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Die 13. Stunde

Titel: Die 13. Stunde
Autoren: Richard Doetsch
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    »Man kann keine Zeit totschlagen,
ohne die Ewigkeit zu verletzen.«
    Henry David Thoreau
     
»Für einen einzigen Augenblick Zeit, der mir gehört,
gäbe ich alle meine Reichtümer.«
    Queen Elisabeth I.
     
»Hätte ich die Folgen geahnt,
wäre ich Uhrmacher geworden.«
    Albert Einstein
    Anmerkung des Autors
     
Wundern Sie sich nicht, wenn auf der nächsten Seite das Buch mit dem Kapitel 12 beginnt.
     
Die Kapitel und Seitenzahlen dieses Romans sind in umgekehrter Reihenfolge angeordnet und sollen auch so gelesen werden..
     
Den Grund dafür werden Sie beim Lesen rasch erkennen, denn die Geschichte verläuft rückwärts …
     
     

     
    D er dunkelhaarige Mann schob die exotische Sonderanfertigung des Colt Peacemaker über den Tisch. Mit seinem Rahmen aus polierter, goldverzierter Bronze und den edelsteinbesetzten Griffschalen aus Elfenbein hatte der Revolver nichts mit den anderen Waffen gemein, die im neunzehnten Jahrhundert produziert worden waren: ein Sechsschüsser aus dem Jahr 1876, in der Zeit verloren, von der Geschichte vergessen, eine Legende nicht nur in Sammlerkreisen.
    Wie bei den edelsten Waffen jener Zeit üblich, bedeckten verschlungene Gravuren den Rahmen und den siebeneinhalbzölligen Lauf. Die Gravuren auf dieser Waffe waren allerdings einzigartig: Zitate aus der Bibel, dem Koran und der Thora, fachmännisch in eleganter Kalligraphie ausgeführt:
    Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt … Dass ihr versammelt werdet als Gefangene in der Grube … Und ihr machtet des Zorns noch mehr … Dann wird kommen eine Finsternis über Ägypten … Und kämpft mit denen auf dem Wege Allahs, die mit euch kämpfen …
    Sprüche auf Englisch, Latein und Arabisch, als wäre der Revolver eine Waffe Gottes, eigens dazu gebaut, die Sünder niederzustrecken.
    Angefertigt worden war der Colt für Murad V., den siebenunddreißigsten Sultan des Ottomanischen Reiches. Im August 1876, als Murad nach einer Regierungszeit von nur dreiundneunzig Tagen wegen Geisteskrankheit abgesetzt wurde, war die Waffe verschwunden.
    »Extrem selten«, sagte Ethan Dance und nahm die Waffe mit der Hand auf, über die er einen Latexhandschuh gestreift hatte. »Ich würde sogar sagen, bei ihrem Alter ist sie ein Einzelstück.«
    Er handhabte die Waffe so behutsam, als wäre sie ein Neugeborenes. Mit müden, blutunterlaufenen Augen betrachtete er die komplizierten Verzierungen und fuhr mit dem latexbedeckten Finger sanft über die Bronze und das Gold, voll ehrfürchtiger Bewunderung für die Kunstfertigkeit, mit der dieser Colt-Revolver gefertigt worden war. Schließlich legte er ihn wieder auf den Tisch und griff in die Tasche seines zerknitterten blauen Blazers.
    »Wie es scheint, wurde die Munition mit dem gleichen religiösen Eifer verziert.« Dance legte eine Patrone auf den Tisch, in der ein silbernes Geschoss vom Kaliber .45 steckte, das ebenfalls mit Gravuren versehen war: Über die Hülse lief arabische Schrift. »Es waren noch fünf Patronen in der Trommel. Die Kugeln sind aus Silber. Warum, weiß ich nicht; schließlich sind im Istanbul des Jahres 1876 keine Werwölfe herumgelaufen. Auf der anderen Seite muss man berücksichtigen, dass diese Waffe für einen Verrückten angefertigt wurde.«
    Nicholas Quinn saß Dance am Tisch gegenüber und betrachtete schweigend den Revolver. Er roch das frische Öl des Mechanismus und einen Hauch von schwefligen Rückständen im Lauf.
    »Was kostet so etwas? Fünfzigtausend Dollar? Hunderttausend?« Dance nahm den Revolver wieder auf und drehte die Trommel. »Diese Waffe ist eine Art Legende. Hundertdreißig Jahre lang wusste niemand, in wessen Besitz sie sich befand. Wo kauft man so etwas? Im Antiquitätenhandel? Auf dem Schwarzmarkt? Unter der Hand?«
     Nick saß schweigend da. Ihm schwirrte der Kopf.
    Die Tür öffnete sich, und ein grauhaariger Mann in blauem Anzug steckte den Kopf ins Zimmer. »Ich brauche Sie mal kurz, Dance.«
    Dance hob die Hand und winkte ab. »Ich habe zu tun.«
    »Tut mir leid, aber wegen des Flugzeugabsturzes stehen hier nur vier Leute zur Verfügung – wir beide sowie Shannon und Manz. Wenn Sie nicht wieder auf den Todesacker wollen, um Kinder- und Frauenleichen nach Ausweisen zu durchsuchen, dann bewegen Sie Ihren Hintern zu mir.«
    Dance seufzte, ließ ein letztes Mal die Trommel rotieren, hob den Revolver und visierte über den Lauf ein imaginäres Ziel an. Dann legte er die Waffe vor Nick hin und musterte ihn
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