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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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behalten.«
    »Man hat mich heute morgen aufgehalten, als ich aus meiner Wohnung kam«, erklärte Donner ungerührt und legte ein Schriftstück auf den Tisch. »Eine Zwangsvorladung zur Aussage vor einem Untersuchungsausschuß des Kongresses.« Sandecker schob den Bissen Omelett in den Mund, ohne das Schriftstück anzuschauen. »Gratuliere«, sagte er kurze Zeit später lakonisch.
    »Das gleiche gilt für Sie, Admiral. Ich wette, daß schon jetzt ein Bundes-Marshall in Ihrem Vorzimmer herumlungert, um Ihnen die gleiche Vorladung zuzustellen.«
    »Wer steckt dahinter?«
    »Irgendein ehrgeiziger junger Senator aus Wyoming, der sich nur zu gern schon vor seinem vierzigsten Geburtstag politisch profilieren möchte – wie man heute so schön sagt«, erklärte Donner mürrisch. »Der Idiot möchte sogar, daß Gene Seagram aussagt. Sie können sich also vorstellen, mit wem wir es zu tun haben.«
    Sandecker trank einen Schluck Kaffee und musterte Mel Donner über den Tisch hinweg. »Wie sollen wir uns verhalten?«
    »Der Präsident hat mich gestern nacht aus dem Weißen Haus angerufen«, antwortete Donner. »Er meint, wir können jetzt nur noch unsere Karten offen auf den Tisch legen.«
    »Müssen wir wirklich diese ganze schmutzige Wäsche in aller Öffentlichkeit waschen? Wem nützt das etwas?«
    »Das sind die Nachteile der Demokratie«, sagte Donner resigniert. »Alles muß in der Öffentlichkeit breitgetreten werden, selbst wenn daraus feindliche Diktaturen ihren Nutzen ziehen können.«
    Sandecker seufzte. »Ich schätze, ich werde mich nach einem neuen Posten umsehen müssen.«
    »Tut mit leid, daß alles so kommen mußte, Admiral.«
»Mir auch«, ergänzte Sandecker trocken. Er leerte seine Kaffeetasse und setzte sie mit einem entschlossenen Ruck auf die Untertasse zurück. »Aber wir sollten den Kampf noch nicht ganz aufgeben. Dazu gehört allerdings, daß wir wissen, was der Gegner vorhat. Wissen Sie schon, wen dieser Senator aus Wyoming als Hauptzeugen vorladen lassen will?«
    »Soviel ich weiß, will er zuerst die Bergungsaktion der Titanic untersuchen lassen, was zwangsläufig zu den Aktivitäten der Meta-Abteilung führt und damit auch den Präsidenten selbst in die Affäre verwickelt. Der erste Zeuge wird also wahrscheinlich Dirk Pitt sein.«
    Sandeckers Blick wurde plötzlich heller. »Pitt, haben Sie gesagt?«
    »Ganz recht.«
    »Interessant«, sagte Sandecker leise. »Äußerst interessant.«
    »Da komme ich nicht mehr ganz mit.«
    Sandecker tupfte seinen Mund mit der Serviette ab und faltete sie pedantisch sorgfältig zusammen, bevor er sie neben den Teller legte. »Es ist Ihnen offenbar nicht aufgefallen, daß Dirk Pitt sich unsichtbar gemacht hat, kaum daß die Männer in den weißen Kitteln Seagram von Bord der Titanic geschleppt hatten.«
    Donner runzelte die Stirn. »Sie wissen doch bestimmt, wo er ist, Admiral. Sie selbst sind mit ihm befreundet. Und Giordino.«
    »Meinen Sie nicht, daß wir versucht haben, ihn ausfindig zu machen?« antwortete Sandecker mißmutig. »Er ist weg. Einfach verschwunden.«
    »Aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er nicht irgendeinen Hinweis gegeben hat.«
    Sandecker nickte langsam. »Gesagt hat er etwas«, bestätigte er. »Aber es ergibt einfach keinen Sinn.«
    »Was hat er gesagt?«
»Er wolle Southby suchen, hat er erklärt.«
»Wer, zum Teufel, ist Southby?«
    »Wenn ich das wüßte«, sagte Sandecker seufzend. »Wenn ich das nur wüßte –«
79
    Pitt lenkte den Leihwagen vorsichtig über die nasse, schmale Landstraße. Buchen säumten die Allee, und der Regen peitschte die tiefer hängenden Zweige und besprühte die Windschutzscheibe mit einem Film von Nässe, aus dem die Scheibenwischer nur mit Mühe durchsichtige Kreissegmente heraussägten.
    Nach einer enttäuschend langen Suche fühlte Pitt sich jetzt müde und erschöpft. Bei seinen Nachforschungen hatte er dort begonnen, wo Joshua Hays Brewster und seine Bergleute gestartet waren: im Hafen von Aberdeen, Schottland. Er hatte ihren von Toten gesäumten Weg durch England bis fast zu dem alten Ozeandock verfolgt, von dem die Titanic zu ihrer Jungfernfahrt in See gestochen war.
    Von den hin und her gleitenden Scheibenwischern warf er einen kurzen Seitenblick auf das neben ihm liegende Notizbuch. Es war mit den Aufzeichnungen von Daten, Orten, Anmerkungen und herausgerissenen Zeitungsartikeln angefüllt, die er unterwegs gesammelt hatte. Die staubigen Archive der Vergangenheit waren nicht besonders
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