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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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aufschlußreich gewesen.
    »ZWEI AMERIKANER TOT AUFGEFUNDEN« berichteten die Glasgower Zeitungen vom 7. April 1912. Die folgenden Einzelheiten waren spärlich genug. Jedenfalls lagen die beiden Coloradaner John Caldwell und Thomas Price in einem örtlichen Friedhof begraben.
    Ihre Grabsteine enthüllten nichts weiter als ihre Namen und Todestage. Das gleiche galt für Charles Widney, Walter Schmidt und Warner O’Deming. Von Alvin Coulter fand er keine Spur.
    Doch dann blieb noch Vernon Hall. Bisher hatte Pitt dessen Grab nicht finden können. Wo war er ums Leben gekommen?
    Nur ein winziger Hinweis, eine einzige Ortsangabe bot einen Anhaltspunkt. Oder hatte er diese Eintragung in Joshua Hays Brewsters Tagebuch falsch gedeutet? Jagte er einem Gespenst nach? So wie die ganze Jagd nach dem Byzanium bisher eine Art Gespensterjagd gewesen war?
    Aus dem Augenwinkel bemerkte er einen Wegweiser, auf dem die Entfernung nach Southampton mit zwanzig Kilometern angegeben war.
    Pitt fuhr auf der kurvenreichen Straße weiter, bis im grünen Weideland der Küstenebene ein kleiner Ort in Sicht kam. Aber dann sah er durch den Regenschleier die verblichenen Buchstaben eines anderen Wegweisers, und er trat so hart auf die Bremse, daß der Wagen ins Schleudern geriet. Sobald er ihn wieder in der Gewalt hatte, legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr langsam zu jener Stelle zurück, an der ein Feldweg von der Landstraße abzweigte.
    Im strömenden Regen stieg er aus und schob die Weidenzweige beiseite, die den Wegweiser halb verdeckten. Seine Müdigkeit war mit einem Male wie weggeblasen. Er glaubte plötzlich dem Geheimnis von Joshua Hays Brewster und dem Byzanium näher als je zuvor zu sein.
    War vielleicht doch nicht alle Mühe umsonst gewesen?
80
    Marganin saß auf einer Bank nahe beim Springbrunnen auf dem Swerdlow-Platz gegenüber dem Bolschoi-Theater und las eine Zeitung. Eine leichte Erregung befiel ihn, als er – ohne aufzuschauen – spürte, daß jemand sich neben ihn gesetzt hatte.
    Der dicke Mann im zerknüllten Anzug lehnte gemächlich auf der Bank und aß einen Apfel.
    »Gratuliere zur Beförderung, Fregattenkapitän«, murmelte er zwischen zwei Bissen.
    »So wie die Ereignisse sich entwickelt haben, mußte Admiral Sloyuk so handeln«, sagte Marganin, ohne die Zeitung zu senken.
    »Und wie ist Ihre Situation jetzt: nachdem Prevlov nicht mehr da ist?«
    »Der Hauptmann ist zum Feind übergelaufen, und es war nur logisch, mir seinen Posten als Abteilungsleiter im Auslandsgeheimdienst des Sowjetischen Marineministeriums anzuvertrauen.«
    »Unsere zielbewußte Arbeit über Jahre hinweg trägt nun also Früchte.«
    Marganin blätterte ein Zeitungsblatt um. »Wir haben erst die Leiter an den Baum gelehnt«, sagte er in einem bei ihm erstaunlichen Anfall von symbolträchtigem Phantasiereichtum. »Die Früchte müssen wir noch pflücken.«
    »Sie müssen jetzt noch vorsichtiger operieren als zuvor.«
    »Das ist mir klar«, bestätigte Marganin. »Die Affäre Prevlov hat den Marinegeheimdienst beim Kreml sehr in Verruf gebracht. Wir werden jetzt noch einmal doppelt und dreifach überprüft werden, was unsere politische und geheimdienstliche Zuverlässigkeit betrifft. Es wird lange dauern, ehe man mir so vertraut wie Hauptmann Prevlov.«
    »Wir werden uns um eine schnellere Glättung der Wogen bemühen«, sagte der Dicke etwas rätselhaft und tat eine Weile so, als kaute er heftig an einem Stück Apfel. Dann raunte er zwischen Kaubewegungen:
    »Wenn Sie jetzt gehen, mischen Sie sich in die Menge am U-Bahn-Eingang drüben. Einer von unseren Leuten ist ein äußerst geschickter Taschendieb, und er wird diese Fähigkeit jetzt umgekehrt dazu benutzen, Ihnen unbemerkt einen Briefumschlag in die Brusttasche zu manövrieren. Der Umschlag enthält das Protokoll der letzten Zusammenkunft des Stabschefs der United States Navy mit seinen Flottenkommandanten.«
    »Ein ziemlich heikles Material.«
    »Aber so geschickt frisiert, daß Ihre Vorgesetzten trotz der meist echten Angaben falsche Schlüsse ziehen werden.«
    »Die Weitergabe gefälschter Dokumente wird meiner Position nicht gerade dienlich sein.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte der Dicke. »Morgen wird einem Agenten des KGB das gleiche Material zugespielt. Daraufhin wird der KGB es als glaubwürdig klassifizieren. Bei Admiral Sloyuk werden Sie also Ehre damit einlegen.«
    »Auf diese Weise könnte ich meine Stellung wirklich ausbauen«, bestätigte Marganin, immer noch in
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