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Hebt die Titanic

Hebt die Titanic

Titel: Hebt die Titanic
Autoren: Clive Cussler
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doppelsinnigen Beschreibung erkennen.«
    »Aber er ist unbehelligt an Bord der Titanic gekommen«, sagte Donner. »Die Franzosen haben ihm nichts getan.«
    »Ich vermute, der Boden ist den französischen Agenten zu heiß unter den Füßen geworden«, meinte Pitt. »Die englische Polizei muß ja die Fährte der Toten ebenso verfolgt haben wie ich.«
    »Die Franzosen mußten einen internationalen Skandal von gigantischem Ausmaß befürchten und haben im letzten Moment einen Rückzieher gemacht«, warf Kopiin ein.
    »Das ist eine Theorie«, bestätigte Pitt.
    Sandecker schüttelte gedankenvoll den Kopf. »Die Titanic versank… und damit geriet alles durcheinander.«
    »Warum hat Brewster sich in der Tresorkammer der Titanic einschließen lassen?« fragte Donner verwirrt. »Er hätte doch versuchen können, sich zu retten.«
    »Schuldbewußtsein ist ein gewichtiges Selbstmordmotiv«, erklärte Pitt. »Brewster war verrückt. Soviel wissen wir. Sein Plan, das Byzanium den ursprünglichen Besitzern zu stehlen und an seine eigene Regierung zu verkaufen, hatte vielen Leuten das Leben gekostet – unter anderem auch acht seiner engsten Freunde. Viele Männer und Frauen haben sich wegen weit geringerer Verfehlungen das Leben genommen.«
    »Nicht weitergraben!« rief Kopiin in diesem Moment. Er kniete über einem offenen Kasten mit Geräten und Meßinstrumenten zur Analyse von Mineralen. »Aus der Füllmasse über dem Sarg lese ich radioaktive Ausstrahlung ab.«
    Die Männer mit den Schaufeln krochen aus dem Loch. Die übrigen scharten sich um Kopiin und beobachteten gespannt, wie er mit seinen Geräten hantierte und dann an das offene Grab trat.
    Sandecker zog eine Zigarre aus der Brusttasche, steckte sie zwischen die Lippen, zündete sie aber nicht an. Keiner sprach ein Wort. In der Morgenstille war nur das Zwitschern von Vögeln zu hören – unnatürlich fröhlich klingende Laute in dem nervösen Schweigen.
    Kopiin musterte die mit Gesteinsbrocken vermischte Erde.
    Schließlich bückte er sich ins Grab hinab, nahm einige kleinere Steinbrocken und untersuchte sie. Als er hochschaute, verklärte ein Lächeln sein Gesicht, und wie einen Jubelruf sprach er das eine Wort aus: »Byzanium!«
    »Es… ist also da?« fragte Donner in ehrfurchtsvollem Flüsterton. »Es liegt wirklich alles in dem Grab?«
    »Hochgradiges Erz«, verkündete Kopiin. »Es muß natürlich aufbereitet werden. Aber es ist mehr als genug da, um das Projekt Sizilien zu vollenden.«
    »Gott sei Dank«, sagten Donner und Pitt fast gleichzeitig.
    Kopiin blickte in das Grab. »Genie und Irrsinn sind einander wirklich sehr nahe«, sagte er nachdenklich. »Brewster hat das Erz als Grabfüllung benutzt. Ein Laie hätte das Erz in dem Sarg vermutet und dort nichts als die Gebeine des Toten gefunden. Nur ein Mineraloge mit entsprechenden Meßgeräten konnte feststellen, wie wertvoll die Grabfüllung war.«
    »Ein ideales Versteck«, bestätigte Donner. »Praktisch für jeden zugänglich.«
    Sandecker ging auf Pitt zu, ergriff dessen Hand und sagte nur: »Ich danke dir.«
    Pitt antwortete nicht. Er fühlte sich unsagbar müde – zu müde, um diesen Triumph jetzt schon genießen zu können.
    Sandecker schien Pitts Gefühle zu erraten. »Du siehst so aus, als brauchtest du Erholung«, sagte er leise. »Ich will dich mindestens drei Wochen nicht in meinem Büro sehen.«
    »Das habe ich gehofft«, sagte Pitt mit einem matten Lächeln.
    »Aber könntest du mir wenigstens verraten, wo du dich verkriechst?« fragte Sandecker. »Nur falls NUMA in einem dringenden Notfall Verbindung mit dir aufnehmen muß.«
    »Natürlich«, sagte Pitt und überlegte einen Moment. »Ich habe da bei den Bergungsarbeiten eine bemerkenswert hübsche und tapfere Frau kennengelernt. Mit der möchte ich ein paar ruhigere Tage verbringen als an Bord der Titanic. Ich schätze, du kennst sie und weißt auch, wo sie für NUMA erreichbar sein wird.«
    Sandecker schmunzelte wissend und vergnügt. »Dann wünsche ich euch beiden schöne Tage.«
    »Danke.«
    Kopiin trat heran und legte Pitt die Hand auf die Schulter. »Ich hoffe, wir sehen uns irgendwann einmal wieder.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Pitt herzlich. Donner sah ihn an. »Endlich geschafft«, sagte er, und seine Stimme klang heiser vor innerer Erregung.
    »Ja«, sagte Pitt. »Wir sind am Ziel.«
    Er nickte den Männern mit diesem matten, müden Lächeln zu, wandte sich ab und ging davon. Alle ahnten es: Dirk Pitt wollte jetzt allein
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