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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition)
Autoren: Greg Bear
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erfüllt die Nation sehr wirkungsvoll die Rolle, ein Gleichgewicht zwischen Kultur, Wirtschaft, Psychologie, Politik usw. herzustellen. Ich teile nicht Asimovs Vorstellung von einem Weltstaat. Den würde ich auch nicht für gut halten: Wenn man etwas gegen diesen Weltstaat hätte, wo könnte man dann hinfliehen? Oder wir müssten uns dann an Heinlein halten und auf den Mond fliehen, um von dort aus eine Revolte gegen den Weltstaat zu organisieren. Ich meine, man muss ja immer gegen irgend etwas revoltieren. Und es muss immer einen Ort geben, wo Ex-Patrioten hingehen können. Wenn in den USA die Republikaner die nächste Wahl gewinnen sollten, gehe ich vielleicht nach Europa. Oder vielleicht nach Kanada, wer weiß? Ich wäre davon dermaßen angewidert …
    F: Willkommen in Europa …
    A: (lacht) Es muss immer einen Ort geben, wo die Leute hingehen können, die sich nicht haben anstecken lassen. Und ich bin der Auffassung, dass ein Weltstaat eine ziemliche Unterdrückung bedeuten würde.
    Die andere Vorstellung, die ich hochhalte, ist eine Perspektive, die in der Software-Gemeinde schon recht lange kursiert: die Vorstellung, dass Kontrolle und Steuerung von unten nach oben sehr viel effektiver sind als die rigide Steuerung und Kontrolle von oben nach unten. Das schlagende Beispiel für rigide Kontrolle von oben nach unten ist das stalinistische Russland – eine absolut grässliche Situation. Und Amerika tendiert im Moment eigentlich dazu, dass hier die Steuerung und Kontrolle von unten nach oben immer wichtiger wird. Viele Amerikaner – so viele wie nur irgend möglich – achten überhaupt nicht auf die nationale Politik. Und das könnte sich langfristig tatsächlich sogar positiv auswirken. Kurzfristig gesehen, ist es eine schlechte Sache. Wir werden wirklich schlimme Schwankungen erleben. Aber wenn wir einen Staat, einen Nationalstaat aufbauen würden, der vor allem eine Dienstleistungsindustrie ist – anstatt einen Ort, der versucht, politischen Größenwahn in die Welt zu setzen –, dann könnte das ein idealer Staat sein. Ich glaube, darauf sollten wir abzielen. Dann hätten wir Nationen, die sich nicht so feindselig, sondern als sportliche Rivalen gegenüberstehen. Wir würden aus derselben Haltung heraus miteinander konkurrieren, aus der, sagen wir mal, Sportmannschaften miteinander konkurrieren, gegen einander antreten. Anstatt uns gegenseitig umzubringen, würde mal dieser, mal jener einen Kampf gewinnen und einen Angriff zurückschlagen. Jeder würde in ökonomischer oder sonstiger Hinsicht mit den anderen Mannschaften rechnen. Und dann würden wir uns zurücklehnen und Bücher darüber schreiben. Aber es würden nicht so viele Menschen sterben.
    F: Setzt das nicht gleich starke Partner oder doch annähernd gleich starke Partner voraus? Wie soll das unter den Nationen klappen?
    A: Ja, man braucht dazu gleich starke Partner. Manchmal rotten sich fünf oder sechs gegen einen kleinen Burschen zusammen, und dann ergreift der kleine Bursche die Chance, sich mit anderen gegen dich zusammenzurotten. Europäer würden sich das ansehen und sagen: Das ist ein unglaublich naiver Standpunkt. Denn jedesmal, wenn so etwas passiert ist, hat es zu ungeheuer großen Zerstörungen geführt. Und sie haben recht. Aber die Zeiten ändern sich. Vielleicht sind wir bald wirtschaftlich so eng miteinander verflochten, dass wir es uns nicht mehr leisten können, einander umzubringen. Nicht nur, wenn wir an einen atomaren Krieg denken. Selbst ein kleinerer Krieg ist schrecklich teuer. Wir brauchen uns doch nur anzugucken, was der Irak in wirtschaftlicher Hinsicht verloren hat. Es ist ein irrationaler Staat. Ein Staat, den ein Wahnsinniger des 13. Jahrhunderts führt. Der Irak ist kein wohlhabendes Land. Es ist ein sehr krankes Land. Und das ist ganz bestimmt nicht der Weg, den die übrige Welt gehen will.
    Copyright © 1996 by Usch Kiausch

Titel der Originalausgabe
     
    MOVING MARS
     
    Aus dem Amerikanischen von Usch Kiausch
     
     
     
    Überarbeitete Neuausgabe
    Copyright © 1993 by Greg Bear
    Copyright © 1996 des Interviews mit Greg Bear by Usch Kiausch
    Copyright © 2014 der deutschsprachigen Ausgabe by
    Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH
    Covergestaltung: Das Illustrat
    Satz: Winfried Brand
     
    ISBN 978-3-641-13587-4
     
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