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Bei Interview Mord

Bei Interview Mord

Titel: Bei Interview Mord
Autoren: Oliver Buslau
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Prolog
    Der Mann bremste zuerst. Er hielt auf der linken Seite der Straße an einer Abzweigung. Nur Sekunden später kam die Frau aus dem Wald, brachte ihr Fahrrad ebenfalls zum Stehen und sah sich um.
    Die einsame Kreisstraße, die sie von Wipperfürth aus hier heraufgeführt hatte, blieb auf der Höhe und säumte den Waldrand. Ein kurzer Blick, ein Nicken, dann war die Entscheidung gefallen. Sie würden den romantischeren Weg ins Tal einschlagen, der in großem Bogen durch Weiden, vorbei an einem abseits gelegenen Bauernhof verlief.
    Fast gleichzeitig rollten sie los, vorbei an einem dreieckigen Schild mit einer geschwungenen schwarzen Linie: »Besonders gefährliche Kurven auf 2 km«.
    Es war einer der letzten Septembertage. So sommerlich warm, dass man hätte meinen können, es sei noch August. Es war vielleicht die letzte Gelegenheit in diesem Jahr, mit dem Rad neue Wege zu entdecken, versteckte Winkel zu erkunden.
    Mit großem Schwung erreichten sie die Talsohle. Die Steigung, die folgte, war erträglich; die beiden hatten im Sommer genug Gelegenheit zum Training gehabt.
    Bald umfing sie der Wald. Die Straße verlief in breiten Kurven. Sie umrundeten einen kleinen Bergvorsprung, um den sich die Straße scharf gebogen herumlegte. Danach ging es nur noch geradeaus. Und immer hinauf, hinauf, hinauf.
    Die Frau rief dem Mann, der einen leichten Vorsprung gewonnen hatte, etwas zu.
    Er hielt an. Die Frau hatte bereits gestoppt, und der Mann kam die paar Meter zurückgefahren.
    Hier führte ein breiter Wirtschaftsweg in den Wald und verlor sich irgendwo oberhalb der Straße. Die Frau deutete in das Unterholz.
    Pilze! Vielleicht gab es Steinpilze dort oben! Man konnte ja mal nachsehen.
    Sie schoben die Räder in den unbefestigten Weg, ließen sie auf dem weichen Waldboden liegen und liefen den Berg hinauf. Der Wirtschaftsweg war schon nach wenigen Metern zu Ende; danach kam nur noch ein schmaler Pfad, der steil bergauf führte. Die enge Kurve der Straße musste ein Stück unterhalb liegen, verborgen durch das dichte Laub.
    Die Frau bückte sich und drückte das Unterholz zur Seite. Sie schüttelte den Kopf und ging weiter. Der Mann begann ebenfalls zu suchen, wurde nicht fündig und versuchte es woanders. Nach und nach trennten sie sich, und sie waren bereits an ganz verschiedenen Stellen des Waldes damit beschäftigt, Pilze zu suchen, als ein fernes Geräusch zu hören war.
    Ein Auto? Nein, das Knattern war heller, aggressiver. Es kam näher. Ein Motorrad.
    Die Frau wollte die Suche gerade aufgeben. Sie sah sich um. Wo war ihr Mann geblieben?
    Irgendwo weiter hinten, mehr zu der Felsnase hin, schien sich etwas zu bewegen. Sie rief etwas, und da erhob er sich auch schon aus dem Unterholz. Er zuckte die Schultern. Es hatte keinen Zweck.
    Das Knattern des Motorrads wurde lauter. Das Fahrzeug befand sich offensichtlich auf der langen Gerade, die von oben auf die Haarnadelkurve zuführte. Für einen winzigen Moment setzte das Motorengeräusch aus, um sich dann noch einmal zu steigern.
    Das Knattern schallte brutal durch den Wald. Wie eine Kreissäge. Und da krachte es. Dazu ein Schleifen, Splittern und Ächzen. Ein Knall. Und weiter das brüllende Sägen. Ein Geräusch wie von einer wild gewordenen Monsterhornisse.
    Und plötzlich: Stille!
    Der Mann und die Frau rannten durch das Unterholz hin zu dem Abhang. Zweige schlugen ihnen ins Gesicht. Es schien ewig zu dauern, bis sie endlich an der steilen Kante angekommen waren, von der man die Stelle überblicken konnte.
    Die Frau erreichte die Kante als Erste. Sie suchte die Straße ab, aber dort war nichts zu sehen. Zwischen dem Wald und der Straße erstreckte sich eine kleine Grasfläche. Dort lag das Motorrad. Ein Stück weiter hinten, wo die Bäume begannen, zeichneten sich zwei merkwürdig verdrehte Schatten ab. Etwas lenkte den Blick der Frau wieder zur Straße. Eine Bewegung.
    Der Mann brach durch die Zweige, überblickte die Szenerie und rutschte den Abhang hinunter.
    »Das Handy!«, rief er. »Hol das Handy!«
    Die Frau fand aus ihrer Erstarrung. Ja sicher, das Handy. Es war in der Fahrradtasche.
    Sie machte kehrt und rannte in den Wald. Hinunter zu dem Wirtschaftsweg. Als sie dort ankam, fiel ihr ein, dass sie gar nicht genau wusste, wo sie waren. Sie würde den ganzen Weg von Wipperfürth erklären müssen.
    Mit zitternden Fingern wählte sie den Notruf.

Mord
    Ich konnte die Scheine drehen und wenden, wie ich wollte. Dreihundertachtzig Euro blieben dreihundertachtzig
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