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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition)
Autoren: Greg Bear
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America‹ verarbeitet.
    Die meisten Amerikaner haben keine Vorstellung von Politik. Wie schon gesagt, sie leben in diesem Vakuum guter Zeiten. Und wenn die Politik eine schlechte Richtung nimmt, können sie nicht auf Erfahrungen zurückgreifen. Seit dem amerikanischen Bürgerkrieg sind ihnen solche schlechten Erfahrungen erspart geblieben, während Europa sie alle zwanzig, dreißig Jahre macht. Dort wurden die Menschen wirklich von Prüfungen heimgesucht. Und in Asien oder Afrika ist die Vorstellung, seit mehr als 130 Jahren in politisch stabilen Verhältnissen zu leben, schlicht nicht nachzuvollziehen. Aber bei uns ist das so gelaufen, und inzwischen haben wir kein Gefühl mehr für das, was Politik ausmacht. Das wollte ich in Köpfe mit der gesellschaftlichen Entwicklung auf dem Mond verdeutlichen: die Vorstellung, man müsse Politik reduzieren. Auch in unserem Land schallt der Ruf: Beschneidet die Politik. Selbst Leute, die Berufspolitiker sind und US-Präsident werden wollen, behaupten von sich: Ich bin kein Politiker. Ich komme von außen. Es ist nicht zu fassen.
    F: Aber Reagan kam ja auch irgendwie ›von außen‹, oder nicht?
    A: Reagan war Gouverneur von Kalifornien gewesen, er war seit zwanzig Jahren Berufspolitiker gewesen, hatte eine lange politische Laufbahn bereits hinter sich. Seit Mitte der Fünfziger Jahre war er politisch aktiv gewesen.
    F: Ich möchte noch mal auf eine frühere Bemerkung von Ihnen zurückkommen. Vorhin haben Sie gesagt: Wenn Sie einen UFO-Kult inszenierten, könnten Sie vielleicht sogar die Regierung täuschen …
    A: (lacht) Na ja, nicht für sehr lange, aber wahrscheinlich für ein paar Wochen …
    F: Okay, aber auch dazu braucht man Phantasie, die auf andere wirkt. Glauben Sie, dass Bücher überhaupt eine so starke Wirkung haben können? Oder heute noch haben?
    A: Man muss da einiges auseinanderhalten. Ich halte Bücher nicht für Täuschungsversuche. Aber ich würde die Menschen täuschen, wenn ich den Leuten erzählen würde, meine Bücher seien wahre Geschichten, seien die reine Wahrheit. Und ich weiß, dass Science Fiction enormen Einfluss hat. Viel mehr Einfluss, als sich die meisten Science Fiction-Autoren vorstellen. Ich weiß das, weil ich den Leuten persönlich begegnet bin, die Science Fiction, die meine Bücher lesen. Auch Ronald Reagan hat Science Fiction gelesen. Deshalb wurde Jerry Pournelle ja auch jahrelang als Berater herangezogen. Jerry gehörte zum rechten Flügel der Republikaner, genau wie Reagan, und sie kannten beide viele wunderbare rechtsgerichtete Intellektuelle aus den Bereichen von Technik und Raumfahrt. Mit Hilfe dieser Energiequelle brachten sie viele andere gute Leute ins Spiel, die nicht so rechtslastig waren, wenn überhaupt. Ich gehörte ja auch dazu. Und … (lacht) … auf einmal gab es da also Science Fiction-Autoren, die den Präsidenten der Vereinigten Staaten berieten und ihm helfen sollten, eine Science Fiction-Politik und -Technik in die Welt zu setzen, die sehr wohl dem Kamel in der Sowjetunion den Rücken gebrochen haben mag. Wir werden es nie mit Sicherheit wissen, aber viele Russen glauben, dass es so war. Und das ist ja nur eines von vielen Beispielen.
    Wenn ich zum Beispiel an die Industriekapitäne im Nordwesten denke, sagen wir mal bei Microsoft: Die lesen Science Fiction. Oder sie sind mit Science Fiction aufgewachsen, haben Science Fiction gelesen, und das hat nachhaltige Wirkung auf sie gehabt. Die ganze Welt ist von Leuten wie Robert A. Heinlein, Isaac Asimov oder Arthur C. Clarke geprägt worden. Und inzwischen werden die Jüngeren von den SF-Autoren der Gegenwart geprägt: von Stan Robinson, von David Brin, von Gregory Benford, auch von mir. Leute wie Charles Sheffield oder Ben Bova sind bis heute in Raumfahrtprogrammen tätig. Die Raumfahrt ist ihr Job. Ihr Einfluss reicht außerordentlich weit. Und natürlich sind da noch Jerry Pournelle und Larry Niven, man könnte die Liste beliebig lange fortsetzen. Ray Bradbury: Nach einem seiner Buchtitel hat man einen Mondkrater ›Dandelion‹, ›Löwenzahn‹ benannt. Und es ist nicht nur die harte Science Fiction, die großen Einfluss hat, es ist die ganze Vorstellung von Zukunft. Es hat Einfluss, wenn man über die Zukunft schreibt, ein Gefühl für die Zukunft entwickelt, ein Gefühl für den Wandel entwickelt, der eintreten wird …
    F: Das bürdet den Science Fiction-Autoren jede Menge Verantwortung auf …
    A: (lacht). Na ja, irgendwie sind wir alle ein bisschen zu dumm,
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