja. Ich hatte mich schon mehr als siebzehn Jahre lang mit solchen Fragen beschäftigt, bis ich endlich einen Handlungsfaden fand, der alles zusammenhalten konnte. Schon 1974/75 hatte ich eine Idee entwickelt, die ich bei mir ›a country of the mind‹ – ein ›Land der inneren Vorstellung‹ – genannt hatte. Aber diese Idee habe ich später verworfen. Das lag nicht zuletzt an einem Vortrag, den ich in einem Universitätsseminar hielt. In diesem Vortrag hatte ich die Handlung umrissen. Meine Zuhörerinnen und Zuhörer waren davon so begeistert, dass mir mein Unterbewusstsein sagte: Du musst dieses Buch schreiben und zu Ende bringen. Aber in Wirklichkeit war die Idee noch gar nicht ganz ausgereift. Es sollte noch bis 1985 dauern, bis ich eine klare Vorstellung davon entwickelt hatte, was ich mit dieser Idee machen wollte. Die Vorstellung vieler separater ›Ichs‹ schien mir immer sehr einleuchtend, ich brauchte ja nur an mein eigenes Gehirn zu denken. Ich war immer ein eifriger Leser von C.G. Jung und Joseph Campbell gewesen. Allmählich merkte ich, dass die Dinge, über die sie schrieben, gar nicht so sehr metaphorisch gemeint waren, sondern durchaus realistisch waren. All diese separaten Stimmen in unseren Köpfen bilden zusammen eine ›society of the mind‹, eine Gesellschaft innerer Vorstellungen. Ich glaube, in Queen of Angels bin ich ein bisschen weit gegangen, denn darin beschreibe ich ja tatsächlich ein ›country of the mind‹, ein Land der inneren Vorstellung als abgetrennten Ort. Und dieser Ort wirkt so wie ein Ort in einem Traum. Aber das passt in den Kontext des Buches, es steht in bestimmtem Zusammenhang.
    Im Augenblick schreibe ich an einer Fortsetzung zu Queen of Angels, die tatsächlich den Titel
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