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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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Abständen mit verbogenen und zerquetschten Trümmerresten zwischen ihren Eisenzähnen wieder empor.
    Zwei Tage später war es soweit. Aus Sicherheitsgründen trugen die Akteure des Bergungsunternehmens aluminiumfarbige Schutzhelme und sahen daher seltsam fremdartig aus. Gene Seagram, übernervös vor hysterischer Ungeduld, ging hin und her und warf zwischendurch einen schnellen Blick dorthin, wo ein Spezialist an der Tresorkammer arbeitete. Mel Donner musterte Seagram mit einer Mischung aus Besorgnis und Mitleid. In seiner Nähe stand Herb Lusky, ein Mineraloge der Meta-Abteilung, mit seinen Analysegeräten. Admiral Sandecker und Kemper unterhielten sich etwas abseits von den anderen.
    Pitt hatte zuvor noch einen Rundgang über die Oberdecks gemacht, auf denen sich vor nicht allzu langer Zeit so dramatische Geschehnisse abgespielt hatten. Jetzt arbeiteten dort Männer, die nichts von jenen Ereignissen wußten – und auch nie etwas davon erfahren sollten. Nach einem letzten Blick in die provisorische Kommandozentrale in der ehemaligen Sporthalle des Wracks stieg Dirk Pitt aus Sonnenschein und Sommerwärme in die Tiefe des Schiffes hinab.
    Dort unten roch es immer noch nach verschimmelt fauligem Holz und Algen und Tang. Ein Frosthauch wehte ihm entgegen, als er die Laderäume erreichte. Vorsichtig stieg er über undefinierbare Überreste von Frachtstücken und Metall und zwängte sich durch die Öffnung zum vordersten Laderaum im G-Deck. Der Spezialist mit dem Schneidbrenner hatte gerade seine Arbeit an einer der massiven Angeln der Tresortür beendet, schaltete den Brennerstrahl aus und schob seinen Schutzschild vom Gesicht hoch.
    »Wie sieht es aus?« fragte Pitt.
    »Damals haben sie wirklich solide Tresortüren gebaut«, antwortete der Mann. »Ich habe den Schloßmechanismus und die Angeln weggebrannt. Aber die Tür sitzt noch eisern fest.«
    »Was jetzt?«
    »Wir werden ein Kabel von dem Doppleman-Kran herablassen und an der Tresortür befestigen«, erklärte der Panzerschrankspezialist. »Dann können wir nur hoffen, daß der Kran mit diesem Ungetüm von Panzertür fertig wird.«
    Es dauerte noch fast eine Stunde, ehe das zwei Zoll starke Stahlkabel fachmännisch an der Tür der Tresorkammer befestigt war. Dann wurde über Sprechfunk das Signal zum Kranführer hochgegeben, und unten traten alle hinter einen Wall von Schutt zurück. Denn ein zerreißendes Kabel von dieser Stärke konnte wie mit einem gewaltigen Peitschenschlag mehrere Menschen töten.
    Aus der Deckung beobachteten Pitt und die anderen, wie das Kabel sich zu spannen begann.
    Zuerst rührte sich nichts. Das straff gespannte Kabel begann geheimnisvoll zu beben. In die gespannte Stille tönte leise das Dröhnen des starken Kranmotors herunter.
    Plötzlich bildete sich ein dünner Spalt am oberen Rand der Tresortür. Schmale Risse zeigten sich an beiden Seiten und schließlich auch am unteren Rand. Mit einem unheimlichen Stöhnen und Knirschen lockerte sich schließlich die gewaltige Masse der Panzertür.
    Kein Tropfen Wasser kam aus der Schwärze der Tresorkammer, während die Panzertür langsam an dem Krankabel nach oben entschwand. In all den Jahrzehnten am Meeresboden war die Tresorkammer wasserdicht geblieben. Die Männer warteten in dumpfer Spannung, bis von oben her das Signal gegeben wurde, daß die Panzertür nicht mehr herabstürzen konnte und geborgen war. Ein seltsam muffigfauliger Gestank wehte ihnen entgegen, als sie sich jetzt der Tresorkammer näherten.
    Pitt hatte sich von einem der Arbeiter eine Handleuchte geben lassen und ließ deren Strahl jetzt durch das Innere der Tresorkammer huschen.
    Hinter ihm drängten sich die anderen. Sie sahen alle die zehn Holzkisten, die mit dicken Lederriemen in den Halterungen festgezurrt waren. Aber sie sahen noch etwas anderes, das sie mit Grauen und würgendem Ekel erfüllte. Es waren die mumifizierten Überreste eines Menschen.
77
    Er lag in einer Ecke der Tresorkammer. Seine Augen waren geschlossen und tief in den Höhlen versunken. Die Haut geschwärzt und pergamentartig spröde. Nur das weiße Kopfhaar und der Bart waren gut erhalten. Die fast zum Skelett zusammengeschrumpfte Mumie war eingehüllt in einen schimmelpilzartigen Überzug, der deutlich sichtbar zerfiel, als Luft in die Kammer drang.
    Den Männern am Eingang wehte eine Woge so sumpfartig stinkender Verwesungsgase entgegen, daß einige würgend und sich übergebend beiseite treten mußten.
    Donner unterdrückte das Gefühl von Ekel
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